Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 30.08.2019

Drei Dinge braucht der Mainzer

Im Spiel beim FC Bayern München geht es 05-Trainer Sandro Schwarz am Samstag (15.30 Uhr) darum, „unseren Ansprüchen gerechtzuwerden“. Zu rechnen ist mit einem Einsatz des zurückgekehrten Ádám Szalai.
Auch er weiß, wie es geht: Jean-Paul Boëtius (l., gegen Niklas Süle) erzielte im vorigen Oktober bei der 1:2-Heimniederlage gegen die Bayern sein erstes Bundesligator.
Auch er weiß, wie es geht: Jean-Paul Boëtius (l., gegen Niklas Süle) erzielte im vorigen Oktober bei der 1:2-Heimniederlage gegen die Bayern sein erstes Bundesligator. | Eva Willwacher

Mainz. Was geht dem 05-Fan durch den Kopf, wenn er sich an den jüngsten Auftritt seiner Mannschaft beim FC Bayern erinnert? „Denk ich an München in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“? Oder: „Denk ich an München, Mitte März, dann bricht mir mein rot-weißes Herz“? Oder: „Das Ganze ging mir auf den Sack, drum leert ich einen Sechserpack“?

Wir wissen es nicht, und Sandro Schwarz mag sich mit der 0:6-Niederlage, einem Tiefpunkt der vorigen Saison nicht mehr beschäftigen. In der Vorbereitung auf die samstägliche Aufgabe beim Rekordmeister müssen seine Akteure auch nicht befürchten, mit Bildern von damals konfrontiert zu werden. „Das spielt keine Rolle mehr“, sagt der Trainer. Angebracht wäre es freilich, wenn die Mainzer diesmal beherzigten, was ihr Coach sich schon im Frühjahr gewünscht hatte: dass sie aggressiv attackieren und die Bayern nicht einfach machen lassen.

„Schwierigstes Spiel dieser Saison“

Auch wenn die 05er sich nicht auf den Weg nach Fröttmaning machen, um dort als Punktelieferant aufzutreten, wählt Schwarz andere Kriterien für einen zufriedenstellenden Nachmittag. Im „schwierigsten Spiel dieser Saison“ gehe es darum, sich über Leistung zu definieren. „Der Fokus liegt darauf, unseren Ansprüchen gerechtzuwerden.“

Hertha BSC hat beim 2:2 zum Saisonauftakt gezeigt, dass die Münchener noch verwundbar sind, der FC Schalke 04 hatte am vorigen Samstag bei seiner 0:3-Heimniederlage zumindest eine längere Phase, in der ein deutliches besseres Resultat möglich schien. Sandro Schwarz nennt drei Dinge, die eintreten müssen, um womöglich doch den ersten Punkt in dieser Spielzeit mitzunehmen: „Man muss sehr gut verteidigen. Man muss bei den eigenen Angriffen sehr effizient sein. Und man braucht in der einen oder anderen Situation Matchglück.“

In Gelsenkirchen würden sie einen vierten Punkt anhängen: Man braucht gegebenenfalls einen Schiedsrichter und oder Videoassistenten, die Münchener Handspiele im eigenen Strafraum so ahnden, wie sie es auch auf der anderen Seite täten.

Jeweils erst ein Torschütze

Fünf Tore hat der FC Bayern an den ersten beiden Spieltagen erzielt, vier mehr als die Mainzer. Die Anzahl der Torschützen ist allerdings identisch: Für alle Münchener Treffer zeichnete Robert Lewandowski verantwortlich. Ihn gelte des im Kollektiv zu verteidigen, sagt Schwarz. Manndeckung sieht es nicht als geeignetes Mittel an; wie der Pole sich solcher Bewachung entzieht, hat er beispielsweise bei seinem dritten Streich auf Schalke gezeigt.

„Wir müssen schon die Passgeber unter Druck setzen“, fordert Schwarz, die Bälle sollen gar nicht erst bei Lewandowski ankommen. Und im Strafraum müssten seine Verteidiger so eng beim Bayern-Stürmer sein, dass sie dessen Abschlüsse verhindern könnten. Ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit wird der Mainzer Innenverteidigung abverlangt – wer in einer Aktion gegen den 31-Jährigen zu früh abschaltet, droht prompt bestraft zu werden.

So konsequent seine Leute verteidigen sollen, so entschlossen sollen sie die eigenen Angriffsmöglichkeiten zu Ende bringen. Es steht zu erwarten, dass es nicht allzu viele sein werden, umso wichtiger wird es sein, mit aller Konsequenz zum Abschluss zu kommen. Vieles spricht dafür, dass Ádám Szalai dazu beitragen soll; der Ungar dürfte vier Tage nach seiner Unterschrift am Bruchweg sein Comeback im 05-Trikot geben. (siehe auch: Von wegen „They never come back“ – Wiederholungstäter von A(llagui) bis Z(idan))

In die richtigen Bahnen lenken

„Ádám steht voll im Saft, er hat die Vorbereitung in Hoffenheim mitgemacht, hatte Testspielminuten und einen Pokaleinsatz in Würzburg, er ist im Rhythmus“, sagt Sandro Schwarz. Dass Szalai auch schon in München gescort hat, unter anderem mit dem Sietreffer beim Mainzer 2:1 vor neun Jahren, spricht ebenfalls nicht gegen ihn. „Es ist immer positiv, wenn Spieler über frühere Erfolge für sich bestimmte Bilder erstellen können.“

Eine Systemänderung erfordere ein Einsatz des Stürmers nicht. „Wegen Ádám müssen wir nicht von der Raute abweichen“, sagt Schwarz und betont die Stärken seines neuen Mannes: „Er hat eine sehr gute Ballbehauptung, kann den Ball auch mit dem Rücken zum Tor für die Mittelfeldspieler halten, hat ein gutes Freilaufverhalten und Präsenz im Strafraum.“

Szalais Aufgabe sei es, die Qualität, die er über die Jahre hinweg nachgewiesen habe, auf den Platz zu bekommen. Mit seiner Erfahrung könne er zudem Verantwortung in der Kabine übernehmen. „Er kam in dieser Woche mit einem breiten Grinsen im Gesicht an“, erzählt Schwarz. „Ádám freut sich, wieder bei uns zu sein und due Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken.“

 

Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier.

Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)