Mainz. Der Frau war kalt. Richtig kalt. Als Tatiana Vilisova die Ziellinie des 15. Gutenberg-Marathons überquerte, wollte sie eines überhaupt nicht: aufgehalten werden. Völlig außer Atem, völlig verfroren, erschöpft. „Ein paar Minuten bitte“, bat die Mainz-Siegerin von 2012 um Verständnis, dass sie nach ihrem erneuten Marathon-Triumph erstmal durchatmen musste. Und sich vor allem aufwärmen. Ihre schlechtere (oder bessere) Hälfte wirkte da wesentlich frischer und entspannter. Die warme Dusche tat Wunder. 

Grund zur Freude hatten beide, Wetter hin oder her: Der Ukrainer Ivan Barbaryka hatte eine Stunde zuvor den Halbmarathon gewonnen und assistierte anschließend seiner Gattin beim Interview-Marathon. Dolmetschen war da schon gefragt, Russisch beherrscht eben nicht jeder. „Hart. Einfach hart. Der Wind auf der Strecke hat mir zugesetzt“, sagte Vilisova. Beziehungsweise ließ sie das so übersetzen ins feine Englisch. Sie war einfach erschöpft und sichtlich froh, die Strapazen der Mainzer Marathon-Strecke hinter sich zu haben. Und Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr, der den Verlauf auf der Strecke selbst auf dem Motorad verfolgt hatte, sagte schließlich nicht ohne Grund:  „Sie hat im Ziel am ganzen Körper gezittert."

Auch bei der Siegerehrung vor dem Rathaus wirkte Tatiana Vilisova nicht wirklich regeneriert: Den Weizenbier-Pokal nahm man ihr nach wenigen Sekunden wieder ab. Nicht, dass die zierliche Frau noch zusammenbricht. Stolz ob ihrer Leistung und dankbar strahlte sie dennoch ins Publikum. Auch wenn die Siegerzeit sie nicht wirklich froh machte. Angesichts des Wetters war die 2.37:18 Stunden aber durchaus passabel. Und zu feiern gab es allemal etwas, ganz sicher dann aber im Warmen: Vilisova hat sich in die Mainzer Siegerliste eingetragen. Schon wieder. Und das alles andere als unerwartet.

Wie Lazarus Too sich bei den Männern durchsetzte, lesen Sie hier.