Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 03.08.2018

Junges Trio bleibt bei den Profis

TRAININGSLAGER IN BAD HÄRING (VIII): 05-Trainer Sandro Schwarz behält Barreiro, Burkardt und Gürleyen oben. Nicht nur für die Übungseinheiten – auch Bundesligaeinsätze sind möglich.
Da kann man mal die Backen aufblasen: Ahmet Gürleyens Entwicklung in den vergangenen Wochen verlief vom vermeintlichen Scherzanruf bis zum dauerhaften Mitglied der Profi-Trainingsgruppe.
Da kann man mal die Backen aufblasen: Ahmet Gürleyens Entwicklung in den vergangenen Wochen verlief vom vermeintlichen Scherzanruf bis zum dauerhaften Mitglied der Profi-Trainingsgruppe. | Peter H. Eisenhuth

Bad Häring. Noch dauert es zwei Wochen, bis der FSV Mainz 05 das erste Pflichtspiel in dieser Saison bestreiten wird, die Pokalaufgabe bei Erzgebirge Aue. Doch schon jetzt, kurz vor Ende des zweiten Trainingslagers in Venlo, verkündet Sandro Schwarz drei Personalien, die angesichts der Entwicklung logisch ist, die zu Beginn der Vorbereitung aber kaum jemand geahnt haben dürfte: Leandro Barreiro, Jonathan Burkardt und Ahmet Gürleyen werden weiterhin mit dem Profikader trainieren.

Mehr noch: Sie stehen fortan auch in Konkurrenz um die Plätze im jeweiligen Spieltagskader. „Es wird keiner aufgehalten“, betont der Cheftrainer, dass er dem Nachwuchstrio – der 19-jährige Gürleyen ist gerade in die U23 aufgerückt, die ein Jahr jüngeren Kollegen sind noch A-Jugendliche – alle Türen auf dem Weg in den Profifußball öffnen will. „Es war herausragend, wie sie sich sowohl von der Persönlichkeit eingebracht als auch auf dem Trainingsplatz und mit ihren Testspielleistungen ihre Ansprüche angemeldet haben.“

Das Trio hat nicht nur den Coach derart überzeugt, „dass es fahrlässig wäre, diese Entwicklung aufzuhalten. Ein Verein wie Mainz 05 muss seinen Toptalenten die besten Möglichkeiten eröffnen“. Schwarz kündigt an, er wolle an den Wochenenden in enger Abstimmung mit Nachwuchs-Cheftrainer Thomas Krücken und Volker Kersting, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, entscheiden, in welcher Mannschaft die Jugendlichen eingesetzt werden – „aber grundsätzlich bleiben sie bei uns“.

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Den Trainer weggedrückt

Gürleyen hätte sich um ein Haar selbst um diese Chance gebracht. Als Schwarz ihn gegen Ende der Sommerpause anrief, um ihm zu eröffnen, er dürfe in den kommenden Wochen mit den Profis trainieren, hielt der Spieler das zunächst für einen schlechten Scherz eines Kumpels. „Er hat gesagt, er habe schlechten Empfang und hat mich weggedrückt“, erzählt Schwarz lachend. „Das passiert mir öfter.“ Als das Telefonat im nächsten Anlauf zustande kam, sei der junge Innenverteidiger ein wenig schockiert gewesen; davon aber merkt man dem mit einem mächtigen Körper ausgestatteten Gürleyen jedoch schon lange nichts mehr an.

„Ich war am Anfang schon ziemlich aufgeregt und habe nach Fehlern sofort gedacht: Was denkt der Trainer jetzt?“, sagt der gebürtige Berliner. „Das hat inzwischen gelegt.“ Nicht mehr nur gegen Gleichaltrige zu spielen, sondern gegen Profis, sei ungemein motivierend.“ Aber halt auch ein bisschen anstrengender. „Du musst sehr viel schneller denken und handeln.“

Keine Angst haben

Das Tempo, das gegnerische Stürmer auf diesem Niveau anschlagen, scheint der Aspekt, an den sich der robuste Gürleyen noch am meisten gewöhnen und anpassen muss. Im Testspiel gegen West Ham United beispielsweise gab es ein, zwei Szenen, in denen er in dieser Beziehung nicht auf der Höhe war; allerdings dürfen die harten Trainingseinheiten, wie er sie bis jetzt auch noch nicht erlebt hatte, als Entschuldigung gelten. Und: In den Zweikämpfen mit dem österreichischen Starstürmer Marco Arnautovic behauptete er sich, als hätte er es schon häufiger mit solchen Kalibern zu tun gehabt.

„Als junger Spieler darf man in diesem Umfeld keine Angst haben und nicht zurückziehen, sondern man muss erst recht hart rangehen sollte. Ich glaube, nur so kommt man weiter“, sagt Gürleyen, der sich gerne nach den Einheiten Tipps von Stefan Bell geben lässt. Als Newcomer denke er auch mal daran, wann er vielleicht zum Spieltagskader gehören und sein erstes Spiel machen könne. „Das geht einem durch den Kopf“, räumt er ein. „Aber das sollte man eigentlich nicht tun. Man muss jeden Tag hart trainieren, der Rest muss dann von alleine kommen.“

 

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