Immer ein Auge für Talente

Peter H. Eisenhuth | 04.11.24

Immer ein Auge für Talente

Harry Letzelter, legendärer Sprinttrainer des USC Mainz, wird 75 Jahre alt.

Harry Letzelter 2019 mit Mehrkampftrainer Michael Kaul. | Holger Reinhart

Mainz. Gut, dass der Mann in jungen Jahren nicht auf seinen Vater gehört hat. Gut für Heerscharen von Leichtathletinnen (und -athleten) des USC Mainz. Der väterliche Rat nämlich lautete: „Spiel Fußba…

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Im Detail

Einsatzleiter bei Olympischen Spielen

Sein Sportstudium, für das er nach zwei Semestern in Köln nach Mainz zurückkehrte, bescherte Harry Letzelter zwei unvergessene Wochen bei den Olympischen Spielen in München.

Über Professor Norbert Müller (bekannt auch als „Olympiamüller“) bekam er einen Job als Einsatzleiter im Olympiastadion.

„Mein Platz war an der Haupttribüne“, ganz nahe bei der Prominenz, darunter der schwedische König Carl-Gustav.

Wilma Rudolph, die dreifache Goldmedaillengewinnerin von Rom, flanierte an ihm vorbei, „ihrem Mann wurde der Einlass verweigert, weil er nicht akkreditiert war. Da kam es sogar zu Handgreiflichkeiten“ – bis Walther Tröger, der Bürgermeister des Olympischen Dorfes und spätere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees anwies, ihn auf die Tribüne zu lassen.

Dem Sprinter Walerij Borsow konnte Letzelter beim Training zuschauen. „30 mal 60 Meter, drei Tage vor Beginn der Spiele.“ Geschadet hat es dem Russen nicht, er wurde Olympiasieger.

Die US-internen Ausscheidungen verfolgte der Mainzer Student ebenfalls.

Zum Essen ging er bevorzugt in die Kantine des Olympischen Dorfs, „da war ich noch einen Tag vor dem Attentat auf die israelische Mannschaft“ – der Schock saß auch bei ihm tief.

Finanziell wurde die Zeit in München zu einem Eldorado. „Pro Woche gab es 400 Mark, aber die Überstunden waren gut bezahlt – und wir haben viele Überstunden gemacht. Am Ende kamen 10.000 Mark obendrauf.“

Zu keiner Sekunde habe er es bereut, sein Studium für diese Erfahrung erst nach sieben statt sechs Semestern zu beenden.

Nach dem Sportdiplom hängte Letzelter ein Geografiestudium dran, parallel unterrichtete er in Wörrstadt und in der Neutorschule.

Sein zweites Examen machte er 1976, ging nahtlos ins Referendariat über, wurde 1978 verbeamtet und war als Lehrer bis zur Pensionierung an der Gustav-Stresemann-Schule tätig.

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