Bundesliga | Jörg Schneider | 14.03.2014

52:52

Die 05er gastieren am Samstag bei der TSG Hoffenheim, dem Klub mit dem interessantesten Torverhältnis der Liga
Beim 1:0-Sieg in Leverkusen konnten die 05er auch auf den Rückhalt durch die Fans bauen. Ähnliches erhoffen sie sich am Samstag in Hoffenheim.
Beim 1:0-Sieg in Leverkusen konnten die 05er auch auf den Rückhalt durch die Fans bauen. Ähnliches erhoffen sie sich am Samstag in Hoffenheim. | Eva Willwacher

Mainz. Die Zahlen machen Mut. Gegen keinen anderen aktuellen Bundesligisten kann der FSV Mainz 05 eine derart gute Bilanz vorlegen wie gegen die TSG Hoffenheim. Die 05er haben in der Sinsheimer Arena noch kein einziges Mal verloren. Und Thomas Tuchel hat mit seinem Team gegen keinen anderen Klub in der Liga öfter gewonnen.

Die einzige Niederlage gegen die TSG (ein 0:4 in der Spielzeit 2011/12 in Mainz) kann bei fünf Erfolgen und drei Remis als Ausrutscher durchgehen. Das aktuelle Torverhältnis der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol (52:52) ist verblüffend. Und nicht nur deshalb verspricht die Begegnung am Samstag in Sinsheim eine interessante Angelegenheit zu werden (Anstoß: 15.30 Uhr).

Schnell in die Tiefe

Im eigenen Stadion, da lief die Hoffenheimer Tormaschinerie in letzter Zeit wie geschmiert. 6:2 gegen den VfL Wolfsburg, davor 4:0 gegen den VfB Stuttgart und 3:0 gegen den HSV. Das Spiel dieser Mannschaft ist von einer Offensive geprägt, die bemerkenswert ist und höchsten Bundesligaansprüchen gerecht wird. Gisdol hat seiner Mannschaft beigebracht, konsequent ans Spiel nach vorne zu denken. Im Aufbau sind die TSG-Akteure bemüht, mit dem ersten Kontakt, spätestens aber mit dem zweiten Ball, in die Tiefe zu spielen. Und das Ganze immer sehr intensiv, weil das gesamte Gefüge aus einem 4-3-1-2-System heraus viele Läufe in die Tiefe startet.

In vorderster Reihe gibt es dazu genügend Abnehmer, die den Aktionen den erfolgreichen Abschluss garantieren können: Roberto Firmino hat zwölf Treffer auf seinem Torjägerkonto, Anthony Modeste neun, Kevin Volland und Sead Salihovic jeweils acht, Sven Schipplock sechs. „Das ist höchste Offensivqualität auf Bundesliganiveau“, sagt Thomas Tuchel respektvoll.

Konstrukt birgt defensive Risiken

Doch es gibt noch ein anderes Gesicht dieser Hoffenheimer. Das Konstrukt birgt in der Defensivumschaltung Risiken. Belegt wird dies durch solche 0:4-Klatschen wie vor einer Woche auf Schalke oder vor einiger Zeit beim 1. FC Nürnberg. Die 52 Gegentore können nicht von Ungefähr kommen.

Der 05-Trainer möchte keine Prognose wagen, wie sich die Partie treffertechnisch entwickelt. Tuchel geht an die Aufgabe eher so heran, dass er seine Profis zunächst einmal auf das Schlimmste vorbereitet: Hoffenheimer Bestform, Spiellaune, Tempoattacken, Abschlussmöglichkeiten. „Ich weiß auch gar nicht, ob ich mir dort einen offenen Schlagabtausch wünsche“, sagt der 40-Järhige. Der 6:2-Erfolg der TSG zu Hause gegen die Wolfsburger dient dem Coach als Maßstab in der Vorbereitung. „Weil wir wissen, wie schwer der VfL zu bespielen ist.“ In der Autostadt absolvierten die 05er lange Zeit einen sehr ordentlichen Auswärtsauftritt, aber am Ende stand ein Mainzer 0:3 auf der Anzeigetafel.

Tuchel: Auf alle Eventualitäten eingestellt

„Gegen die Wolfsburger war bei Hoffenheim kein problematisches Verteidigungsverhalten zu erkennen“, sagt Tuchel. „Im Gegenteil, das war beeindruckend.“ Sein Team muss deshalb in Sinsheim möglichst viel von dem auf den Platz bringen, was beim 0:0 in Gelsenkirchen und beim 1:0-Erfolg in Leverkusen an Qualität abrufbar war. Die Mannschaft sei auf alle Eventualitäten eingestellt.

Der Respekt auf der Gegenseite ist ähnlich groß. „Die Mainzer sind für mich weder ein kleiner Bundesligist noch eine Überraschung“, sagte Gisdol im Rahmen seiner Vorschau-Pressekonferenz. „Sie haben erst im Winter viel Geld in Ja-Cheol Koo investiert und damit gezeigt, in welche Richtung es für den Verein gehen soll. Sie spielen seit Jahren konstant gut, agieren immer im gesicherten Mittelfeld und können, wie in dieser Saison, auch in Europa anklopfen."

In Gisdols Augen eine echte Herausforderung. „Wir wollen die Mainzer durcheinanderwirbeln und sie so bespielen, dass sie keine Antworten finden“, kündigt der 43-Jährige an, vermutet aber: „Einfach wird das sicher nicht." Gisdol schätzt die 05er als taktisch enorm flexibel ein, weil die Tuchel-Elf im Spiel jederzeit die Formation wechseln kann ohne dabei den eigenen Stil aufzugeben. „Das macht unsere taktische Vorbereitung schwer. Gerade in so einer Begegnung müssen wir uns also noch mehr als ohnehin üblich auf unseren Auftritt fokussieren."

Gisdol fühlt sich noch nicht sicher

Mit 29 Punkten belegen die Hoffenheimer Platz zehn. Sicher fühlen sie sich dort allerdings noch nicht angesichts der Leistungs- und Ergebniswellen und trotz der neun Zähler Abstand zum Relegationsplatz. „Mit 29 Punkten sind wir nicht durch. Mit 29 Punkten steigt man ab“, betont Gisdol. „Wenn ich merke, dass jemand auch nur ein Prozent nachlässt, gehe ich dazwischen. Wir müssen voll auf dem Gas bleiben."

Der TSG-Coach bangt noch um den Einsatz von Mittelfeldmann Tobias Strobl (Gehirnerschütterung). David Abraham soll dagegen wieder in die Innenverteidigung rücken. Auch die Rückkehr von Sead Salihovic ins Mittelfeld an die Seite von Sebastian Rudy und Ex-05-Profi Eugen Polanski wird erwartet.

Etwa 1500 Mainzer Fans haben sich im Vorverkauf mit Tickets bedient. An der Tageskasse, darauf weist der Klub hin, gebe es jedoch noch genügend Steh- und Sitzplatzarten für kurzentschlossen anreisende 05-Anhänger.

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