Peter H. Eisenhuth | 25.08.2023

q statt Q

LEICHTATHLETIK-WM | Zwei Würfe mehr als geplant nimmt Julian Weber in der Speerwurf-Qualifikation. Die geforderten 83 Meter verfehlt der Athlet des USC Mainz zwar, dennoch erreicht er ungefährdet das Finale am Sonntag.
Trotz durchwachsener Qualifikation: Julian Weber fühlt sich fürs Finale gut vorbereitet.
Trotz durchwachsener Qualifikation: Julian Weber fühlt sich fürs Finale gut vorbereitet. | Iris Hensel

Budapest. Der Freitagvormittag verlief nicht nach Julian Webers Vorstellungen. Mit einem einzigen Versuch wollte der Speerwerfer des USC Mainz bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest die Qualifikation abhaken und ins Finale einziehen – stattdessen erzielte er in keinem der drei Versuche die geforderten 83 Meter.

Gleichwohl wird der Europameister dabei sein, wenn es am Sonntag um die Medaillen geht. Mit 82,39 belegte er in der Addition beider Qualifikationsgruppen den vierten Rang. Besser und mit einem großen „Q“ statt einem kleinen „q“ hinter ihrem Namen schnitten nur drei Konkurrenten ab: der Inder Neeraj Chopra mit neuer Saisonbestleistung von 88,77 Metern, Arshad Nadeem (Pakistan, 86,79, ebenfalls Saisonbestleistung) und der Tscheche Jakub Vadlejch (83,50). Zumindest die beiden Besten demonstrierten, dass es trotz des fehlenden Windes im Stadion möglich ist, weit zu werfen.

„Julian kann das auch“, sagte Trainer Burkard Looks trotz aller Enttäuschung über die geringe Weite. „Das muss ich erst mal sacken lassen“, räumte er am ZDF-Mikrofon nach dem dritten Durchgang ein. Wenngleich davon auszugehen war, dass in der zweiten Gruppe keine elf Athleten weiter werfen würden als Weber, hätte der Coach sich deren Bemühungen gerne entspannter angeschaut.

„Abends komme ich so richtig in Fahrt“

Auf die fremden Speere, mit denen er werfen musste – die eigenen liegen vermutlich noch am Münchener Flughafen –, mochte Weber sein Abschneiden nicht schieben. „Ich habe mir welche ausgeliehen, aber das ist kein Problem.“ Dafür war auch das Einwerfen zu gut gelaufen. Etwas irritierender empfand er, „dass die Linie ungewöhnlich weit von der Wiese entfernt ist“. Mit den veränderten Proportionen müsse er sich noch arrangieren.

Looks hätte sich gewünscht, dass sein Schützling das Stemmbein stärker einsetzt, um mehr Druck zu entwickeln. „Er nimmt es ein bisschen zu lax“, monierte der Trainer, „er muss einsteigen, als wollte er 90 Meter werfen. Mit halber Kraft geht das nicht.“

Einig waren sich Looks und Weber, dass die Uhrzeit – die Gruppe A war schon um 10 Uhr an der Reihe – einer Topleistung im Weg stand. „Ich bin kein Morgenmensch“, bekräftigte der Mainzer, „abends komme ich so richtig in Fahrt.“ Das Finale beginnt am Sonntag um 20.20 Uhr – „dafür bin ich genau richtig vorbereitet“. Geht es nach seinem Trainer, wird es sich in Budapest umgekehrt zur WM in Eugene vor einem Jahr verhalten, als Weber Vierter wurde. „Dort war Julian in der Quai top und im Finale verhalten.“ Jetzt könne dem durchwachsenen Auftritt am Freitag ein starkes Finale folgen.

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