Lahti. Ein bisschen Spannung ist ja nie verkehrt – das dachten sich wohl auch die Seniorinnen des Deutschen Minigolf-Verbands bei der Europameisterschaft in Lahti. Nach einem fast unvorstellbaren Wechselbad der Gefühle sicherte Alice Kobisch mit ihrem Ass an der Einschlagbahn den vierten EM-Sieg hintereinander, einen einzigen Schlag vor den Schwedinnen, die lange Zeit schon wie die sicheren Sieger ausgesehen hatten. Aber „aufgeben“ gehört nicht zum Wortschatz des DMV-Teams, das aus Nicole Warnecke, Sandra von dem Knesebeck, Alice Kobisch und Ergänzungsspielerin Andrea Reinicke besteht.

Nach einem Blitzstart am Mittwoch auf Eternit lag Deutschland zunächst um sensationelle 18 Zähler vor den Schwedinnen, aber genauso schnell zerrann der Vorsprung in den folgenden Durchgängen. Reichlich Patzer auf Filz und eine deutlich durchwachsenere zweite Runde auf Eternit ließen die Skandinavierinnen vorbeiziehen; bei Halbzeit lagen die deutschen Frauen mit 15 Schlägen zurück.

Ass auf der vorletzten Bahn

Der zweite Tag sollte die Wende bringen, doch zu mehr als einer Ergebniskosmetik reichte es in den beiden ersten Runden nicht; vor der letzten Kombirunde betrug die Differenz immer noch 13 Zähler. Mit einer 66 auf Eternit gegenüber einer schwedischen 77 legte das DMV-Team dann doch noch den Grundstock zur Sensation gelegt. Obwohl Warnecke noch einmal vier Schläge abgab, ließ sich die Mannschaft nicht mehr beirren. Von dem Knesebeck verkürzte den Rückstand auf drei Schläge – und eben diese drei lag Alice Kobisch zwei Bahnen vor Schluss vor ihrer schwedischen Gegenspielerin Bernice Thors. Kobischs Ass an der vorletzten Bahn brachte das Team genau im richtigen Moment in Führung, mit dem letzten Schlag machte die Mainzerin schließlich den Sack zu.

Die deutschen Männer mit den Mainzern Roman Kobisch und Markus Janßen hatten sich ebenfalls vorgenommen, die Schweden zu übertrumpfen; schließlich hatten sie beim vorigen EM-Auftritt auf Filzbahnen nur denkbar knapp gegen die Skandinavier verloren, und diesmal wurde ja nicht nur auf dem grünen Belag, sondern auch auf Eternit gespielt. Doch die Schweden, nach dem ersten Tag mit 11 Schlägen Vorsprung noch nicht uneinholbar, ließen mit ihrem deutlich konstanteren Spiel nichts mehr anbrennen und setzten sich am Ende um 51 Schläge vom damit entthronten Titelverteidiger ab. Lediglich in einer der vier Runden auf Filz konnte das DMV-Team einigermaßen mithalten, gab aber alleine in der letzten Filzrunde 20 Zähler ab. Ein hochverdienter Sieg des Drei-Kronen-Teams, der zeigt, dass auf deutscher Seite noch Einiges an Nachholbedarf auf Filz besteht.

Als einziger der deutschen Männer liegt derzeit Tim Clasen (Wolfsburg) auf einem Medaillenrang, Roman Kobisch als zweitbester Deutscher liegt auf dem elften Rang. Bei den Frauen ist die Spitzengruppe fest in schwedisch-deutscher Hand, Sandra von dem Knesebeck als Zweite liegt gerade mal zwei Schläge vor der sechsplatzierten Andrea Reinicke, Alice Kobisch und Nicole Warnecke fügen sich auf den Plätzen vier und fünf in diese Phalanx ein. joe