Katja Puscher | 31.03.14 Vor Biedermann im Ziel, ein Mammutprogramm hinter sich Höhentraining, Abiturklausuren, DM-Normen: Lagenspezialist Kevin Wedel weiß derzeit nicht, wo ihm der Kopf steht. Trotzdem überzeugte der Schwimmer der SG EWR Rheinhessen-Mainz bei seinem ersten und einzigen Auftritt vor den Deutschen Meisterschaften. Dillenburg. Vier Starts, vier Siege, vier DM-Normen. Wedel musste beim 34. Dillenburger Oranierschwimmfest seine letzte Möglichkeit nutzen, um sich für die DM Anfang Mai in Berlin zu qualifizieren. Der 20-Jährige löste die Aufgabe bravourös – gemessen an den Umständen. Der SG-Topathlet brauchte diesen Start auf der langen Bahn für den Sprung in die Bestenliste des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Auf jeder Strecke werden jeweils die 100 schnellsten Schwimmer zur DM zugelassen. Eine krankheitsbedingte Pause im Februar und schulische Verpflichtungen rund ums Abitur hatten bisher keinen Wettkampf für Wedel erlaubt. „Deshalb musste Kevin diesen Wettkampf schwimmen, es gab keinen anderen Weg“, erklärte Lothar Schubert, Trainer der SG EWR Rheinhessen-Mainz. Schubert: "Ist perfekt gelaufen" Obwohl die Vorzeichen alles andere als optimal waren. Erst am Mittwoch war der 20-Jährige aus dem DSV-Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada zurückgekehrt, hatte am Donnerstag und Freitag Abi-Klausuren hingelegt und war am Freitag nach Dillenburg gereist. Vier Mal ging Wedel beim Oranierschwimmfest an den Start, vier Mal löste er souverän das DM-Ticket. Über 200 Meter Schmetterling (2:03,71 Minuten), 200 Meter Lagen (2:04,40), 100 Meter Schmetterling (0:55,94) und auf seiner Spezialstrecke 400 Meter Lagen (4:32,36) schlug der SG-Mann jeweils als Erster an. „Das ist für uns perfekt gelaufen“, sagte Schubert. „Es ist kein Fingerzeig, dass Kevin ohne weiteres auch die EM-Quali schafft, aber für den Moment hat alles gepasst.“ Inklusive einer kleinen emotionalen Zugabe: Über 100 Meter Delfin kam Wedel zwölf Hundertstel vor DSV-Star Paul Biedermann (SV Halle/ 56,06 Sekunden), dem Weltrekordmann über 200 Meter Freistil, ins Ziel. Überbewerten wollen weder Athlet noch Trainer dieses Ergebnis. „Das ist nicht so entscheidend“, sagte Schubert und ergänzte: „Aber es ist natürlich klasse, so einen starken Mann zu schlagen.“ Auch wenn die 100 Delfin für Biedermann eine Nebenstrecke sind und er in Dillenburg aus dem Training heraus schwamm. „Wie Kevin auch“, so Schubert. „Wir wären sicher nicht frustriert gewesen, wenn Paul schneller gewesen wäre. Aber so ist es eine tolle Sache.“ Und irgendwie auch Bestätigung dafür, dass Kevin Wedel die Doppelbelastung mit Abitur und Training bisher gut meistert. „Er muss ja ein ganz schönes Paket stemmen“, so der SG-Trainer. Und vor dem Hintergrund sei der Auftritt in Dillenburg durchaus hoch einzuschätzen. „Im vergangenen Jahr ist Kevin in einer ähnlichen Situation und zeitlich dichter vor der DM noch nicht so schnell gewesen. Deshalb ist die Leistung sehr hoch zu bewerten.“ Was aber nichts daran ändert, dass Wedel sich in den anstehenden vier Wochen bis zum ersten Saisonhöhepunkt noch extrem steigern muss. Schubert: "Wir werden beim Training noch eins draufpacken." Unabhängig von der Büffelei für die Schule. Weitere SG-Schwimmer mit DM-Normzeiten In Dillenburg holten sich auch Wedels Vereinskollegen Schwung für die intensive DM-Vorbereitungsphase. Insgesamt waren unter den mehr als 400 Teilnehmern beim Schwimmfest im hessischen Dillenburg 13 Athleten der SG EWR Rheinhessen-Mainz. Luisa Nickles (Jahrgang 1999), die sich bereits über 200 Meter Rücken und 1500 Freistil für die DM qualifiziert hatte, kraulte in 4:37,30 Minuten in die Bestenliste über 400 Meter Kraul. Jetzt muss die junge SG-Schwimmerin hoffen, dass sie nicht mehr aus der Bestenliste geschoben wird. Gleiches gilt für Christian Kebers 4:16,45 über 400 Meter Freistil. Maximilian Pörksen, der in Dillenburg die 200 Meter Brust in 2:27,57 Minuten meisterte, kann auf einen DM-Start setzen. Auch SG-Neuzugang Laura Hähn (Jahrgang 1999) überzeugte in Dillenburg mit einigen persönlichen Bestzeiten wie den 2:48,93 über 200 Meter Brust. Eine DM-Qualizeit sprang nicht heraus. „Laura war etwas enttäuscht, weil sie knapp daran gescheitert ist. Aber sie ist sehr gut geschwommen“, lobte Schubert. Insgesamt haben sich bisher zehn Schwimmer der SG EWR Rheinhessen-Mainz sicher für die DM qualifiziert, alle anderen müssen den 13. April abwarten. Zwei Wettkampfwochenenden stehen noch aus, dann werden die Bestenlisten geschlossen. Alle Artikel von Schwimmen