Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 20.11.2020

Mit viel Geduld die Bälle erobern

Mit einem guten Gefühl nach zwei intensiven Trainingswochen fährt Jan-Moritz Lichte am Wochenende in den Breisgau. Am Sonntag will er mit dem FSV Mainz 05 beim SC Freiburg endlich den ersten Saisonsieg landen. Der Coach weiß, dass es dazu nicht nur kämpferischer und läuferischer Elemente bedarf.
Kunde (r., gegen den Freiburger Nils Petersen) könnte am Sonntag Danny Latza im defensiven Mittelfeld ersetzen.
Kunde (r., gegen den Freiburger Nils Petersen) könnte am Sonntag Danny Latza im defensiven Mittelfeld ersetzen. | Eva Willwacher

Mainz. Entscheidungsspiel? Mit dieser Betitelung kann Jan-Moritz Lichte wenig anfangen, wenn es um die nächste Aufgabe geht, die er mit dem FSV Mainz 05 bewältigen muss. Am Sonntag treten die Rheinhessen beim SC Freiburg an, es handelt sich um eine Partie des achten Spieltags der Fußball-Bundesliga, und Entscheidungen über das weitere Schicksal einer Mannschaft fallen zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Von daher verwundert es nicht, dass der Trainer sagt, er gehe die Begegnung an, wie jede andere auch: „mit voller Konzentration auf die tägliche Arbeit“.

Diese Arbeit verrichtete Lichte in anderthalb der vergangenen zwei Wochen ohne jene Akteure, die mit ihren Nationalmannschaften unterwegs waren. Von einem in solchen Länderspielpausen üblichen Testspiel hatte er abgesehen, um mit dem vorhandenen Personal intensiv zu arbeiten. „An einer Mischung aus unseren Prinzipien und den Dingen, die wir in den vergangenen Spielen als Schwächen ausgemacht hatten“, erläutert er. Das gegnerische Spiel in die Tiefe zu unterbinden gehörte ebenso dazu wie das Verhalten in Standardsituationen, mit denen auch die Freiburger seiner Elf gefährlich werden können. „Wir trainieren, eng am Mann zu sein, Körperkontakt herzustellen, die Luftduelle zu gewinnen.“

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Danny Latza fehlt gesperrt

Die geleistete Arbeit, das Gesehene, habe ihm ein gutes Gefühl vermittelt. „Es war körperlich und inhaltlich intensiv. Jetzt gilt es, die Nationalspieler in die Abläufe zu integrieren.“ Wobei es sich nicht um grundlegend neue Abläufe handele, sondern um Details. Und nicht jeder 05er spielt in der Auswahl seines Heimatlandes dieselbe Rolle oder Position wie im Verein.

Die Eindrücke, die Lichte von seinen Leuten auf internationaler Ebene gewonnen hat, waren durchweg positiv. „Alle haben einen sehr vernünftigen Job gemacht“, sagt er, sie seien aber mit unterschiedlichen Gefühlen an den Bruchweg zurückgekehrt.

Edimilson Fernandes zum Beispiel, neben Kunde und Kevin Stöger einer der Kandidaten, um den nach fünf Gelben Karten gesperrten Kapitän Danny Latza im defensiven Mittelfeld zu ersetzen, habe sich in der „komischen Situation“ befunden, dass das letzte Nations-League-Spiel seiner Schweizer Nati gegen die Ukraine wegen der großen Anzahl positiv auf Corona getesteter Spieler des Gegners ausfiel. „Danach kommt er nicht jubelnd zurück nach Mainz.“

Dahmen und Burkardt bestens gelaunt

Ganz anders Stürmer Jonathan Burkardt und Ersatztorhüter Finn Dahmen: Die beiden qualifizierten sich mit der deutschen U21 für die Europameisterschaft, Dahmen debütierte im Team von Stefan Kuntz mit einem gehaltenen Elfmeter, Burkardt erzielte beim 2:1 gegen Wales den sehenswerten zweiten Treffer. „Das sind Momente, in denen die Spieler Selbstvertrauen tanken können“, sagt Lichte, der jetzt hofft, dass sich Burkardts mitgebrachter Schnupfen nicht zu einem grippalen Infekt auswächst. Schlimmeres scheint ausgeschlossen; das Ergebnis des Covid-19-Tests nach der Rückkehr fiel negativ aus.

Ádám Szalai wird das beflügelnde Erlebnis, die ungarische Nationalmannschaft als Kapitän erfolgreich durch die EM-Qualifikation geführt zu haben, vorerst nichts bringen: Der Stürmer, in Mainz unter Lichtes Vorgänger Achim Beierlorzer aussortiert, aber längst wieder im Mannschaftstraining dabei, musste sich am Donnerstag einem arthroskopischen Eingriff am linken Kniegelenk unterziehen und wird mindestens vier Wochen ausfallen. Außenverteidiger Phillipp Mwene fehlt ebenfalls verletzt, was die Chancen des Spaniers Aarón auf einen Bankplatz steigert.

Umschalten und diesmal die Chancen nutzen

Für Sonntagnachmittag setzt Lichte unter anderem auf Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte, um dann in hohem Tempo zu kontern. Er rechnet allerdings damit, dass seine Elf gegen die Breisgauer Geduld benötigen werde, um in diese Situationen zu kommen. „Freiburg lebt von der Intensität, aber auch von sehr gut organisierten offensiven und defensiven Abläufen“, sagt er. „Es ist nicht immer einfach, auf deren Spielaufbau Druck auszuüben. Wir müssen lernen, damit zu leben, bis wir zu den gewünschten Balleroberungen kommen.“

Und dann sollten sie die sich daraus ergebenden Chancen nutzen. Nicht, dass es ihnen ergeht wie zum Auftakt der vorigen Saison. Damals waren sie über 80 Minuten betrachtet die bessere Mannschaft, ohne das Tor zu treffen – und kamen dann binnen kürzester Zeit mit 0:3 unter die Räder.

 

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