Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 27.10.2020

Bei Standards besteht Nachholbedarf

Mehr Kommunikation untereinander und mehr Körperkontakt mit dem Gegner wünscht sich 05-Trainer Jan-Moritz Lichte bei Standards gegen seine Mannschaft.
Enttäuschte Mainzer sah man am Samstag in der Arena am Europakreisel, ein Tor nach einer Ecke hatte ihre Niederlage besiegelt.
Enttäuschte Mainzer sah man am Samstag in der Arena am Europakreisel, ein Tor nach einer Ecke hatte ihre Niederlage besiegelt. | Jörg Halisch/rscp-photo

Mainz. Nicht immer decken sich die Eindrücke, die man unmittelbar im Anschluss an ein Fußballspiel hat, mit denen, die man mit etwas Abstand bei einer nochmaligen Betrachtung des Geschehens gewinnt. So erging es Jan-Moritz Lichte nach der 2:3-Niederlage des FSV Mainz 05 gegen Borussia Mönchengladbach. „Deshalb muss man verstehen, wenn Trainer versuchen, nach einem Spiel nicht zu klare Aussagen zu treffen“, sagte der Chefcoach der Rheinhessen am Dienstag in einer digitalen Presserunde.

Konkret ging es darum, dass er am Samstagnachmittag gesagt hatte, nach dem Foulelfmeter zum Gladbacher Ausgleich hätten seine Spieler die Köpfe hängenlassen. Inzwischen ist Lichte zu einer anderen Einschätzung gekommen und hat nicht mehr das Gefühl, dass der dritte Gladbacher Treffer unbedingt habe fallen müssen, „weil bei uns alles zusammenbricht“. Erst nach Matthias Ginters Kopfballtor zur zweiten Gladbacher Führung in diesem Spiel sei es dem Team nicht mehr gelungen, sich noch einmal zu wehren. „Danach waren wir erledigt“, sagte Lichte, „wir hatten natürlich auch schon einiges investiert“.

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Ginter den Weg freigeblockt

Der entscheidende Treffer entsprang einer Ecke. Mal wieder eine Standardsituation also. Ein Thema, an dem er mit seiner Mannschaft im Training dranbleiben müsse, räumte Lichte ein. „Wir müssen den Laden stabil bekommen.“ Nicht nur, aber auch im Hinblick auf das Spiel beim FC Augsburg am nächsten Samstag. Wie das funktionieren kann? „Ich glaube und hoffe, übers Training. Vielleicht müssen wir Standards wöchentlich einmal häufiger trainieren, um auch die Sinne dafür zu schärfen, wie wir mit Blocksituationen umgehen.“

Genau das nämlich war in diesem Fall das Manko. Jeremiah St. Juste war geblockt worden und konnte sich deshalb nicht rechtzeitig um den vom langen zum kurzen Pfosten zu laufenden Ginter kümmern, und im Rücken des Gladbacher Verteidigers war er machtlos. „Der Ball war extrem gut geschossen, und so, wie Ginter läuft, war das schwer zu verteidigen“, sagte Lichte.

Eigene Standards ungefährlich

Auf den Block aber müssten seine Leute besser reagieren. „Wenn wir merken, dass ein Spieler des Gegners nur darauf bedacht ist, unseren Abwehrspieler zu blocken, damit sich einer seiner Mitspieler freilaufen kann, müssen wir schnell kommunizieren und den Mann übergeben.“ Selbst wenn der Gegner dann immer noch an den Ball kommen sollte: „Wenn wir in den Körperkontakt kommen, kann er ihn nicht so genau platzieren.“

Steigerungsbedarf besteht auch bei eigenen Standards. Für Ecken beispielsweise zeichnet derzeit fast ausschließlich Daniel Brosinski zuständig, sonderliche Gefahr geht davon seit geraumer Zeit nicht aus. „Wir sind momentan nicht zufrieden damit, wie sie in die Mitte kommen“, sagt der Trainer, „aber auch nicht mit dem Einlaufverhalten der anderen.“ Dafür, dass Brosinski die Ecken ausführt, nennt Lichte einen logischen Grund: „Wir trainieren offensive Standards mit verschiedenen Spielern und versuchen, den besten da hinzustellen.“ Offenbar stimmen Trainings- und Spielleistung derzeit nicht überein.

 

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