Pokalwettbewerbe | Peter H. Eisenhuth | 14.10.2020

„Andernfalls müssten wir nicht antreten“

Dennis Ritz, Kapitän der TuS Marienborn, über das am Mittwochabend stattfindende Pokalspiel gegen den 1.FC Kaiserslautern, die Chance und Herangehensweise des Außenseiters und die äußeren Umstände.
Sich hinten reinstellen, sagt Dennis Ritz, könne die TuS Marienborn nicht. Auch nicht gegen den FCK.
Sich hinten reinstellen, sagt Dennis Ritz, könne die TuS Marienborn nicht. Auch nicht gegen den FCK. | Eva Willwacher

Marienborn. Vor einem Jahr drang die TuS Marienborn erstmals bis ins Viertelfinale des Südwestpokals vor, in dem sie sehr unglücklich mit 0:1 beim Ligakonkurrenten TuS Rüssingen scheiterte. Auch in der laufenden Saison bietet sich dem Verbandsligisten die Chance, zu den letzten acht Mannschaften des Wettbewerbs zu gehören. Die dafür zu bewältigende Hürde könnte allerdings höher nicht sein: Am Mittwochabend kommt der 1. FC Kaiserslautern an die Kirschhecke. Anstoß ist um 19 Uhr.

 

Herr Ritz, gehen Sie das Spiel am Mittwochabend an wie ein normales Pokalspiel? Kann man das angesichts des gegnerischen Namens überhaupt?

Der Name des Gegners macht in der Vorbereitung keinen großen Unterschied aus. Klar, man macht sich schon Gedanken, jeder hat wahrscheinlich ein paar Bilder im Kopf und malt sich aus, was passieren könnte. Aber letztlich geht es darum, am Mittwochabend möglichst erfolgreich Fußball zu spielen. Es sind eher die äußeren Umstände, die das Ganze etwas erschweren.

Welche Bilder sind das bei Ihnen?

Ich erhoffe für uns natürlich das Bestmögliche. Uns allen ist bewusst, dass es kein einseitiges Spiel zu unseren Gunsten wird, aber ich gehe in Gedanken schon mal durch, wie es günstig ablaufen kann. Wie wir vielleicht ein Tor schießen oder uns in die Verlängerung retten. Das klingt alles unwahrscheinlich, ist aber nicht ganz unmöglich. Andernfalls müssten wir nicht antreten.

Trainer Kayhan Cakici hat der Mannschaft am Montag Videoclips gezeigt, um sie mit der Spielweise des 1.FC Kaiserslautern vertraut zu machen…

…ja, das war auch anders als sonst. Kayhan war beim Spiel des FCK in Wiesbaden und hat aus seinen Aufnahmen eine Reihe von Szenen zusammengeschnitten. Ich habe mir darüber hinaus auch Videos von anderen Lauterer Saisonspielen angeschaut, zum Beispiel vom Pokalspiel in Meisenheim in der vorigen Runde. Dass es so viel Bildmaterial gibt, ist der Vorteil, den man als Amateurverein hat, wenn man gegen Profis antritt. Den sollte man auch nutzen.

Welches Ziel setzen Sie sich mit der TuS für Mittwochabend?

Das Ziel muss mehr sein, als nicht unterzugehen. Selbstverständlich sind wir als Verbandsligist gegen einen Drittligisten der krasse Außenseiter, aber die tabellarische Situation des FCK ist sicher nicht so, dass er vor Selbstbewusstsein strotzt. Wir müssen von Anfang an gut dagegen- und das Spiel lange offenhalten. Wenn es uns gelingt, deren Aufbau zu stören und Standards zu verteidigen, wenn wir vor dem eigenen Tor nichts anbrennen lassen, schaltet sich vielleicht auch bei den Profis der Kopf ein und sie machen Fehler.

Ihre Mannschaft hat einen bestimmten Stil. Sie will Fußball spielen, ist offensiv ausgerichtet. Haben Sie Angst, damit gegen den FCK ins offene Messer zu laufen? Müssen Sie defensiver auftreten?

Es würde wenig Sinn ergeben, unser Spiel komplett umzustellen. Klar, wir werden den Ball seltener haben, als es in Ligaspielen der Fall ist, und wir werden weniger Tormöglichkeiten bekommen – also müssen wir die wenigen nutzen. Aber wir sind nichts anderes gewohnt, als unseren Fußball zu spielen, darauf sind unsere Abläufe ausgerichtet, die Automatismen sitzen. Deshalb können wir jetzt nicht einfach umstellen und uns hinten reinstellen. Das können wir gar nicht. Und wenn der Gegner uns hinten reindrückt, müssen wir versuchen, uns so gut und so oft es geht zu befreien und eigene Akzente zu setzen.

Sie haben am Anfang bereits die äußeren Umstände angesprochen. Geplant war das Spiel vor 250 Zuschauern, nach der am Montag in Kraft getretenen städtische Verordnung sind jedoch gar keine Fans zugelassen. Beeinflusst dies das Ganze?

Diese Entscheidung hat die Stimmung im Abschlusstraining am Montag tatsächlich ein bisschen gedrückt. Das Besondere an diesem Spiel ist es ja, einen solchen Gegner in einem Pflichtspiel zu Hause zu haben. Dass keine 1000 Zuschauer auf den Platz kommen dürfen, war von Anfang an klar, aber wir hatten uns sehr darauf gefreut, wenigstens vor dem engsten Kreis von Freunden, Familien- und Vereinsangehörigen zu spielen. Es ist sehr schade, dass auch das jetzt nicht möglich ist. Aber die Vorfreude auf das Spiel an sich nimmt uns das nicht.

Ihr Trainer hatte ursprünglich auch darauf gesetzt, mit guten Aktionen die Emotionen der Zuschauer anzuheizen und dadurch für Stimmung von außen zu sorgen. Müssen Sie sich jetzt auf dem Platz und von der Bank aus mehr pushen?

Mit Geisterspielen hat Kaiserslautern mehr Erfahrung als wir. Wir kennen das nur von unserem vorletzten Pokalspiel in Ingelheim. Ich gehe davon aus, dass der Gegner mehr Lautstärke einbringen wird, weil Profimannschaften mehr miteinander reden. Für uns wird es darum gehen, das ebenfalls zu machen, um die Anfeuerung auf dem Feld nicht einseitig werden zu lassen.

Wenn Sie es in Prozent ausdrücken müssten: Wie groß sehen Sie die Chance, mit der TuS am Mittwochabend das Viertelfinale zu erreichen?

Ui. Ich gehe davon aus, dass wir neun von zehn Spielen irgendwie verlieren würden, mal mehr, mal weniger deutlich. In einem Spiel haben wir die Chance, wenn der Gegner uns die Möglichkeit gibt und wir über uns hinauswachsen. Das macht dann zehn Prozent. Ich hoffe, dass wir genau dieses eine Spiel am Mittwoch erwischen.

Das Gespräch führte Peter H. Eisenhuth.

 

Da keine Zuschauer zugelassen sind, hat die TuS Marienborn einen Livestream eingerichtet. Zu sehen ist das Spiel hier.

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