Dritte Liga | Peter H. Eisenhuth | 29.07.15

Wer will schon, dass Klaus Hafner bricht?

Die Verantwortlichen der U23 des FSV Mainz 05 wünschen sich am Freitag gegen den 1.FC Magdeburg ein gut besuchtes Bruchwegstadion. Nach dem 4:0 in Kiel geht die Mannschaft erstmals als Tabellenführer in ein Drittligaspiel.
Appelliert an die 05-Fans, die U23 am Freitagabend zu unterstützen: 05-Stadionsprecher Klaus Hafner.
Appelliert an die 05-Fans, die U23 am Freitagabend zu unterstützen: 05-Stadionsprecher Klaus Hafner. | Eva Willwacher

Mainz. Niemand sonst ist so lange mit dieser Mannschaft verbunden wie Manfred Lorenz. Zwischen 1990 und 1999 führte er die Amateure des FSV Mainz 05 von der B-Klasse bis in die Oberliga, ein Jahr später übergab er an Colin Bell und fungierte fortan an Sportlicher Leiter dieser Mannschaft. Macht unterm Strich lässige 25 Jahre, ein Zeitraum, der die Vermutung nahelegt, Lorenz habe mit diesem Team alles erlebt (zwei Abstiege aus der Regionalliga inbegriffen).

Und doch gibt es noch Ereignisse, die den U23-Manager mit offenem Mund staunen lassen. „Ich war total baff“, gestand er nach dem 4:0-Sieg bei Holstein Kiel am vorigen Samstag. Regelrecht aufgewühlt sei er gewesen, als er sich auf der Heimfahrt im Zug die Partie noch einmal durch den Kopf gehen ließ, und so richtig scheint Lorenz noch immer nicht zu fassen, was er an der Förde gesehen hatte. „Pressing, schnelles Umschalten, Abschlussverhalten: Dass die Mannschaft in der Lage war, alle taktischen Vorgaben so perfekt umzusetzen, war überwältigend“, sagt er. „Ich hätte nie geglaubt, dass unsere junge Mannschaft dermaßen gegen einen Gegner auftrumpft, der schon fast in der Zweiten Liga gestanden hat. Die Kieler wussten gar nicht, wie ihnen geschah.“

In Kiel riecht's immer noch

Und, auf diese Feststellung legt Lorenz Wert, dieser Sieg zum Auftakt der Drittligasaison habe absolut nichts mit Glück zu tun gehabt. „Das war das Resultat unserer 90-minütigen Dominanz“, sagt er. „Die Mannschaft war genauso souverän, wie es das Ergebnis ausdrückt.“ Trainer Sandro Schwarz habe am Tag vor der Partie gesagt, „dass er eine Duftmarke setzen will“, erzählt Lorenz. Vermutlich riecht es im Holstein-Stadion immer noch…

Allzu sehr in die Höhe heben mag Lorenz den Auftaktdreier – der die Mainzer nebenbei erstmals an die Tabellenspitze der Dritten Liga hievte – allerdings nicht. Trotz aller Begeisterung am ersten Spieltag betrachtet er die Ausbeute als „drei Punkte gegen den Abstieg. Wir bleiben auf dem Boden und arbeiten ganz normal weiter“.

Lorenz: „Die Mannschaft hat es sich verdient“

Da Erfolg in aller Regel attraktiver macht als Misserfolg, hofft Lorenz für Freitagabend (19 Uhr) auf ein gut besuchtes Bruchwegstadion – und zwar nicht nur auf der Gegengeraden, wo 1300 bis 1500 Fans des 1.FC Magdeburg stehen werden. „Es wäre schön, wenn wir 2000 eigene Fans hätten“, sagt der U23-Manager. „Die Mannschaft hat es sich verdient.“

Als Tabellenführer ins erste Heimspiel zu gehen, ist für die Mannschaft von Sandro Schwarz an sich schon etwas Außergewöhnliches. Dieses Ereignis gegen den kampfstarken Aufsteiger mit lautstarker Unterstützung des eigenen Anhangs anzugehen, das wünscht sich auch der Trainer. Schwarz hätte nichts gegen einen Mainzer U23-Besucherrekord einzuwenden. Zur Orientierung: Das erste 05-Drittligaspiel überhaupt sahen vor einem Jahr rund 3100 Zuschauer (1:2 gegen Arminia Bielefeld), zweieinhalb Wochen später kamen 2200 Besucher gegen den MSV Duisburg; 1500 waren es zum Abschluss gegen den Chemnitzer FC. Unerreicht blieb die Marke aus dem zweiten Aufstiegsspiel gegen die TSG Neustrelitz – am 1. Juni vorigen Jahres waren 6099 Zuschauer im Stadion.

Schwarz: „Keine Ausreden“

Schwarz wünscht sich, dass die Begeisterung, die auch seiner Mannschaft am Sonntag beim 05-Sommerfest auf dem Domplatz entgegenschlug, nicht ohne Auswirkungen für Freitagabend bleibt. Zumal es sich um eines der wenigen Spiele handelt, in denen die U23 nicht mehr oder weniger parallel zu den eigenen Profis spielen wird. „Für alle, die nicht gerade im Urlaub sind, gibt es keine Ausreden“, betont der Trainer.

Wem dies noch nicht genügend Argumente für einen Freitagabend am Bruchweg waren, dem kann Klaus Hafner womöglich auf die Sprünge helfen. „Wenn ich sehe, dass bei den Spielen unserer U23 immer die Gästefans in der Überzahl sind, da muss ich brechen“, verkündete der 05-Stadionsprecher am Sonntag. Und das kann doch wirklich niemand wollen.

 

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