Oberliga | Peter H. Eisenhuth | 03.06.2025

Anlaufschwierigkeiten, leichte Missstimmung – und ein 9:0

Nach fünf Einzeln ist die Begegnung entschieden, das sechste muss in der Halle zu Ende gespielt werden. Weil der TC BW Bad Ems 2 anschließend darauf beharrt, die Doppel auszutragen, gewinnt der TSV Schott mit 9:0.
Cyril Vandermeersch war der einzige Schottler, der sein Einzel nicht im Freien beenden konnte.
Cyril Vandermeersch war der einzige Schottler, der sein Einzel nicht im Freien beenden konnte. | Archiv/Eßling

Mainz. Die Begegnung mit der Zweiten Mannschaft des TC Blau-Weiß Bad Ems hielt einiges bereit, was Jörg Daum während seiner vielen Jahre im Tennisgeschäft noch nicht erlebt hatte. Zum Beispiel, dass seine Mannschaft am zweiten Spieltag hintereinander alle Einzel gewinnt – das war dem TSV Schott bereits am Vortag gegen den TuS Neunkirchen (→ Druck, Mut und Nervenkitzel) gelungen. Gegen die Saarländer stand am Ende ein 8:1, diesmal lautete das Resultat 9:0.

Das 6:0 vor den Doppeln mochte nach einer Opferrolle der Gäste aussehen, doch der Eindruck täuschte ein wenig. So klar wie die Zwischenbilanz glauben machte, waren die meisten Matches nicht verlaufen. Adan Freire da Silva, Lukas Hamacher und Elias Peter mussten an den Positionen zwei, vier und fünf hart arbeiten, um sich ihre ersten Sätze mit 7:5 zu holen. „Alle drei hatten Anlaufschwierigkeiten, aber danach kamen sie glatt durch“, sagte Daum.

Der Schott-Trainer war nicht nur mit den Ergebnissen, sondern auch mit der Qualität der Matches zufrieden, was nicht zuletzt an der Bad Emser Gegenwehr lag. Selbst Steffen Hillenmeier hatte mit Jonathan Dazert mehr Mühe, als das 6:3, 6:1 ausdrückt. Lediglich Sven König ließ an sechster Position Leo Ehrenrechner keine Chance.

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Daum bedauert die Entwicklung

Dass die Gäste, deren Erste Mannschaft von Ende Juni an in der Regionalliga aufschlägt, nicht in ausländische Akteure fürs Regionalligateam investieren würden, hatte Daum vor Saisonbeginn vermutet. „So traurig das ist, aber das passiert, wenn du nur mit deutschen Spielern antrittst“, sagte er. „So hat sich leider nicht nur die Oberliga in den vergangenen Jahren entwickelt.“

Leichte Missstimmung kam auf, als Oberschiedsrichter Christoph Berlenbach wegen des einsetzenden heftigen Regens verfügte, in die Halle umzuziehen. Zu diesem Zeitpunkt lief nur noch das Topspiel zwischen Cyril Vandermeersch und dem amtierenden Rheinland-Pfalz-Meister Tristan Reiff. Der Stand: 6:3, 3:4, 15:40. „Reiff wäre es lieber gewesen, das Match zu unterbrechen und nach dem Regen draußen weiterzumachen“, sagte Daum. „Er wusste, dass er die Partie in der Halle nicht würde drehen können.“

Vandermeersch wiederum plädierte für den Umzug, ihm war das Verletzungsrisiko auf dem aufgeweichten Sandplatz zu groß; nicht noch einmal will der Franzose eine Saison frühzeitig beenden müssen, wie nach seinem Handgelenkbruch vor einem Jahr. Drinnen gewann er den zweiten Satz mit 6:4, „und danach waren die Bad Emser so angepisst, dass sie die Doppel ausspielen wollten“, nannte der Schott-Trainer den zweiten ungewohnten Aspekt an diesem Spieltag.

Matchball nach 20 Uhr verwandelt

Für die Nicht-Insider: Üblicherweise verständigen sich die Mannschaften bei Spielständen von 6:0 und 5:1 darauf, die Doppel zu canceln und so zu werten, dass am Ende ein 7:2 oder 8:1 steht. „Das 9:0 kam nur zustande, weil die Gegner unbedingt weitermachen wollten.“ Lediglich Hillenmeier/König gewannen kampflos, Hamacher/Peter in zwei Sätzen.

Was Daum in Erstaunen versetzte, war die Ernsthaftigkeit, mit der Vandermeersch/Freire da Silva ihr Match gegen Reiff/Dazert betrieben, obwohl es um nichts mehr ging, außer früh nach Hause zu kommen. „Es war schon nach 20 Uhr, als sie den Matchball verwandelten. Das war wirklich außergewöhnlich.“

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