Europa League | Peter H. Eisenhuth | 08.08.14 Per Asteras ad acta Der FSV Mainz 05 hat beim Europa-League-Aus in Tripoli Pech, offenbart aber auch erneut strukturelle Mängel. Zum Trikotzerbeißen: Auch Loris Karius (l.) und Johannes Geis waren nach dem 1:3 in Tripoli fassungslos. | René Vigneron Tripolis. Wenn der Tabellensiebte der Bundesliga beim Tabellenfünften der griechischen Super League in der Europa-League-Qualifikation scheitert, sind die Schlagworte schnell gefunden: Blamage, Debakel, Peinlichkeit – reflexartige Reaktionen auf die 1:3-Niederlage des FSV Mainz 05 bei Asteras Tripolis am Donnerstagabend. Die Spieler selbst waren, natürlich, enttäuscht, Trainer Kasper Hjulmand auch ein wenig schockiert, die 350 Mainzer Anhänger irgendwo zwischen tieftraurig und wütend. Nein, schön war das nicht, dass sich die 05er nach dem Scheitern bei Gaz Metan Medias vor drei Jahren erneut aus dem internationalen Geschäft verabschiedeten, bevor es richtig begonnen hat. Aber Blamage, Debakel, Peinlichkeit – das greift vielleicht doch ein bisschen zu kurz. Umbruch noch lange nicht abgeschlossen Die Mannschaft befindet sich im Umbruch, und, das wurde in Tripolis deutlich, der ist noch lange nicht abgeschlossen. Zum einen hat das Team Bausteine verloren, die für den bisher praktizierten Umschaltfußball elementar waren. Trainer Kasper Hjulmand propagiert diesen Fußball zwar weiterhin als wichtigen Bestandteil des Mainzer Spiels, in Tripoli fehlte dafür allerdings das Personal. Es gab Ansätze, mehr aber auch noch nicht. „Ballkontrolle“ hat der neue Coach zum zweiten großen Thema des künftigen 05-Spiels erklärt. Und ja, das funktionierte am Donnerstag zunächst deutlich besser als eine Woche zuvor. Im Hinspiel war der Bundesligist den flinken Griechen lange Zeit hinterhergelaufen. Im Rückspiel ließen sie zwei frühe Chancen zu, danach wirkten sie souverän, ohne selbst nach vorne zu überzeugen. Dass in diese Kontrollphase hinein das 0:1 fiel, war Pech – Pablo de Blasis hatte selbst nicht vorgehabt, seine Flanke im Tor zu versenken. Die Ergebniskorrektur gelang Ja-Cheol Koo noch vor der Pause. Und wer hatte zu diesem Zeitpunkt ernsthaft zwei weitere Gegentreffer auf der Liste, die Asteras benötigte, um den Mainzer 1:0-Hinspielsieg zu überflügeln? Was, wenn Geis und Okazaki getroffen hätten? Die 05er selbst offenbar nicht. Sonst hätten sie sich nach dem Seitenwechsel vielleicht nicht ganz so auf dem Unentschieden eingerichtet. Vielleicht hätten sie die Spielkontrolle dann nicht so sehr als Selbstzweck inszeniert. Und vielleicht hätte Hjulmand nicht bei allen drei Auswechslungen die Stärkung der Defensive im Sinn gehabt. Wer weiß schon, ob ein Filip Djuricic oder ein Sebastian Polter in der Schlussphase einen entscheidenden Treffer hätten setzen können? Sich dieser Option selbst beraubt zu haben, war sicher nicht der cleverste Zug des dänischen Trainers. Andererseits: Dem 1:2 war ein nicht geahndetes Handspiel der Griechen vorausgegangen. Und was wäre passiert, hätte Johannes Geis mit seinem Freistoß nicht die Latte und Shinji Okazaki mit seinem Heber nicht den Pfosten getroffen, sondern ins Tor getroffen? Dann läge der FSV Mainz 05 am Freitagmittag im Lostopf für die Play-offs zur Gruppenphase. Dann wären die strukturellen Mängel im Mainzer Spiel zwar noch immer nicht behoben. Aber diejenigen, die jetzt von Blamage, Debakel, Peinlichkeit sprechen, würden davon schwärmen, wie sich die 05er in die nächste Runde ballerten. Spagat fürs Erste gescheitert Kasper Hjulmand hatte in der Vorbereitung immer wieder darauf hingewiesen, die Aufbauphase der Mannschaft werde noch über den Bundesligaauftakt hinaus andauern, die europäischen Spiele kämen dafür eigentlich zu früh. Der Trainer musste und wollte den Spagat zwischen seinen langfristigen Ideen vom künftigen 05-Fußball und einem kurzfristigen Ergebnisfußball versuchen. Damit ist Hjulmand, damit ist die Mannschaft am Donnerstag gescheitert. Die Tatsache alleine, nicht in Europa vertreten zu sein, ist für den Bundesligisten ein vernachlässigbares Problem. Die Frage ist allerdings, wie schnell die Spieler es wegstecken, die ersehnten Auftritte auf der internationalen Bühne ad acta gelegt zu haben. Und wie schnell die Mechanismen greifen, die Hjulmand gerne verinnerlicht sähe. Am nächsten Freitag treten die 05er im DFB-Pokal beim Chemnitzer FC an. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Aufgabe dort einfacher werden wird als die in Tripoli. Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier. Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)