Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 23.11.2020

„Das ist Identifikation mit Mainz 05“

Bei aller Erleichterung über den ersten Saisonsieg ist Spielern und Verantwortlichen des FSV Mainz 05 bewusst, dass die Leistung beim 3:1 in Freiburg kein Einzelfall bleiben darf – und dass sie nicht zum Selbstläufer wird.
Jean-Paul Boëtius überzeugte in Freiburg nicht nur wegen seiner Vorbereitung des dritten Treffers.
Jean-Paul Boëtius überzeugte in Freiburg nicht nur wegen seiner Vorbereitung des dritten Treffers. | René Vigneron

Freiburg. Freude, Erleichterung, „eine gewisse Befreiung“ (Sportvorstand Rouven Schröder): Das waren die vorherrschenden Gefühle bei Spielern und Verantwortlichen des FSV Mainz 05 am Sonntagabend nach dem 3:1-Sieg beim SC Freiburg. Ein Erfolg, der übrigens eine gewisse Parallele zur Saison 2004/05 aufweist, der ersten, in der sich die beiden Klubs in der Ersten Liga begegneten.

Damals waren die Mainzer vom letzten Hinrundenspieltag an siebenmal sieglos geblieben, lediglich ein Unentschieden war ihnen in dieser Phase gelungen (ein wenig begeisterndes 0:0 gegen Arminia Bielefeld). Und dann schossen sie sich mit einem 5:0 gegen die Breisgauer den Frust von Körper und Seele.

Sicher, deckungsgleich war die Situation mit der heutigen nicht. Nicht nur, weil der Kantersieg am heimischen Bruchweg gelang, sondern vor allem, weil die Mainzer sich jetzt in einer deutlich bedrohlicheren Lage befanden als vor fünfzehneinhalb Jahren mit einem gewissen Polster auf die Abstiegsplätze. Am Sonntag reisten sie als Tabellenletzter nach Freiburg, nach Spielende waren sie, knapp, aber immerhin, an Schalke 04 und Arminia Bielefeld vorbeigezogen. Und auf dem Heimweg verließen sie sogar den Relegationsplatz, weil der 1.FC Köln zu Hause Union Berlin unterlag.

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Boëtius betont die Intensität

Das wirkte, als hätten die 05er sich darangemacht, das Feld von hinten aufzurollen – doch zu solchen Äußerungen im Überschwang der Gefühle ließ sich keiner der Beteiligten hinreißen. Ganz im Sinne der Mahnung, die Jan-Moritz Lichte in der Pressekonferenz aussprach: „Wir dürfen nicht das Gefühl mitnehmen, dass jetzt alles weitere automatisch folgt.“

Sportvorstand Rouven Schröder („Der Sieg ist schön für die Mannschaft, für den ganzen Verein, auch für die Fans, die uns trotz der nicht einfachen Situation die Daumen gedrückt haben“) wünschte sich von seinen Spielern „die Gier, dieses Gefühl häufiger zu erleben“. Ähnlich formulierte es Jean-Paul Boëtius, der auch erläuterte, warum die Sieglosserie im achten Saisonspiel zu Ende gegangen war: „Wir haben heute an uns, an unsere Stärken geglaubt“, sagte der Mittelfeldspieler, der mit einem feinen Durchstecker das 3:0 vorbereitet (und nicht nur deshalb überzeugt) hatte.

Boëtius hob die hohe Intensität hervor, mit der jeder für den anderen gekämpft habe: „Das ist Identifikation mit Mainz 05, daran müssen wir weiter arbeiten.“ Und im Unterschied zu den Spielen der vergangenen Wochen, in denen das Team einen möglichen Sieg oder zumindest weitere Unentschieden verpasst hatte, „waren wir heute sehr effizient. Gleich mit dem ersten Schuss. So sollte es sein, dass wir versuchen, jede Torchancen mit Überzeugung zu nutzen. Die hat uns in den letzten Spielen gefehlt, heute war sie da“.

Hack hebt die Stabilität hervor

Erstmals in der Anfangsformation gestanden hatte Alexander Hack. „Aber einen direkten Zusammenhang mit den drei Punkten würde ich nicht sehen“, sagte er lachend. Entscheidend sei vielmehr gewesen, dass alle Akteure ihre Leistung zu 100 Prozent abgerufen hätten. Die Stabilität der ersten Halbzeit – in der neben Jean-Philippe Matetas Hattrick zwei weitere Großchancen, einmal nicht gut genug zu Ende gespielt, einmal von Torwart Florian Müller vereitelt, die Vorentscheidung hätten bedeuten können – ging nach dem Seitenwechsel zwar zweitweise verloren. Nils Petersens 1:3 hätte nicht der letzte erfolgreiche Freiburger Abschluss bleiben müssen, Lucas Höler vergab den scheinbar sicheren Anschlusstreffer.

„Aber am Ende haben unsere vorderen Spieler die Freiburger zugestellt, der Gegner musste lange Bälle spielen, und die haben wir alle gut verteidigt“, sagte Hack. Das Lob des Innenverteidigers galt auch den eingewechselten Kollegen: „Diejenigen, die reingekommen sind, haben neue Energie gebracht. Das war wichtig.“

All dies zusammen führte dazu, dass Rouven Schröder am Sonntagabend sagen konnte: „Heute hat Mainz 05 gewonnen. Das ist ein richtig schöner Satz, den wir häufiger aussprechen wollen.“

 

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