Peter H. Eisenhuth | 18.09.14 „Wir wollen jung und dynamisch bleiben“ Sportchef Thomas Binger und Trainer Nicolas Zimmermann vom Mainzer Golf-Club über die sportliche Zukunft des in Budenheim angesiedelten Klubs und darüber, was den MGC von anderen, traditionsreicheren Vereinen unterscheidet. Legen großen Wert darauf, junge Spieler für den Golfsport zu begeistern: Damen-Trainer Nicolas Zimmermann (l.) und Thomas Binger, der Sportliche Leiter des Mainzer Golf-Clubs. | Peter H. Eisenhuth Ziel erreicht: Die Herren des Mainzer Golf-Clubs (hier: Marc-Philipp Lebioda) dürfen nächstes Jahr in der Oberliga ran. | Bernd Eßling Budenheim. Sie haben in den kommenden Jahren noch einiges vor, die Verantwortlichen des Mainzer Golf-Clubs; der Aufstieg der Herren in die Oberliga soll nur der erste Schritt gewesen was. SPORTAUSMAINZ.de sprach mit Thomas Binger, dem Sportlichen Leiter, Damen-Trainer Nicolas Zimmermann und Pressesprecher Torsten Muders unter anderem über die sportliche Zukunft des in Budenheim angesiedelten Klubs und darüber, was den MGC von anderen, traditionsreicheren Verein unterscheidet. Herr Binger, Herr Zimmermann, hinter Ihnen liegt eine Saison, in der Ihr Verein die gesteckten Ziele erreicht hat: Die Männer sind aufgestiegen, obwohl der erste Spieltag auf eigener Anlage verlorenging… BINGER: …der erste Spieltag zu Hause hätte mit Sicherheit besser aussehen können. Gerade auf diesem Platz, der vom Schweregrad in der Region seinesgleichen sucht, hätten wir den Heimvorteil schon klar nutzen und schlägetechnisch einiges mehr herausholen können. Die Schläge können ja ausschlaggebend sein, wenn am Ende der Saison Punktgleichheit herrscht. Am Ende hat die Mannschaft am dritten Spieltag in Darmstadt ihren einzigen Tagessieg gefeiert – an diesem Tag hätte eigentlich keiner damit gerechnet. Es hatte auch ziemlich viel geregnet an dem Morgen, sodass nicht klar war, ob der Spieltag überhaupt stattfinden kann. Zwei Grüns standen teilweise unter Wasser… …und dann flutscht der Ball beim Putten übers Loch wie ein flacher Stein über einen See… BINGER: So ungefähr. Aber die Greenkeeper haben das Wasser abgesaugt, der Spieltag fand statt, und wir haben mit elf Schlägen Vorsprung gewonnen. In Wiesbaden sind wir dann wieder „nur“ Zweiter geworden, aber unser schärfster Konkurrent, Hof Hausen, hat kläglich versagt und ist auf dem vorletzten Platz gelandet. In Hof Hausen selbst haben unsere Jungs noch mal alles gegeben. Trainer Mark Mattheis wollte einen Tagessieg sehen – dazu waren es letztlich vier Schläge zu viel. Aber alle Spieler haben unter 80 gespielt, das war eine sehr gute Leistung. Und dann hat es mit zwei Punkten Vorsprung zum Aufstieg gereicht. War der zweite Platz bei den Frauen mehr als erwartet, da die Mannschaft neu formiert war? ZIMMERMANN: Das stimmt, die Damen-Mannschaft wurde ganz neu gegründet. Es wäre übertrieben, zu sagen, es sei ein zusammengewürfelter Haufen gewesen, aber wir wollten etwas Neues aufstellen, auch ohne die bereits bestehende Jungseniorinnenmannschaft. Dafür, dass wir neu waren und einen relativ kleinen Kader hatten, war das Gesamtergebnis übers Jahr gesehen sehr ordentlich. Ein kleines bisschen enttäuscht sind wir, weil wir den ersten Spieltag gewonnen hatten und drei Spieltage lang Tabellenführer waren. Wir sind dann punktgleich in den letzten Spieltag in Bad Homburg gegangen und sind dort mit elf Schlägen Rückstand auf die Gastgeber wieder Zweiter geworden. Es war also sehr knapp, allerdings auch nicht unerwartet. Vom Gesamtpotenzial und vom Handicap her waren die Bad Homburgerinnen deutlich stärker, auch weil sie drei bis vier Jugendkaderspielerinnen mit Entwicklungspotenzial hatten. Natürlich ist es schade, wenn man an drei Spieltagen Tabellenführer ist und dann „nur“ Zweiter wird. Aber nüchtern betrachtet, haben die Damen fürs erste Jahr eine ordentliche Leistung abgeliefert. Das heißt, dass nächstes Jahr gehen Sie den Aufstieg offensiv an?? ZIMMERMANN: Mein Ziel war es, schon in diesem Jahr aufzusteigen, natürlich: Wenn Du Erster bist, willst Du auch aufsteigen. Im nächsten Jahr werden die Chancen noch größer sein, dann ist der Aufstieg sicherlich noch mehr geplant. MUDERS: Gerade im Vergleich mit der Damen-Mannschaft haben wir eine sehr junge Herren-Mannschaft, ein paar Spieler sind jünger als 25. Die Damen sind da schon in einem etwas reiferen Alter. Deswegen bemühen wir uns darum, verstärkt den Nachwuchs zu fördern. ZIMMERMANN: Genau. Meine komplette Mannschaft dürfte auch bei den Jung-Seniorinnen, den Damen ab 30 Jahren, spielen. Daher ist es auch das Ziel, das Damen-Team in den nächsten Jahren sukzessive zu verjüngen, die Jugend stärker einzubauen und dadurch das Leistungsniveau nach oben zu treiben. BINGER: Wir haben die Damenmannschaft unter dem Aspekt gegründet, dass unser Cheftrainer Mark Mattheis auch der Landestrainer für die Damen im Golfverband Rheinlandpfalz/Saarland ist. Wir hatten gehofft, dass deswegen einige junge Spielerinnen zu uns kommen würden. Leider kamen keine Mädchen auf uns zu, weil bis dato für die ein oder andere keine sportliche Perspektive vorhanden war. ZIMMERMANN: Wenn sie sehen, wie sich der Mainzer Golfclub macht, werden in den kommenden Jahren sicher noch Spieler zu uns wechseln. Welches Engagement in dem Club steckt, auch von Thomas persönlich, ist schon genial. Es macht echt Spaß, hier als Trainer zu arbeiten – das nur so ganz nebenbei. Mir erscheint eine Saison etwas kurz mit fünf Mannschaften bei den Männern und vier bei den Frauen… ZIMMERMANN: Ja, wir waren in der einzigen Gruppe mit nur vier Teams, in den anderen Gruppen waren es jeweils fünf Spiele. Ist das gewollt, um die Region nicht zu groß werden zu lassen? ZIMMERMANN: Das legt die Deutsche Golf-Liga fest. Von der Ersten Bundesliga bis in die unterste Klasse spielen alle Ligen an den gleichen Tagen. Mittlerweile ist das anders fast nicht mehr machbar angesichts der vielen Termine, die besonders für die Spieler von Bundesligavereinen anstehen. Von August bis Oktober steht unter anderem das „Final Four“ an, in dem die vier Mannschaften der Bundesliga um die Meisterschaft spielen. An einem weiteren Wochenende finden in ganz Deutschland die Klubmeisterschaften statt, es gibt die Einzelmeisterschaften in den Bundesländern sowie die DM. Und Anfang, spätestens Mitte Oktober muss die Golfsaison aufhören, weil man nicht weiß, wie es mit dem Wetter aussieht. Und sie beginnt wann? ZIMMERMANN: Sie beginnt Ende April, Anfang Mai. Es kommt auch immer darauf an, in welcher Gegend, auf welcher Höhe ein Klub liegt. In Bayern haben sie teilweise bis April noch Schnee. BINGER: Das war im Westerwald voriges Jahr auch noch so, dass sie relativ lang noch eine Schneedecke auf dem Platz hatten. Es geht ja auch nicht nur um Damen und Herren, sondern auch um die Jungsenioren und Seniorenligen. Der Kalender ist von Saisonbeginn bis Ende September total zugeknallt. Es gibt eigentlich gar keine Luft zum Atmen, Jugendspieler müssen ja auch noch zur Schule gehen, und das sind ja nicht alles Selbstläufer, die nur mit Einsen nach Hause kommen. Sollen wir das Klischee aufwärmen? BINGER: Bitte. Golfkinder können doch auf Privatschulen gehen… ZIMMERMANN: (lacht) Jawoll… BINGER: Haha, das ist jetzt aber hart. Aber es gibt mit Sicherheit Golfklubs, bei denen der Fokus darauf liegt und die auch horrende Aufnahmegebühren verlangen. Bei uns ist das anders, wir nehmen keine Aufnahmegebühren. Wir sind ein junger Golfklub, wir sind eine Betreibergesellschaft, wir wollen die breite Masse ansprechen, und wir wollen auch jung und dynamisch bleiben. Das sieht man alleine schon am Durchschnittsalter des Klubs – da schlucken die anderen Vereine in Rheinland-Pfalz schon. Wie ist die Mitgliederstruktur hier? MUDERS: Unser Durchschnittsalter liegt bei 44, 45 Jahren. Das klingt erstmal nach viel, aber für einen Golfklub ist das eher jung. BINGER: Im Jahr 2013 hatten wir einen Mitgliederzuwachs von elf Prozent. Damit sind wir im Golfverband Rheinland-Pfalz/Saarland der Klub mit dem größten Zuwachs. Andere Vereine haben durch ihre immens hohe Altersstruktur Probleme. Viele sagen: „Was sollen wir mit der Jugend? Wir wollen unter uns bleiben“. Viele erkennen die Bedeutung des Themas Jugend erst jetzt. Ein anderes Thema ist die Infrastruktur: Der Mainzer Golfclub liegt sehr zentral, acht Autominuten von der Mainzer Innenstadt und zehn Minuten von Wiesbaden entfernt, und wir haben eine gute Stadtbusanbindung. ZIMMERMANN: Was man nicht vergessen darf, ist die gute Autobahnanbindung. Viele Golfklubs liegen weit draußen, da fährt man, wenn man von der Autobahn kommt, noch mal 20 Minuten durch die Pampas. MUDERS: Man muss auch dazusagen, dass der Golfsport in Deutschland in den letzten Jahren hohe Zuwachsraten hatte, mit die höchsten von allen Fachverbänden. Mittlerweile ist eine Stagnation eingetreten. Es ist eine Herausforderung, gerade die Jugend zum Golfen zu bewegen. Deswegen betreiben wir verschiedene Projekte, beispielsweise die Initiative „Abschlag Schule“, für die sich insbesondere Heike Brödel aus unserer Damen-Mannschaft einsetzt, die Lehrerin am Gonsenheimer Otto-Schott-Gymnasium ist. Da bieten wir ein spezielles Jugendtraining an. Und die Beiträge für den Nachwuchs sind auch sehr moderat. Man zahlt als Jugendlicher bis 18 Jahre 150 Euro im Monat… …oh… MUDERS: … im Jahr, Entschuldigung. So viel zum Thema „Privatschulen“… Dazu gibt es das ganze Jahr Training. Von daher ist das schon eine gute Gelegenheit für Kinder und Jugendliche, früh mit dem Golfen anzufangen. Was kommen da für Kinder? Sind das Kinder von Eltern, die auch Golf spielen, oder sind es Fachfremde? ZIMMERMANN: Beides. Je mehr Kinder und Jugendliche wir haben, desto besser können wir unsere Pyramide aufbauen. Du brauchst für einigermaßen gescheite Jugendmannschaften, die dann auch die Damen- und Herrenmannschaften füttern sollen, natürlich eine breite Masse an Jugendspielern, die sich langsam hocharbeiten. Aktuell haben wir 80 bis 100 Jugendspieler; primär sind es noch die Kids von Eltern, die auch bei uns Golf spielen. Oder andersherum gesagt: Die Kinder haben ihre Eltern dazu bewegt, Golf zu spielen. Es kommt relativ selten vor, dass die Kinder Golf spielen und die Eltern nicht. Wann muss man anfangen, um ein guter Golfer zu werden, und wie viel Zeit muss man investieren? ZIMMERMANN: Es ist wie in jeder Sportart. Es gibt die Kalkulation, dass man, wenn man richtig gut werden will, etwa 10.000 Stunden in zehn Jahren investieren muss. BINGER: Man geht in etwa von 20 Wochenstunden aus. ZIMMERMANN: Auf keinen Fall sollten sich die Kinder zu früh alleine auf Golf spezialisieren. Alles was werfen, kicken, schlagen und so weiter angeht: Je breiter die allgemeine Koordination ist, desto besser werden sie auch später in einer Sportart. Deswegen liegt bei meiner „Knirpsgruppe“, den etwa Sechsjährigen, der Schwerpunkt der Arbeit nicht auf Golf, sondern auf breiter Koordination. Gehen wir ein paar Stufen höher: Wie oft trainieren die Herren- und Damenmannschaften in der Woche? ZIMMERMANN: Die Damenmannschaft trainiert einmal in der Woche für zwei Stunden, die Mädchen an zwei Terminen zu jeweils eineinhalb Stunden. Zudem bieten wir einmal in der Woche Athletik- und Fitnesstraining an, bei dem, vor allem in der Herrenmannschaft, das Niveau sehr hoch ist. Ein so gutes Trainingsangebot gibt es in wenigen Golfklubs. Natürlich müssen die Spieler und Spielerinnen auch außerhalb der festen Trainingszeiten an sich arbeiten. Liegt der Schwerpunkt im Mannschaftstraining auf der Technik? ZIMMERMANN: Die Schwerpunkte richten wir danach aus, in welcher Phase der Saison wir uns befinden. Wir bereiten uns beispielsweise auch auf spezielle Plätze vor und gehen verschiedene Spielsituationen durch. Im Winter liegt der Fokus auf dem Techniktraining, außerdem arbeiten wir vermehrt in Einzelstunden mit den Spielerinnen; das Mannschaftstraining der Damen findet dann nur noch alle drei Wochen statt. Steigt bei den Männern nach dem Aufstieg in die Oberliga der Trainingsaufwand? BINGER: Wir werden generell umsteigen von Mannschafts- auf Einzeltraining. Ein Spieler kann zweimal pro Monat eine halbe Stunde beim Trainer abrufen; die meisten rufen es ab und trainieren ihre Aufgaben ab. Dadurch können wir den Leistungsstand der einzelnen Spieler auch dank unserer digitalen Technik festhalten. Einige haben Probleme mit der Fitness, speziell die Jugendspieler, die im ganzen Körper stabiler werden müssen. Die Oberliga wird mit Sicherheit nicht einfach werden, je nachdem, auf welche Gruppe man trifft. Eventuell werden wir im März explizit ein fünftägiges Trainingslager anbieten, bei dem sich Klub und Spieler die Kosten zur Hälfte teilen. So etwas soll auch die Gruppe zusammenschweißen. Letztlich liegt es natürlich am Spieler, was er tut. Wer trainingsfaul ist und nicht selbstständig an sich arbeitet, wird nicht aufgestellt werden. Das ist die Konsequenz. Die Leistungsdichte wird immer extremer werden. Wir haben schon einen Neuzugang, dessen Namen wir aber noch nicht nennen können, weil sein Wechsel in seinem bisherigen Klub noch nicht offiziell ist. Er bringt eine Stammvorgabe von +0,3 aufs Papier… …Stammvorgabe meint das Handicap? BINGER: Genau. Das heißt, er ist schon ein sehr guter Spieler, der hoffentlich auch ein paar jüngere Spieler nach oben ziehen kann. Das Potenzial ist da, sie müssen sich halt einfach quälen und den eigenen Schweinehund überwinden können. „Der Schmerz im Winter ist dein Freund“ – das kenne ich selbst noch aus meiner eigenen Radfahrerkarriere, und im Golf ist es letztlich nichts anderes. In der Oberliga haben wir noch das Glück, dass wir nur 18 Loch spielen. Wenn wir direkt in die Regionalliga aufsteigen, was eigentlich schon unser Ziel ist, dann sieht es anders aus. Dann hat man 36 Loch zu absolvieren, morgens im Vierer-Flight und im Anschluss seine Einzel-18. Dafür muss man die Ausdauer und Fitness mitbringen, um nicht irgendwann in ein Loch zu fallen. ZIMMERMANN: Wobei Golf-Fitness eine andere Fitness ist als in anderen Sportarten. Unsere Spieler müssen keinen Marathon laufen oder einen riesigen Bizeps haben und 150 Kilogramm auf der Bank drücken können. Unsere Leute müssen golf-fit sein. Wenn ich mir die ganzen Profi angucke, auch einen Kevin Stadler mit seinen 110 Kilos bei 1,78 Meter, der ist golf-fit. Der sieht nicht aus wie ein Modellathlet, aber er ist für seine Sportart fit und kann seine 18 Loch auch unter extremen Bedingungen spielen. Er muss nicht Usain Bolt auf 100 Metern schlagen, aber dafür kann er den Ball richtig weit schlagen. Und Masse hilft bei der Beschleunigung eines Golfschlägers. Wenn ich einen 100-Kilo-Spieler habe, der sich bewegen kann, und einen 50-Kilo-Spieler, der sich auch bewegen kann, da haut der massige Typ an dem Kleinen vorbei. Und beim Golf ist Schlaglänge ein entscheidender Faktor. Es gibt natürlich auch manche, die sehr athletisch sind, das hat sich enorm entwickelt. MUDERS: Wir beschäftigen hier auch eine eigene hervorragende Athletiktrainerin, Lara Katzy. Sie ist selbst eine exzellente Golferin mit einem Handicap von +4,6. ZIMMERMANN: Sie hatte mal mit +4,9 das beste deutsche Amateur-Handicap und hat auch dieses Jahr noch für Berlin-Wannsee in der Bundesliga gespielt, wird aber jetzt den Fokus mehr auf ihre Tätigkeit als Athletiktrainerin legen. Wird die Oberliga für den Verein teurer als die Landesliga war? BINGER: Das kommt auf die Reisekosten an. Ich gehe davon aus, dass wir eine relativ kurzstreckige Liga haben werden und kein Spieltag weiter als 100 Kilometer entfernt stattfinden wird. Den Bus stellt uns ein Sponsor, wir müssen die Benzinkosten tragen. Pro Spieltag kann man mit etwa 300 Euro rechnen. Das läuft alles über die „Generation pro“, das ist unser Förderverein, der den Sport von der Jugend bis zu den Ersten Mannschaften im Fokus hat, um die Betreibergesellschaft aus dem Thema herauszuhalten. Prämien werden auf diesem Niveau noch nicht gezahlt? BINGER: Nein. Wann geht das los? BINGER: Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie es in der Bundesliga aussieht. Es gibt Klubs, die ihren Spielern Trainerstunden auch außerhalb des Heimatvereins bezahlen, egal wo. Prämien in der herkömmlichen Form gibt es aber nicht. Natürlich kann man, zum Beispiel für das beste Tagesergebnis, einen Preis ausloben, der dann aus Bällen oder dergleichen besteht. Alle Spieler sind von Kopf bis Fuß ausgestattet, das ganze Equipment bekommen sie zum Selbstkostenpreis. Im Grunde genommen fehlt es den Spielern hier… ZIMMERMANN: …definitiv an nichts. BINGER: Gut, es gibt auch Ausnahmen. Ich habe mal mit einem Spieler von Kiawah Riedstadt über einen möglichen Wechsel zu uns geredet. Der Mann kam aus Gonsenheim, von daher war es nicht ganz abwegig, in Budenheim zu spielen. Er hat mich dann gefragt, ob ich „das Übliche“ biete? Was ist denn das Übliche? ZIMMERMANN: Dass Prämien bezahlt werden, wirst du von niemandem hören, weil wir ja auch im Amateurbereich sind. Es wird im Golf streng nach Amateur- und Profistatut getrennt, und Geld verdienen darf man nur als Profi. Wenn etwas geboten wird, dann nur unter der Hand. Aber in der Bundesliga werden die Spieler schon mit geförderten Mitteln gelockt, zum Beispiel durch günstigere Leasing-Konditionen fürs Auto. Von der Ausstattung und dem Auftreten her ist der Mainzer Golfclub schon fast bundesligatauglich. Von dem ganzen Package her, was geboten wird, sind wir schon ganz weit vorne. Da, finde ich, müssen eher die Spieler ein bisschen dem nachkommen, was sie angeboten bekommen, bevor wir darüber reden, was noch alles gemacht wird. Momentan sind die Leistungen, die der Verein erbringt, weit über dem Niveau, auf dem sich unsere Mannschaften befinden. Meiner Meinung nach. Und ich bin mir sicher, dass Mark Mattheis das gleiche sagen würde. Er hatte ja zuletzt drei Jahre in Hamburg-Falkenstein gearbeitet, und er hat gesagt, wenn er eine solche Organisation wie hier auch in Hamburg gehabt hätte… Hier ist alles sensationell organsiert. Und das ist das Verdient von Thomas Binger. Ich weiß, er steht nicht gerne im Mittelpunkt, aber hätten wir ihn nicht, wäre der Mainzer Golf-Club nicht da, wo er heute ist. Eine Frage speziell an den Trainer hätte ich noch: Wie coacht man eine Golf-Mannschaft am Spieltag, wenn alle Spieler quer über die Anlage verstreut sind? ZIMMERMANN: Mittlerweile coacht man eine Mannschaft sehr viel einfacher als noch vor ein paar Jahren, da die Trainer mittlerweile als Mannschaftskapitän gemeldet werden können und dadurch direkt mit den Spielern reden können. Ich laufe herum und gucke bei jedem vorbei und versuche gegebenenfalls Tipps zu geben. Ich suche mir am Anfang irgendwo einen Dreh- und Angelpunkt, von dem aus ich möglichst viel sehe. Torsten Muders hat nach dem Heimspieltag geschrieben: „Nico Zimmermann war wahrscheinlich mehr Kilometer unterwegs als die Damenmannschaft…“ Ich habe auch mal Mark gefragt, wie er es macht, und er sagte, er sei immer bei den Spielern, bei denen es brenzlig ist. Bei den Leuten, die gut spielen, brauche er ja nicht viel zu machen. Und wenn es bei allen schlechtläuft? Zimmermann: Dann ist er überall. Wie bekommt man auf dem großen Gelände mit, wo es gerade gut oder schlechtläuft? ZIMMERMANN: Nachfragen. BINGER: Die Spielerinnen und Spieler haben ja eigentlich immer einen Caddy bei sich, der den Wagen zieht, und der sich durch Handzeichen über andere Spieler bemerkbar machen kann. Handys sind verboten. ZIMMERMANN: Es ist auch an der Körpersprache zu erkennen – ob jemand so (drückt den Rücken durch) oder so (sackt in sich zusammen) läuft… …so geh’n die Gauchos… ZIMMERMANN: (lacht) Genau. Ich hab’s bislang immer so gemacht, dass ich die Spieler morgens beim Einspielen betreue und beim Start angucke. Wenn alle gestartet sind, gehe ich raus und frage bei den Ersten, wie es läuft. Dann bekomme ich einen Eindruck davon, wie die Spieler an diesem Tag zurechtkommen. Und dann ist es eine Gefühlssache, um wen ich mich kümmere, ich laufe nicht mit einem Spieler die gesamte Strecke mit. Aber ich habe keinen Paradeplan. Bei anderen Sportarten ist das Coaching natürlich einfacher, wenn man alle Spieler vor sich hat und vielleicht auch noch ein Time-out nehmen kann… Aber ich lerne immer noch dazu. Welche Tipps kann man in solchen Momenten geben? ZIMMERMANN: Ich kenne ja meine Spielerinnen und Spieler und weiß, wo sie gerne welche Fehler machen. Wenn ich das erkenne, gebe ich ihnen eine kleine Idee mit auf den Weg, worauf sie achten sollen, was sie vielleicht ändern sollen. Außerdem halten wir Rücksprache in taktischen Fragen, wenn sie beispielsweise einen schlechten Schlag gemacht haben. Dann überlegen wir gemeinsam, wieviel Risiko sie eingehen sollen. Dafür muss ich natürlich vor Ort sein, sonst wird es schwer, einen Tipp zu geben – einmal quer über den Platz zu brüllen, kommt nicht so gut an… Und natürlich kommt wie in allen anderen Sportarten hinzu, dass man die Spielerinnen motiviert und ihnen hilft, dass sie positiv bleiben. Das Gespräch führte Peter H. Eisenhuth. Alle Artikel von Sonstige Sportarten