Christian Karn | 30.04.2020

Alle Zweifler Lügen gestraft

Das 05-Kalenderblatt* für den 30. April.
Ein Deutscher Meister im Mombacher Trikot: 2014/15 spielte Andreas Rudolf (l.) für die Fortuna in der Verbandsliga.
Ein Deutscher Meister im Mombacher Trikot: 2014/15 spielte Andreas Rudolf (l.) für die Fortuna in der Verbandsliga. | Guido Steinacker

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es um ein Bochumer Wunschergebnis und um einen Verteidiger, der im DM-Finale gegen den BVB das Spiel seines Lebens machte.

 

30. April

Am Donnerstag jährt sich eins der legendären Mainzer Bundesligaspiele zum 14. Mal: Wochenlang hatte der Bochumer Trainer Peter Neururer das Heimspiel seines VfL gegen die 05er zum Schlüsselspiel im Abstiegskampf ausgerufen und keinen Zweifel daran gelassen, dass er die Mainzer an diesem 31. Spieltag in der Tabelle überholen würde. Das war schon vor der Partie nicht mehr möglich, weil die 05er eine Woche zuvor mit dem 2:0 gegen Hannover 96 ihren Vorsprung auf den VfL und damit auf den ersten Abstiegsplatz von zwei auf fünf Punkte vergrößert hatten.

Den Bochumer Optimismus schmälerte das freilich nicht. Im Stadionheft war gar ein Fußballcomic von Guido Schröter abgedruckt, in dem der VfL den FSV Mainz 05 mit 6:2 schlug.

Die Gäste gingen mit einer gewissen Sorge in die Partie: Dimo Wache musste sein Comeback kurzfristig absagen und saß nur der Form halber auf der Bank. Christian Wetklo spielte, aber im Ernstfall wäre womöglich Tamás Bódog als Ersatzmann eingesprungen.

Eine Stunde lang gefeiert

Benjamin Auer brachte die 05er nach sechs Minuten in Führung, Vratislav Lokvenc glich 20 Minuten später aus. In der letzten halben Stunde aber nahmen Jürgen Klopps Leute die Gastgeber komplett auseinander: Führung durch Michael Thurks kunstvollen Kopfball (60.), 3:1 durch Fabian Gerber (65.). 4:1 durch Toni da Silvas frechen Freistoß ins völlig offene kurze Eck – Torwart Christian Vander hatte eine Flanke erwartet (68.). 5:1, als der inzwischen total verunsicherte Vander Benjamin Weigelts Flanke ins eigene Tor abfälschte (77.). 6:1 durch Conor Casey (84.).

Und heute noch glaubt manch ein 05er, Bódog sei nur deshalb (als Feldspieler) eingewechselt worden, um den Bochumern das zweite Tor zu ermöglichen; beim 6:2 fälschte er den Ball zumindest ab. Die Mainzer waren so gut wie gerettet und feierten den für lange Zeit höchsten Auswärtssieg noch eine Stunde lang vor dem Gästeblock mit ihren Fans. Und der VfL hatte das prognostizierte Ergebnis – nur halt als Niederlage.

 

29 Jahre alt wird heute einer, der vor elf Jahren maßgeblichen Anteil daran hatte, dass die U19 des FSV Mainz 05 das Finale um die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft mit 2:1 gewann: Andreas Rudolf. Im letzten Spiel einer persönlich nicht so recht überzeugenden Saison galt Rudolf nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Stefan Bell als Schwachpunkt in der Innenverteidigung – dass sein Nebenmann Jan Kirchhoff in der 22. Minute nicht mehr weiterspielen konnte, machte die Sache nicht besser.

Doch Rudolf strafte alle Zweifler Lügen, widerlegte eindrucksvoll die Befürchtung, der BVB-Offensive mit Mario Götze und Daniel Ginczek nicht gewachsen zu sein und lieferte wahrscheinlich das Spiel seines Lebens ab. Der Abwehrspieler gehörte auch ein Jahr später der U19 an, die erneut das DM-Halbfinale erreichte, nach einem 0:1 bei Hansa Rostock und einem 2:2 am Bruchweg aber das Endspiel verpasste.

Danach wechselte Rudolf zum SV Gonsenheim, für den er binnen zwei Jahren 66 Oberligaspiele bestritt, im zweiten Jahr sogar mit sechs Toren. Seine nächsten Stationen waren Alemannia Waldalgesheim (2013/14), Fortuna Mombach (2014/15) und Hassia Bingen.

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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