Bodenheim. Auf dem Schild im Hintergrund stand „So sehen unsere Sieger aus“. Üblicherweise bedarf es sehr viel Trainingsfleißes, um im Turnsport auf den regionalen Ebenen oder gar darüber hinaus Erfolge zu feiern. Aber an wenigstens einem Tag im Jahr sollen diese Erfolge einmal hervorgehoben werden, findet der TV Bodenheim und lud zur Meisterehrung „Unsere Besten" ins Bürgerhaus Dolles.

Ein Pflichttermin nicht nur für den Vereinsvorstand um das Führungsduo Günter Achatz und Gerd Offer und die Turngau-Vorsitzende Kerstin Bub, sondern auch für die Bodenheimer Verwaltungsspitzen, Verbandsbürgermeister Robert Scheuer und Ortsbürgermeister Thomas Becker-Theilig. Die brachten kleine Aufmerksamkeiten für die Mädchen und jungen Frauen mit, die den Namen der Gemeinde über ihre sportlichen Erfolge regelmäßig weit ins Land hinaustragen.

Zwei Turnerinnen in der deutschen Spitze

„Ihr seid die Vorbilder für die, die nach euch kommen“, sagte Becker-Theilig vor allem an die Adresse der beiden Topturnerinnen des TVB, Rebecca Matzon und Hanna Lipp, die in der bundesdeutschen Leistungsspitze angekommen sind. Lipp, Jahrgang 2002, trat 2007 in die Turntalentschule des TV Bodenheim ein. Matzon, zwei Jahre älter, die in Ebersheim wohnt, turnt schon seit vier Jahren hauptsächlich im Leistungszentrum der TG Mannheim und besucht in der Stadt auch die Schule – ab einer bestimmten Leistungsstufe kann ein kleiner Verein wie der TVB die notwendigen Bedingungen für die volle Entfaltung großer Talente eben nicht mehr bieten.

Turnen ist beim TV Bodenheim aber generell keine Veranstaltung unter leichten Bedingungen. Mangels ausreichender geeigneter Trainingsstätten in der Gemeinde selbst ist der Veein gezwungen, für seine Turngruppen andernorts Räume zu finden. „Wir kennen Rheinhessen ziemlich gut“, sagte Achatz angesichts einiger Übungsstätten fern der eigenen Kommune, etwa in Dexheim oder gar Ingelheim.

Olympia oder doch nur DM?

Der TVB verfügt aber zum Glück für große Talente wie Matzon über kompetente Trainerinnen, die auch erkennen, wenn eine Elevin hinaus in die Welt muss, um nicht schon früh an die Grenzen zu stoßen. „Meine Trainerin hat mich gefragt, ob ich zu Olympia will oder nur zu Deutschen Meisterschaften“, berichtet die 13-Jährige. Wären die meisten Turnerinnen schon mit der nationalenPerspektive froh, war die Sache für Matzon klar auf die Spiele ausgerichtet.

Und nach vier Jahren im Mannheimer Leistungszentrum, inzwischen auch als Bundesligaturnerin für die TG im Einsatz, spricht Rebecca Matzon es unumwunden aus: „Ich will 2016 bei Olympia dabei sein.“ Das kann theoretisch klappen, weil sie in jenem Jahr 16 Jahre alt wird - bei Olympischen Spielen wie Weltmeisterschaften aktuell die Alters-Untergrenze.

Der jüngste Weg Matzons, mit der Benennung durch Bundestrainerin Ulla Koch für die Europameisterschaften in Sofia im Mai, lässt die Perspektive zudem durchaus auch realistisch erscheinen. Es gibt im Turnen keinen festen Qualifikationsweg in den Olympiakader, „das entscheidet alleine die Bundestrainerin“. Also wird Matzon sich im kommenden Jahr besonders gut  präsentieren müssen.

Verein ist stolz auf seine Top-Athletinnen

Ihr Lieblingsgerät? „Der Barren“, sagt Matzon spontan, nimmt das aber wieder leicht zurück. „Eigentlich kann ich mich da nicht so richtig entscheiden.“ Tendenziell das Gerät, an dem es aktuell besonders gut läuft. Denn Matzon mag nun mal den Erfolg, und das ist keine schlechte Eigenschaft, um im Sport voranzukommen.

Ob es 2016 mit Rio de Janeiro klappt oder nicht: Die Verantwortlichen des TVB macht es stolz, was besonders Matzon, aber auch Bundeskader-Turnerin Hanna Lipp jetzt bereits erreicht hat. VG-Bürgermeister Scheurer ließ das Duo daher seine Unterschriften ins Goldene Buch der Verbandsgemeinde setzen. Auch nicht schlecht für die beiden, in einem so jungen Alter.

Erfolge gibt es beim TVB aber auch schon bei den jüngsten Turnerinnen sowie mit den „Wild Flames“, der Schautanzgruppe des Vereins, die bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften abräumte (siehe "Im Detail"). Kaum vorzustellen, welche Rolle der TVB im Turnen einnehmen könnte, wären die Trainingsbedingungen in der Gemeinde besser. Das ist in Bodenheim allerdings kein neues Thema, nicht nur bei den Turnerinnen. Einen Turner hat der TVB übrigens auch, der geehrt werden sollte. Timo Kaul, Vierter bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften, hatte es allerdings nicht zur Veranstaltung geschafft.