Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 29.05.17

Schwarz wird’s – wer sonst?

Am Mittwoch wird der FSV Mainz 05 seinen neuen Cheftrainer vorstellen. Aber was ist daran exklusiv?
Demnächst werden mehr Kameras auf Sandro Schwarz gerichtet sein.
Demnächst werden mehr Kameras auf Sandro Schwarz gerichtet sein. | Eva Willwacher

Mainz. Jesusmariaundjosef. Es gehört zu den aufgeregten Lächerlichkeiten des Journalismus heutiger Prägung, welche Reaktionen die Ankündigung des FSV Mainz 05 am Montagabend hervorrief, am Mittwoch um 13 Uhr den neuen Cheftrainer vorstellen zu wollen.

Spätestens seit einer Woche, nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Martin Schmidt, wusste jeder, der es wissen wollte, dass Sportdirektor Rouven Schröder früher oder später Sandro Schwarz als Nachfolger vorstellen würde. Eine sinnvolle Lösung, weil der bisherige Trainer des Drittligateams in der U23 herausragende Arbeit abgeliefert hatte.

Schröders Hinweis, er werde Schwarz, dessen Vertrag am Bruchweg zum 30. Juni ausgelaufen wäre, ziehen lassen, „wenn wir von einer externen Lösung zu 100 Prozent überzeugt sind“, war vielleicht kein Ablenkungsmanöver. Aber die zu erfüllenden Kriterien, die der Manager für einen neuen Mann formuliert hatte – unter anderem: bodenständig, nahbar, demütig, kommunikativ und Spaß an der Weiterentwicklung junger Leute – waren derart maßgeschneidert für den 38-jährigen früheren Mainzer Zweitligaprofi, dass Bewerbungen von außerhalb sinnlos waren.

Schröder kann unterscheiden

Und dann verkündet am Montagabend die einzige Mainzer Tageszeitung im investigativen Duktus, nach ihren Informationen werde Sandro Schwarz neuer Trainer. Der SWR scheint überraschenderweise die gleichen Informanten zu haben. Und die Bild-„Zeitung“ entblödet sich nicht einmal, dasselbe Wissen als „exklusiv“ zu bezeichnen; aber die Boulevardschreiber wussten ja auch schon, dass weniger Schwarz‘ Qualifikation als Jürgen Klopps Empfehlung wichtig war. Auch so eine Lächerlichkeit.

Von Schwarz‘ Arbeit konnten sich die 05-Verantwortlichen in den vergangenen vier Jahren ein Bild machen, zunächst anderthalb Spielzeiten in der A-Junioren-Bundesliga, danach in der Dritten Liga. Rouven Schröder selbst bekam davon zwar nur die vergangene Saison mit, die mit dem Abstieg in die Regionalliga endete. Doch der Manager ist sehr wohl in der Lage, zwischen sportlichem Erfolg und spielerischer Weiterentwicklung zu unterscheiden; ihm ist bewusst, dass der Kampf um den Klassenverbleib an Faktoren scheiterte, die Schwarz nicht zu verantworten hatte – und die nichts daran änderten, dass die Mainzer U23 zu den zwei, drei spielerisch stärksten Teams der Liga gehörte.

Rose kommt nicht

Seinen bisherigen Kotrainer Michael Falkenmayer dürfte Schwarz mit zu den Profis nehmen, zudem soll ein weiterer Mann zum Trainerteam stoßen. Marco Rose aber, den das Fachmagazin „kicker“ als wahrscheinliche Lösung gemeldet hatte, wird es, wie aus Österreich zu hören ist, wohl nicht werden. Der einstige Mannschaftskollege und WG-Mitbewohner des kommenden Cheftrainers hat gerade mit der U19 von RB Salzburg die Youth League gewonnen, die Champions League für Nachwuchskicker. Verständlich, wenn er jetzt entweder bei den Österreichern oder andernorts auf einen eigenen Chefposten spekuliert.

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