Peter H. Eisenhuth | 18.08.2021

Turnier mit exzellentem Ruf

Mit den Qualifikationsspielen beginnen am Freitag die SiNN Mainz Open des TSC Mainz. Bei der sechsten Auflage des Turniers am Ebersheimer Weg will René Schulte seinen Titel verteidigen und Lokalmatadorin Livia Kraus an ihren Premierenerfolg anknüpfen. Und ein bisschen hoffen die Veranstalter auch auf eine Teilnahme ihrer Schwester Sinja Kraus.
Livia Kraus, die Premierensiegerin von 2016, tritt nach längerer Zeit diesmal wieder bei den Mainz Open an.
Livia Kraus, die Premierensiegerin von 2016, tritt nach längerer Zeit diesmal wieder bei den Mainz Open an. | Peter H. Eisenhuth

Mainz. Ein bisschen zwiegespalten mögen sie sein, die Verantwortlichen des TSC Mainz. Einerseits wünschen sie Sinja Kraus, dem am Ebersheimer Weg großgewordenen Tennistalent, auf dem Weg durch die internationale Turnierlandschaft alles erdenklich Gute. Auf der anderen Seite hätten sie die 19-Jährige selbstverständlich auch gerne beim eigenen Event am Start: bei den SiNN Mainz Open, die von Freitag bis Sonntag auf dem Programm stehen.

Ob die Siegerin von 2018 dabei sein wird, kann freilich nicht mal der umtriebige Hans(-dampf in allen Gassen) Beth wirklich beeinflussen; das liegt vor allem in den Händen der 19-Jährigen selbst. Und in denen der Gegnerinnen, mit denen sie es im niederländischen Oldenzaal zu tun bekommt. Dort schlägt Kraus seit Montag bei einem 25.000-Dollar-Turnier auf, hat zwei Qualifikationsrunden mit deutlichen Zweisatzsiegen überstanden und trifft am Mittwochnachmittag auf die an sechs gesetzte Koreanerin Su-jeong Jang, die Nummer 309 der Weltrangliste.

Klarheit erst nach Meldeschluss

Für Babak Momeni sind in diesem Fall die Prioritäten klar: „Punkte für die Weltrangliste zu sammeln muss für Sinja Vorrang vor einem Preisgeldturnier haben“, sagt der Cheftrainer des TSC und persönliche Coach der Spielerin, die sich gerade auf Platz 639 verbessert hat. „Aber natürlich wäre sie sehr gerne auch auf ihrer heimischen Anlage dabei.“

Dort könnte sie bei der sechsten Auflage der Mainz Open unter anderem auf die Gewinnerin der Turnierpremiere im Jahr 2016 treffen: ihre Schwester Livia Kraus. Sie fehlte in den vergangenen Jahren wegen ihres Studiums in den USA, das sie inzwischen aber abgeschlossen hat. Die 22-Jährige wird sicher im Hauptfeld stehen, dessen Besetzung ansonsten bei Damen wie Herren noch offen ist. „Ein Großteil der Meldungen läuft erfahrungsgemäß erst in den letzten Stunden ein“, sagt TSC-Vizepräsident Urs Kern.

Und erst nach Meldeschluss wird beispielsweise klar sein, wie viele Top-100-Cracks der deutschen Rangliste in den 32er-Feldern stehen und einander die Bälle um die Ohren schlagen werden. Die Entwicklung der vergangenen beiden Jahre war beeindruckend: Von 2019 zu 2020 verzeichneten die Organisatoren einen Anstieg, der selbst das exponentielle Wachstum der Coronazahlen linear aussehen ließ. Hatten sich vor zwei Jahren noch neun Spielerinnen und Spieler aus diesem Bereich in Mainz eingefunden, waren es zuletzt 28.

Vor Sprung in die DTB-Premium-Tour

Für ein Turnier der Größenordnung A3 mit einem Preisgeld von je 5000 Euro war das eine außergewöhnlich gute Besetzung. Die hing zum einen damit zusammen, dass im Sommer 2020 wegen der Coronapandemie die Zahl der Tennisturniere sehr überschaubar war und sich auch Akteure, die üblicherweise nur bei größeren Wettkämpfen antreten, für Mainz entschieden.

Zum anderen aber verdankten die Veranstalter diesen Zuspruch dem exzellenten Ruf, den sie sich mit ihrer Organisation und Gastfreundschaft in der Szene erarbeitet haben. „Aus meiner Funktion als Schiedsrichter kenne ich sehe viele Bundesligaspieler – und die kommen alle gerne nach Mainz“, bestätigt Jan Hanelt, der Präsident des rheinland-pfälzischen und des rheinhessischen Tennisverbands. Er bescheinigt den Mainz Open, kurz vor dem Sprung in die vom DTB geförderte Premium Tour zu stehen; dann würde sich das Preisgeld in Regionen von 15.000 US-Dollar an aufwärts bewegen.

Schulte will Titel verteidigen

Am Wochenende wiederkommen und zum dritten Mal mit dem Pokal abreisen will René Schulte (TV Singen, DTB-36), der Titelverteidiger, der sich im vorigen Jahr in einem denkwürdigen Match gegen seinen damaligen Bad Homburger Mannschaftskameraden Kai Wehnelt durchsetzte. Stand Dienstagabend führt er die Zulassungsliste an. Ebenfalls gemeldet hat sein Finalgegner von 2018, der für den TC Dresden-Blasewitz spielende Tscheche Michal Franek (DTB-86). Auch Luca Gelhardt (DTB-83), für den Tennispark Versmold aktiv, aber seit mehr als einem Jahr hauptamtlicher Trainer des TSC, gehört zu den Mitfavoriten.

Bei den Frauen wird die Vorjahressiegerin ihren Erfolg nicht wiederholen können. Die Belgierin Marie Benoit teilte dem TSC mit, sie bedauere es, absagen zu müssen – aber sie habe realistische Chancen auf einen Qualifikationsplatz für die US Open. Dagegen kann freilich selbst die größte Charme- und Hospitality-Offensive aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt nicht ankommen.

„Optimistisches Zeichen“

Deren Oberbürgermeister freut sich, dass die Verantwortlichen des Klubs und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer weder im vorigen noch in diesem Jahr vor Corona in die Knie gingen. „Abgesagt ist immer schnell“, sagt Michael Ebling (SPD). Ein Turnier wie die Mainz Open aber sei ein „optimistisches Zeichen in einer trostlosen Zeit“.

Der Optimismus ist generationenübergreifend: Auch in diesem Jahr finden neben den Damen- und Herrenkonkurrenzen die Turniere der M12, M14, W12 und W14 statt.

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