Peter H. Eisenhuth | 10.12.14 „Irgendwann laufe ich auch mal den Mainz-Marathon“ Schott-Neuzugang Sören Kah über seinen Wechsel nach Mainz, seinen rasanten Aufstieg, die Perspektive für die Olympischen Spiele 2016 - und warum er beim Gutenberg-Marathon bislang nur inkognito unterwegs war. In Frankfurt sorgte Sören Kah 2012 für Furore - 2016 würde der Neuzugang des TSV Schott dies auch in Rio de Janeiro gerne tun. | Veranstalter/Frankfurt-Marathon Mainz. Das war ein spektakulärer Neuzugang, den die Leichtathletikabteilung des TSV Schott Mainz am Ende der Wechselfrist verkündete: Sören Kah startet künftig für den Klub von der Karlsbader Straße. Der Marathonläufer, der vor zwei Jahren in Frankfurt als bester Europäer in 2:13:57 Stunden für Furore gesorgt hat, kommt von der LG Lahn-Aar-Esterau und gehört inzwischen der Polizei-Sportfördergruppe in Wiesbaden an. Zuvor hatte Kah eine Ausbildung als Industriekaufmann absolviert, seinen Betriebswirt gemacht und als Buchhalter beim Marktforschungsunternehmen Ipsos in Frankfurt gearbeitet. Im Gespräch mit SPORTAUSMAINZ.de redet der 32-Jährige, der seit diesem Sommer von Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig trainiert wird, über seinen rasanten Aufstieg als Marathonläufer, die knapp zweijährige Verletzungspause, seinen Wechsel zum TSV Schott und seine Pläne für 2016. Herr Kah, seit 1. September sind Sie im Polizeidienst… …ja, und ich fühle mich auch wohl hier. Die Sache ist ganz gut angelaufen. Ich bin froh und auch ein bisschen stolz darauf, dass ich genommen wurde und Teil der Sportfördergruppe sein darf… …es ist ja auch im Alter von 32 Jahren nicht selbstverständlich, in die Sportfördergruppe aufgenommen zu werden. Ich nehme an, unter den Neueinsteigern sind Sie mit Abstand der Älteste… …mit Abstand! Die meisten kommen direkt vom Abitur, für sie ist es der erste Schritt ins Berufsleben. Ich habe ja schon ein bisschen mehr Berufserfahrung, aber ich komme mit den jungen Leuten gut klar. Sie absolvieren die normale Polizeiausbildung… …nur in einem anderen Zeitrahmen. Für die Mitglieder der Sportfördergruppe erstreckt sich die Ausbildung über viereinhalb statt drei Jahre, und dafür wird man dann freigestellt für Trainingslager oder Wettkämpfe. Auch der tägliche Unterricht ist verkürzt, damit morgens und abends genügend Zeit fürs Training bleibt. Wie sieht momentan Ihr Tagesablauf aus? Heute zum Beispiel war ich um acht Uhr in der Schule. Es gibt hier ein perfektes Sportgelände. Die Laufwege drumherum sind etwas profiliert, das ist für mich als Straßenläufer nicht optimal, aber auf dem Gelände gibt es Laufbahn, Kraftraum, Sporthalle und Schwimmbad, das kann man alles nutzen. Ich habe also heute Morgen hier meinen Dauerlauf gemacht und bin anschließend in den Kraftraum. Den Dauerlauf mache ich entweder morgens zu Hause in Frankfurt … …Rödelheim? Genau. Aber wenn ich das Laufen mit einer Kraftraumeinheit kombinieren will, trainiere ich besser hier an der Schule. Um halb elf beginnt der Unterricht, der meistens bis halb drei dauert, und danach mache ich noch eine Laufeinheit. Meistens zu Hause, weil ich da meine flachen Laufwege habe, die ich kenne. Gegen 19 Uhr bin ich fertig – und dann geht es am nächsten Morgen von vorne los. Wie viele Kilometer laufen Sie abends? Meistens noch mal 15 bis 20 Kilometer, je nachdem, was ansteht. Meistens mache ich noch eine Einheit Tempoläufe auf der Bahn mit den Laufkollegen von der Frankfurter Eintracht. Dadurch, dass Frau Dörre-Heinig meine Trainerin ist, trainiere ich mit denen öfter zusammen, auch, was die Athletik angeht. Sie haben im Sommer den Trainer gewechselt. Was war der Grund? Aus privaten Gründen hat es bei meinem alten Trainer Lutz Preußner zeitlich nicht mehr hingehauen. Schade, dass das auseinandergegangen ist, wir haben uns auch absolut im Guten getrennt. Ihm habe ich viel zu verdanken, er war bisher mein einziger Trainer, er hat mich an die Spitze gebracht. Aber bei Frau Dörre-Heinig fühle ich mich gut aufgehoben; das ist für mich ja auch die Chance, mal andere Trainingsmethoden kennenzulernen. Wie hat sich Ihr Training seither verändert? Gehen Sie jetzt mehr auf Kilometer oder mehr auf Tempo? Einige Abweichungen gibt es schon. Frau Dörre-Heinig arbeitet gerne mit Trainingsblock, das heißt, man trainiert zwei Wochen sehr hart, dann folgt eine Woche Regeneration, immer im Wechsel. Bei meinem alten Trainer war das immer konstant. Aber von den Trainingsinhalten hat sich noch nicht so viel verändert in der kurzen Zeit. Sie laufen halt… (lacht) Genau. Dadurch, dass ich erst aus der Verletzungspause herauskam, wurde erst einmal unspezifisch trainiert, so dass ich noch gar nicht so richtig im Trainingsalltag drin bin. Der Trainerwechsel ist das eine, ein Vereinswechsel aber wäre nicht zwingend nötig gewesen. Das war völlig unabhängig davon. Sie brauchen zwar einen rheinland-pfälzischen Verein, um in die Sportfördergruppe zu kommen, aber Sie hätten auch bei der LG Lahn-Aar-Esterau in Diez bleiben können. Ich weiß nicht, ob ich den Verein auch gewechselt hätte, wenn der Trainerwechsel nicht erfolgt wäre, dann wäre die Bindung doch größer gewesen. Aber ich habe jetzt einfach einen Verein gesucht, der hier in der Nähe ist. Ich mache meine Praktika ja in Mainz, und da ist es praktisch, wenn ich das Trainingsgelände und die gute Infrastruktur bei Schott nutzen kann. Warum Schott, warum nicht der USC Mainz? Das wäre auch eine Möglichkeit gewesen, aber der TSV Schott hat mir das Angebot gemacht, zum USC hatte ich keinen Kontakt. Ich habe mir das Schott-Gelände angeguckt, die ganze Infrastruktur hat mir gefallen, und ich brauche von hier aus nur über die Brücke zu fahren, und dann bin ich dort. Sind Sie auf den TSV Schott zugegangen, oder ist der Verein auf Sie aufmerksam geworden? Über meinen Manger bin ich auf Schott zugegangen, der hat mal nachgefragt, ob Interesse besteht, und so hat sich das entwickelt. Ich glaube, dass man sich da sehr wohlfühlen kann. Sie haben Ihre Verletzung angesprochen – die Pause war ziemlich lang. Welche Probleme hatten Sie? Seit 2012, seit meinem Frankfurt-Marathon, ist das eine Leidensgeschichte, die sich bis jetzt hingezogen hat. Mit Knieproblemen hat es begonnen, Anfang 2013 habe ich mich operieren lassen, weil man vermutet hatte, dass überschüssiges Narbengewebe entfernt werden müsse, das noch von meinem Kreuzbandriss stammte. Das ist auch erfolgreich entfernt worden, aber hinterher zeigte sich, dass meine Probleme damit nichts zu tun hatten. Mitte 2013 wurde ich noch einmal operiert, da hatten die Ärzte einen Osteophyten entdeckt, eine Anwachsung an der Patellarsehne, die daran herumreibt und ständig für Entzündungen sorgt. Das war Mitte 2013 – aber in Frankfurt sind Sie schon wieder gestartet. Ja, aber es war klar, dass die Vorbereitungszeit zu knapp war, um selbst einen vernünftigen Marathon zu laufen. Deshalb hatte ich mir die Option offengehalten, bin erst einmal als Tempoläufer eingestiegen, aber dann auch ausgestiegen. Durchzulaufen war vom Training her nicht machbar. Danach habe ich 2013 ausklingen lassen. 2014 hatte ich Probleme mit Knie und Sprunggelenk. Seit der OP ging es immer in einer Wellenbewegung voran: Trainingsaufbau, gut in Form und dann wieder ein Rückschlag durch eine Verletzung. Aber jetzt bin ich wieder gut im Training. War es schwierig, über die zwei Jahre hinweg die Geduld zu bewahren? Ich glaube, das hätte nicht jeder durchgehalten. Manch einer hätte sicher auch einen Haken hinter die Sache gemacht, weil man sich das in dem Alter nicht mehr antun muss. Aber dafür bin ich nicht der Typ, ich kämpfe weiter, es muss auch weitergehen, und gerade jetzt in der Sportfördergruppe kann ich den Anschluss wieder schaffen, glaube ich – und hoffe auf ein gutes Jahr 2015. Haben Sie bei der Polizei auch eine kleine Laufgruppe? Nein, die Sportarten sind sehr breitgestreut: Von Gewichtheben über Jiu-Jitsu und Radfahren bis zum Rudern ist alles dabei. Aber weitere Läufer gibt es nicht. Wir haben zwar zwei Sprinter im Kurs, aber das bringt mir bei den Dauerläufen nichts. Da bin ich schon auf mich alleine gestellt. Aber das bin ich auch gewohnt, das war in den letzten Jahren genauso. Deshalb bin ich bin immer froh, wenn es ins Trainingslager geht und man eine größere Trainingsgruppe hat. Ihr Einstieg in den Marathon ist nicht ganz freiwillig erfolgt. Eigentlich waren Sie Fußballer… …bis zu meinem Kreuzbandriss. Das war ein kurioser Unfall. Inwiefern? Ich habe ein Tor geschossen und mich dann beim Torjubel verletzt… …beim Jubel? Ja, ja, das war immerhin das Aufstiegstor zur Bezirksliga. Na, bravo. Welchen Verein haben Sie nach oben geschossen? Den SC Birlenbach im Rhein-Lahn-Kreis. Ich wollte nach der Verletzungspause eigentlich wieder in den Fußball einsteigen, habe mich übers Laufen fitgehalten und dadurch wieder die Lust am Laufen bekommen. Wieso „wieder“? In der Jugend hatte ich schon ein bisschen leistungsmäßig Leichtathletik gemacht, damals war ich auf den Mittelstrecken unterwegs. 2009 habe ich dann Kontakt zu meinem alten Trainer aufgenommen, Fußball ging nicht mehr so gut, stattdessen bin ich wieder gelaufen. Damals waren Sie 27. Das ist für einen Marathonläufer kein Alter, aber für einen Einstieg ins Laufen überhaupt…? Das war schon der Wahnsinn, in welchem Tempo es dann bergauf ging. Ich habe die Wettkämpfe zwar ernstgenommen, aber Laufen war für mich eigentlich nur ein Hobby. Ich war ja auch voll berufstätig. Dass es so enden würde, hatte niemand gedacht. 2011 bin ich meinen ersten Marathon gelaufen, auch in Frankfurt, in 2:17 Stunden. Und dann kam von meinem Arbeitgeber das Angebot, mich fürs Laufen freizustellen. Echt? Was ist das für ein Arbeitgeber? Ja, das war echt ein klasse Arrangement. Ich wurde zu 50 Prozent bezahlt, und dafür war ich freigestellt. Die Ipsos GmbH, ein Marktforschungsunternehmen, ist auch immer noch mein Sponsor. Jemanden, der vor zwei Jahren eine 2:13er-Zeit gelaufen ist, muss man wahrscheinlich nicht fragen, wo er in zwei Jahren sein möchte. Ganz klar. Das war schon vor zwei, drei Jahren mein Ziel, 2016 in Rio dabei zu sein. Da könnte ich den Deckel auf meine Karriere setzen. Die soll zwar nach den Olympischen Spielen noch nicht beendet sein, aber das wäre schon die Krönung. Dafür arbeite ich, dafür habe ich letzten zwei Jahre gegen meine Verletzungen gekämpft. 2015 will ich angreifen, um die Norm zu laufen. Wie schnell müssten Sie dafür sein? Die Norm ist noch nicht festgelegt, aber ich glaube, dass sie so um die 2:12 liegen wird. So war es auch 2012; damals war ich mit einer tiefen 2:14 der beste Deutsche und hatte gehofft, dass sie mich nach London mitnehmen. Es war ein bisschen ärgerlich, dass sie sich dagegen entschieden haben. Ich war den Verantwortlichen aber nicht böse, dafür gibt es ja Normen. Es war ja von vorneherein klar, dass die 2:12 gelaufen werden soll. Ich hoffe, dass ich noch einmal die Chance bekomme. Ist das nach der langen Verletzungspause ein realistisches Ziel? Davon bin ich überzeugt, und ich bin motiviert. Dass der DLV mich jetzt für den B-Kader nominiert hat, ist nach so langer Verletzungszeit auch nicht selbstverständlich – daran merkt man, dass die Verantwortlichen an meine Leistung glauben und dass sie wissen, dass ich mich dafür zerreiße. Gute Marathonläufer liegen in Deutschland halt auch nicht auf der Straße – nur in Ausnahmefällen…. Das spielt sicher eine Rolle. Aber ich habe auch das Vertrauen der Bundestrainerin, ich glaube selbst daran, und ich werde alles dafür tun. Haben Sie Pläne für die nächsten Wettkämpfe? An Silvester will ich in Peuerbach in Österreich sozusagen den letzten Lauf für meinen alten Verein bestreiten. Ansonsten hab ich noch nichts geplant. Im Januar steht ja auch erst mal das DLV-Trainingslager in Kenia an, im Februar/März kommt das nächste, und dann geht es schon steil auf den Frühjahrsmarathon zu. Wo genau ich den laufen werde, weiß ich noch nicht; es wird wohl einer der großen Drei werden. Sind Sie noch Botschafter des Frankfurt-Marathons? Aktuell noch, der Vertrag läuft aber dieses Jahr aus. Aber Frankfurt ist natürlich auch lukrativ. Und weil nächstes Jahr dort auch die Deutschen Meisterschaften ausgetragen werden, wird das Feld ganz gut sein, was die deutschen Athleten angeht. Das ist auf jeden Fall interessant für mich. Gerade als Frankfurter starte ich dort natürlich gerne. Ich gehe davon aus, dass dort die große Jagd auf die Olympianorm stattfindet. Im Frühjahr will ich einen Marathon laufen, um mit einer vernünftigen Zeit ins Ziel zu kommen, und im Herbst soll es auf die Norm gehen. Mainz ist in diesem Zusammenhang für Sie kein Thema? Oder soll es Marathon sein, bei dem man auch ein bisschen Geld verdienen kann? (lacht) Es geht mir nicht unbedingt um den Euro, den man da verdient, sondern um das ganze Drumherum. Düsseldorf, Hannover und Hamburg haben ganz andere Rahmenbedingungen. Da sind etliche andere, die im 2:15er-Bereich laufen, man bekommt Tempomacher gestellt, und die Chancen auf eine gute Zeit sind viel größer – darum geht`s. In Mainz waren Sie offiziell noch nie am Start… Das stimmt, aber 2013 bin ich ganz kurzfristig eingestiegen. Einen Tag vorher hatte ich beim Veranstalter angerufen und gesagt, dass ich für sonntags einen langen Lauf auf dem Trainingsplan habe, einen 30er, und dass ich den lieber in Mainz mitmachen würde, als alleine die Nidda hoch- und runterzuhetzen. Das war dann auch kein Problem, ich bin sonntagsmorgens nach Mainz gefahren und den Zweidrittelmarathon mitgelaufen. Kein Wunder, dass niemand Sie ausfindig gemacht hat. Ich erinnere mich, dass es das Gerücht gab, „der Kah läuft“ – aber keiner wusste, wo… Haha, ich wollte auch gar nicht in der Ergebnisliste auftauchen, weil es für mich wirklich nur ein Trainingslauf war. Nicht, dass jemand die Liste durchguckt und sich denkt: „Was ist denn der Kah da für eine komische Zeit gelaufen?“ Es ging mir einfach nur darum, dass es schöner ist, mit anderen zu laufen als alleine. Ich habe zwar eine Startnummer gekriegt, war aber nicht gemeldet, und als ich als Zweiter ins Ziel kam, waren die Mitarbeiter ganz aufgeregt, weil sie mich nicht in der Teilnehmerliste finden konnten. Ich weiß gar nicht, ob es für den Zweiten eine Prämie gab, aber ich habe gesagt, die sollen sie dann dem nächsten geben, der ins Ziel kommt. Weil der Zweidrittelmarathon nur 28 Kilometer beträgt, bin ich noch zwei Kilometer extra gelaufen, um meine 30er vollzukriegen. Das war mein Erlebnis beim Mainz-Marathon… Im Jahr davor war ich übrigens als Zuschauer da, und irgendwann werde ich ihn auch mal laufen. Aber Anfang Mai ist schon einen Tick zu spät, um in die Saison einzusteigen. Wie oft werden Sie künftig beim TSV Schott trainieren? Also, gerade wenn ich meine Praktika in Mainz habe, werde ich mich da öfter blicken lassen. Aber darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, das muss sich alles einpendeln. Ich werde bei Schott ja auch ein bisschen als Übungsleiter tätig sein. Wen sehen Sie in der deutschen Marathonszene am ehesten als Konkurrenten oder vielleicht Mitstreiter, mit denen Sie sich gegenseitig pushen können? Ich würde auch eher von Mitstreitern sprechen. Wir sind mit dem Kader in Kenia zusammen, und wir gönnen uns gegenseitig den Erfolg, auch wenn es immer ein Wettstreit ist und die Sache im Wettkampf anders aussieht. Wen sehe ich da? In erster Linie natürlich Arne Gabius, der steht über allem, da muss man sich nichts vormachen. Mit der Leistung, die er zuletzt in Frankfurt abgeliefert hat… …hat es Sie überrascht, dass er bei seinem Marathondebüt eine 2:09:32 raushaut? Nee, gar nicht, das habe ich von Anfang an gesagt. Man konnte zwei Wochen vorher in Berlin schon sehen, dass er über die Schnelligkeit verfügt, und er hat im Training Umfang gemacht, 250 Kilometer die Woche. Da war schon klar, dass er ganz gut vorbereitet ist und dass nur die Bedingungen stimmen müssen, damit er das Ding rockt. Das hat er gemacht – endlich mal wieder einer, der richtig vorne reinläuft. Ansonsten gibt es viele auf einem Niveau, auf einem guten Niveau: André Pollmächer ist ein Mann für die 2:12. Julian Flügel, der dieses Jahr in Hamburg und Frankfurt zwei klasse Marathons abgeliefert hat; mit ihm verstehe ich mich auch sehr gut, und da er aus Wiesbaden kommt, hoffe ich, dass wir ab und zu zusammen trainieren können. Manuel Stöckert ist ein Perspektivläufer mit großem Potenzial, auch ein klasse Typ. Vielleicht auch Falk Cierpinski noch. Dann kommen noch ein paar Junge nach, Steffen Uliczka will zum Beispiel von Hindernis auf Marathon umsteigen. Ich bin gespannt, was die alle draufhaben. Es kann einem blühen, dass man die Norm läuft und trotzdem nicht zur Olympia darf. Das wäre ja mal eine ganz neue Entwicklung. Genau. Bisher waren wir ja schon froh, wenn es einer geschafft hat. Aber das muss auch alles erst einmal gelaufen werden. Mit meiner 2:13 bin ich immer noch der drittschnellste Läufer der letzten Jahre. Das Potenzial ist das eine, aber Marathon spielt sich auch viel im Kopf ab. Ab wann spielt es sich im Kopf ab? Bis wohin machen es die Beine? Ich finde, es spielt sich schon im Training viel im Kopf ab. Alleine die Umfänge herunterzureißen, 200 bis 250 Kilometer in der Woche zu laufen, dafür musst du schon klar im Kopf sein. Da kommt es auch mal vor, dass du morgens aufstehen musst… …draußen ist es dunkel, kalt, und es regnet in Strömen… …und dann guckst du aus dem Fenster und hast schon keinen Bock mehr. Und dann macht es den Unterschied aus, ob man sich nochmal im Bett umdreht, oder ob man sich trotzdem aufraffen kann. Und was die Rennen betrifft: Ab 30 Kilometer geht es im Kopf los. Bis dahin rollt es, dann fangen die Schmerzen an, und dann muss man sich ins Ziel beißen. Da Sie vorhin Arne Gabius erwähnten: Haben auch Sie Ihre Ernährung so radikal umgestellt? Ich bin, wie Arne auch, bei Ultra-Sports, und der Ernährungswissenschaftler Dr. Wolfgang Feil berät uns Athleten. Teilweise habe ich meine Ernährung umgestellt. Ich achte darauf, weil es wichtig ist, wie man sich ernährt, dass man sich bewusst ernährt. Das heißt: Verzicht auf…? Ich versuche, möglichst wenige Kohlehydrate zu essen und mich mehr mit den guten Fetten und guten Eiweißen zu ernähren, aber ich mache es nicht so radikal. Ich verzichte nicht komplett, sondern ich reduziere. Wenn ich mir vorstelle, dass ich am Wochenende einen 30er laufe und dann auf Kohlenhydrate verzichte … ich glaube, das ist nicht ganz so gut. Ich lasse mich inspirieren und auch gerne beraten und probiere viel aus, aber es muss jeder für sich selbst herausfinden, was ihm guttut. Jeder weiß, dass eine ausgewogene Ernährung gut ist, dass man auf Süßigkeiten und Fastfood verzichten sollte. Aber pauschalisieren kann man das Ganze sicher nicht. Wenn einer ohne Kohlenhydrate auskommen kann, ist das in Ordnung. Ich kann es nicht. Das Gespräch führte Peter H. Eisenhuth Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier. Alle Artikel von Leichtathletik