Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 15.10.2015

„Respektieren“ heißt nicht „erfüllen“

Von Peter H. Eisenhuth
Blitzt da schon das Schalker Blau? Christian Heidel denkt offenbar über einen Wechsel zum S04 nach.
Blitzt da schon das Schalker Blau? Christian Heidel denkt offenbar über einen Wechsel zum S04 nach. | Eva Willwacher

Mainz. Die Sache wäre ganz einfach gewesen. Christian Heidel hätte sich am Donnerstagmittag in die Pressekonferenz des FSV Mainz 05 setzen und sagen können: „Nein, es gibt keine Gespräche über einen möglichen Wechsel nach Schalke.“ Das wäre eine klare Aussage gewesen.

Der Manager des FSV Mainz 05 jedoch wählte andere Formulierungen. „Keine Wasserstandsmeldungen“ werde er abgeben, so, wie er es auch immer dann hält, wenn Gerüchte über einen Spielertransfer auftauchen. Er wolle „nichts kommentieren und nichts dementieren“, sagte Heidel, er sage „weder ja noch nein“. Das mag ihm irgendwann einmal den Vorwurf ersparen, die Öffentlichkeit belogen zu haben, deutet letztlich aber auch darauf hin, dass er sehr wohl in Kontakt mit der Schalker Führung um Clemens Tönnies steht. Vielleicht noch nicht in konkreten Verhandlungen, vielleicht auch schon das, zumindest aber in Gesprächen.

Das bestätigte im Anschluss an die Pressekonferenz Harald Strutz in einem Gespräch mit dem SWR. Christian Heidel liege ein Angebot vor, sagte der 05-Präsident, ein Mann des offenen Wortes. Ob das mit Heidel abgestimmt war, wissen wir nicht.

Noch so eine Heidel-Formulierung: „Ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass ich bei Mainz 05 einen Vertrag bis 2017 habe, den ich natürlich respektiere.“ Respektiere. Das heißt nicht: erfülle.

Wortklaubereien? Kaum. Heidel ist intelligent genug, um in einem Statement, auf das vorzubereiten genügend Zeit hatte, keine unklaren Aussagen zu treffen. Zumindest nicht unbeabsichtigt. „Respektieren“ könnte man in diese Fall auch so übersetzen: „Ich werde auf keinen Fall den Tuchel machen und einfach nicht mehr zur Arbeit erscheinen.“ Denn, und das darf man dem 05-Manager voll und ganz abnehmen: „Jeder hier weiß, dass mir Mainz 05 extrem wichtig ist und immer sein wird. Ich würde nie irgendetwas tun, was diesem Verein schadet.“

Darüber hinaus erscheint es schwer vorstellbar, Christian Heidel könne irgendwann einmal für einen anderen Verein tätig sein als am Bruchweg, auch wenn er selbst das nie ausgeschlossen hat in den vergangenen 23 Jahren. Ohne Heidel gäbe es den FSV Mainz 05 höchstwahrscheinlich nicht als Erstligisten, der Verein in seiner heutigen Existenz ist zu einem Großteil das Werk des Managers. Es gibt in der gesamten Liga keinen anderen, der aus so bescheidenen Mitteln so viel herausgeholt hat. Das größte Verdienst des Vereinsvorstands bestand lange Jahre darin, den ehemaligen Autohändler machen zu lassen.

Dass Heidel jetzt mit dem Gedanken spielt, noch einmal eine andere Herausforderung anzunehmen, ist nicht verwerflich. Bei einem Klub die Fäden zu ziehen, der auf der europäischen Bühne mitspielt, der sein Potenzial in den vergangenen Jahren aber kaum einmal ausgeschöpft hat, wäre für den 05-Macher ganz sicher eine reizvolle Aufgabe.

Ein Problem tut sich dabei allerdings noch auf: Der Vertrag des auf Schalke angezählten Horst Heldt läuft bereits im kommenden Sommer aus, Christian Heidel müsste also schon ein Jahr vor dem Ende des eigenen Kontrakts den Klub wechseln. Das wäre nur möglich, wenn der Mainzer Vorstand den Manager vorzeitig gehe ließe – oder aber die Verantwortlichen in Gelsenkirchen bereit wären, eine ordentliche Ablösesumme zu zahlen. „Ich stehe mit Haut und Haaren zu meinen Vertrag bis 2017. Ich würde auch niemals im Streit gehen“, sagte Heidel am Donnerstag. „Sollte der Tag mal kommen, dann wird es so sein, dass sich alle Beteiligten einig sind.“ Es ist davon auszugehen, dass alle Beteiligten bereits über mögliche Lösungen reden.

Was ein Abgang des Managers für den FSV Mainz 05 bedeutete, steht auf einem ganz anderen Blatt.

 

siehe: Heidel verrät nicht, ob er der Heldt werden will

 

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