Dritte Liga | Peter H. Eisenhuth | 13.05.16

Schwarz platzt der Kragen

Der U-23-Trainer der 05er empfindet Spekulationen über seine Person als Zumutung und wird im Pressegespräch vor dem letzten Saisonspiel laut.
Die Spekulationen über seinen Abschied aus Mainz nerven Sandro Schwarz.
Die Spekulationen über seinen Abschied aus Mainz nerven Sandro Schwarz. | Eva Willwacher

Mainz. „Bitte Ruhe – Nachhilfe läuft“, steht an einigen Türen im oberen Stockwerk der Haupttribüne am Bruchweg. Doch mit dieser Ruhe war es am Donnerstagnachmittag vorbei. Ein Zimmer weiter nämlich platzte Sandro Schwarz der Kragen. Der U-23-Trainer des FSV Mainz 05 redete sich in Rage. Adressat seiner Ansprache war die einzige Mainzer Tageszeitung, die ihn in den vergangenen Wochen wiederholt mit anderen Klubs in Verbindung gebracht hatte, gerade war es der FC Augsburg, zu dem Schwarz im Sommer wechseln könnte. Und diese willkürliche Verbreitung von Gerüchten geht dem 37-Jährigen gewaltig aufs Skrotum. Zumal in den Artikeln, gerne mal die Formulierung „nach Informationen dieser Zeitung“ zu lesen ist.

„Derjenige, der das schreibt, weiß mehr als ich“, schimpfte Schwarz, dessen Vertrag in Mainz bis Sommer 2017 läuft, in anschwellender Lautstärke. „Wir arbeiten hier jeden Tag daran, für die nächste Saison eine Topmannschaft auf die Beine zu stellen, und ich bin topzufrieden mit meiner Aufgabe. Und ich habe nullkommanull Kontakt zu irgendeinem anderen Verein.“

Kein Schild um den Hals

Nicht ausschließen könne er, dass „ich irgendwann das Gefühl habe, etwas anderes machen zu wollen. Und wenn ich dann einen Anruf bekomme, gehe ich zu Manager Rouven Schröder und zum Vorstand und rede mit ihnen darüber. Falls sich dann tatsächlich etwas ergebe, „werdet ihr Typen schon Bescheid kriegen“. Doch das bei jedem Verein, der über eine freie Trainerstelle verfüge, über  seinen Namen spekuliert werde, empfindet Schwarz als Zumutung. „Ich laufe doch nicht mit einem Schild um den Hals herum, auf dem steht: ,Bitte, sprecht mich an, meldet euch doch endlich‘.“

Dass Sandro Schwarz am Freitag nach Cottbus fahren wird, hat im Übrigen nichts mit eventuellen Vertragsverhandlungen mit dem FC Energie zu tun. Nein, dort tritt er am Samstag mit seinem Team zum letzten Saisonspiel an, „und ich bin gottfroh, dass es kein Endspiel ist. Aber wir hätten auch dafür einen Plan gehabt“.

Wollitz als Heißmacher

Der Fall, dass es in dieser Partie für beide Mannschaften ums Überleben in der Dritten Liga ginge, wäre eingetreten, hätten die Mainzer am vorigen Samstag gegen Hansa Rostock verloren – durch ihren 4:0-Erfolg verabschiedeten sie sich jedoch aus dem Abstiegskampf. Die noch zu vergebenden zwei Tickets in die Regionalliga spielen der SV Wehen Wiesbaden (40 Punkte), Werder Bremen II (40), Energie Cottbus (41) und die Stuttgarter Kickers (43) im Fernduell aus.

Für die Mainzer bedeutet dies, dass sie auf einen Gastgeber treffen, der gewinnen muss, der von bis zu 10.000 Zuschauern frenetisch unterstützt werden dürfte und von Trainer Claus-Dieter Wollitz entsprechend eingestellt sein wird. „Der Pele wird sie heißmachen“, vermutet Schwarz vor der Aufgabe im Stadion der Freundschaft. Für die Cottbuser schließt sich damit ein Kreis: Ihr erstes Pflichtspiel in dieser Saison bestritten sie an gleicher Stelle im DFB-Pokal gegen die 05-Profis (0:3); dabei boten sie eine Leitung, die nicht darauf schließen ließ sie am Ende der Meisterschaftsrunde in einer derart bedrohlichen Lage vorzufinden.

Schonung erst auf Mallorca

„Cottbus ist die zweikampstärkste Mannschaft der Liga“, betont Sandro Schwarz, und diese Qualität benötigten die Lausitzer am Samstag auch. „Wenn sie gewinnen wollen, müssen sie darum kämpfen. Von Freundschaft wird da nicht viel zu sehen sein.“

Der eigene Sieg in der Vorwoche habe auf seine Akteure zwar spürbar befreiend gewirkt, aber das gehe nicht damit einher, das letzte Spiel gemächlicher anzugehen. „Unsere Motivation besteht nicht darin, anderen Vereinen zu helfen, sondern Leistung zu bringen und Erfolg zu haben wie am ersten Spieltag.“ Und wenn der Mainzer Trainer davon spricht, diese 90 Minuten „topseriös anzugehen“, ist damit auch der Verzicht auf personelle Experimente oder Einsatzzeiten für Spieler, die sonst weniger zum Zuge kommen, gemeint. „Jeder Kadernominierung hat Leistungsgründe.“ Dass Benedikt Saller die Liste der fehlenden Spieler im Vergleich zu Vorwoche verlängert, hat zehn andere Gründe: die Gelben Karten, die der Sechser im Laufe dieser Saison kassiert hat.

Von allen, die auf dem Platz stehen werden, erwartet Schwarz vollen Einsatz. „Es gibt keinen Grund, sich zu schonen. Am nächsten Tag fliegen wir schließlich mit dem Team nach Mallorca“ – als ob das mehr Schonung verspräche.

 

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