Zweite Bundesliga Damen | KATJA PUSCHER | 05.03.14 ASC-Centerin Jandová denkt nicht ans Aufhören Diese eine Sekunde am 20. Oktober 2013 hat etwas verändert. Gabriela Jandová ackerte drei Jahrzehnte lang unter den Basketballkörben, einige Jahre davon als Profispielerin. Die Centerin des ASC Mainz trug früh und weit mehr als 100-mal das tschechische Nationaltrikot, feierte Meistertitel in ihrem Geburtsland, hatte Engagements im europäischen Ausland und wechselte im Januar 2003 zum ASC Mainz. In den vielen, vielen Jahren als Basketballerin auf Leistungssportniveau ist (fast) nichts passiert. Bis zu diesem Zweitliga-Auswärtsspiel bei Grüner Stern Keltern vor rund vier Monaten. Kreuzbandriss im rechten Knie. Mit 40 Jahren. Täglich quält sich Gabriela Jandová derzeit beim Reha-Training. Die ehrgeizige ASC-Centerin will nach ihrem Kreuzbandriss zurück zu alter Stärke finden. | Foto: Katja Puscher Der Weg zurück unter die Körbe ist mühsam... | Foto: Katja Puscher ... und eintönig. Aber die Aussicht auf ein Comeback im Zweitliga-Team motiviert. | Foto: Katja Puscher Mainz. Es war nach Nasenbeinbruch und Hand-OP die erste schwere Verletzung. „Ich habe bisher sehr viel Glück gehabt“, sagt Gabriela Jandová und fügt hinzu: „Aber ich habe es nicht so zu schätzen gewusst. Heute weiß ich, dass das nicht normal war.“ Der Körper hatte immer glänzend funktioniert. Zweifel daran kannte Jandová nicht. Jetzt ordnet sie dieses Geschenk ganz neu ein. „Andere verletzen sich mit 20 Jahren, und das ist dann das Ende vom Leistungssport. Ich bin kurz über 40 und denke noch nicht ans Aufhören.“ Dabei ist der Weg zurück mühsam. Für den Körper. Für den Kopf. Für die Nerven. „Alle sagen mir, ich muss Geduld haben“, erzählt die 1,90-Meter-Athletin. „Aber ich kriege Ausschlag, wenn ich das höre.“ Das Reha-Zentrum in Mombach ist derzeit Jandovás Sportstätte. Die Physiotherapeuten helfen dabei, im rechten Kniegelenk und Bein wieder zu alter Stabilität, Beweglichkeit und Muskulatur zu finden. „Wenn ich es irgendwie hinkriege, bin ich täglich zwei Stunden hier, am Wochenende auch mal länger“, berichtet die ASC-Centerin. Pezziball, Therapiekreisel, Theraband. Neben unzähligen Runden auf dem Ergometer kommen regelmäßig Schwimmeinheiten („Das ist langweilig, aber es tut gut“) hinzu. Derzeit ist die komplette eigenständige Streckung des rechten Knies das Ziel, dann erst geht’s ans lockere Laufen („Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal nach dem Joggen sehnen werde“). Schritt für Schritt. Lädiertes Knie fordert seine Ruhephasen Über den bisherigen Genesungsverlauf kann sich die Centerin mit deutschem Pass nicht beschweren. Einzige Ausnahme: Kürzlich wurde das Knie dick. Wohl eine Überbelastung. Jandová: „Alle haben mir gesagt, ich mache zu viel.“ Also wieder kürzertreten, Ruhe bewahren. „Es reicht als Motivation nicht, positiv zu sein. Man braucht diese kleinen Schritte, durch die es wieder vorwärtsgeht.“ Erwischt die 40-Jährige während der Reha mal einen schlechten Tag, erinnern sie die Physios an ihr Ziel und fragen: „Willst Du wieder Bundesliga spielen oder nicht?“ Und schon fällt die Quälerei an den Geräten etwas leichter. Schließlich will die langjährige Ausnahmespielerin des ASC nach elf Jahren in Mainz so nicht abtreten. Überhaupt sind diese Rehazeit und die Aussicht, wieder als starke Basketballerin aufs Feld zurückzukommen, eine Herausforderung. DIE Herausforderung. Denn eines will Gabriela Jandová auf keinen Fall: Mitleidsspielminuten. „Ich will mich nicht blamieren.“ Die 40-Jährige möchte wieder eine Stütze der Mainzer Zweitligamannschaft sein. Eine feste Größe. Ihr Alter macht sie dabei nicht nervös. Zumindest nicht sehr viel unruhiger, als es wohl viele Sportlerinnen und Sportler nach einer langen Verletzungspause in den Monaten vorm Comeback sein dürften. „Mein Alter muss kein Grund sein, es nicht zu schaffen“, betont Jandová. „Ich will zurückkommen und sagen: Ich bin fit. Nur das zählt.“ Das Allerschlimmste: Tatenlos auf der Bank sitzen Nicht wenige, die Gabriela Jandová als Spielerin und Mensch kennengelernt haben, dürften ihr diesen Weg durchaus zutrauen. Nach dem Motto: Wenn es eine schafft, dann sie. Ehrgeiz, Physis und Professionalität sind da. Um zu verhindern, dass die Karriere dieser Basketballerin, deren spielerische Klasse in Mainz über viele Jahre herausragend war, so endet. Dieser Gedanke kommt vor allem dann hoch, wenn Jandová ihren Mitspielerinnen während der laufenden Zweitligasaison zuschaut. Es sind die schwersten Minuten für die verletzte Centerin. „Die Mädels sind sehr jung und machen das gut. Aber auf der Bank zu sitzen ist für mich das Allerschlimmste“, gesteht die 40-Jährige, die bis zu ihrem Kreuzbandriss mit durchschnittlich 13 Punkten in vier Spielen nach wie vor zu den Topscorerinnen im Team zählte. Daran will die ASC-Centerin wieder anknüpfen. Jandová: „Reha-sport soll nicht mein letzter Sport sein.“ Ganz im Gegenteil. So viel hat diese eine Sekunde im Oktober 2013 dann doch nicht verändert. Alle Artikel von Basketball