Peter H. Eisenhuth | 08.05.14 „Noch mehr Sparen gefährdet die Substanz“ ASC-Sportchef Alexander Heidbrink über die vergangene Saison, die Perspektiven und die drohenden Einschnitte bei der Jugendarbeit am Theresianum. Hofft auf neue Geldgeber, um die Jugendarbeit fortführen zu können: Alexander Heidbrink, Sportlicher Leiter des ASC Mainz. | Bernd Eßling Mainz. Alexander Heidbrink ist Sportlicher Leiter des Basketballer des ASC Mainz, außerdem trainiert er mit Wolfgang Ortmann das Regionalligateam, das die vergangene Saison mit zwölf Siegen und vierzehn Niederlagen auf dem neunten Tabellenplatz abgeschlossen hat. Im „Interview der Woche“ mit SPORTAUSMAINZ.de spricht Heidbrink über Höhen und Tiefen der vorigen Runde, die Perspektiven fürs kommende Jahr und über die Gefahr, die der Jugendarbeit des Vereins wegen drastisch gesunkener Sponsoreneinnahmen droht. Herr Heidbrink, lassen Sie uns kurz eine Bilanz der vorigen Regionalligasaison ziehen. Wirklich, zum Großteil super. Sie sind mit der Ansage in die Runde gegangen, möglichst früh nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun haben zu wollen. War das bewusst zurückhaltend formuliert? Das war die offizielle Ansage nach außen. Nach innen war die sogar noch intensiver. Wir wollten abwarten, was bis nach den Herbstferien passiert: Hätten wir die ersten sechs Spiele verloren, hätten wir uns noch einen Amerikaner geholt. Hatten Sie die Befürchtung, dass es so laufen würde? Schon. Das hatte nichts damit zu tun, dass wir am Potenzial des Teams gezweifelt hätten, sondern vielmehr mit unserem Vorbereitungsprogramm. Grundsätzlich ist die Leistung einer so neuen, jungen Mannschaft in der Vorbereitung schwer einzuschätzen, aber wir haben einige Spiele sehr, sehr deutlich verloren, unter anderem mit 40 Punkten gegen den TV Langen. Die spielen Pro B, okay, aber das war schon eine deutliche Klatsche. Doch dann ist etwas eingetreten, das schwer vorhersehbar war. Für uns Trainer war es zunächst erstaunlich, wie stockend die Entwicklung im Training voranging. Das war in den Jahren zuvor viel geschmeidiger gelaufen. Wenn man den Saisonverlauf kennt, kann man das kaum glauben. Nee, überhaupt nicht. Wolfgang und ich haben ja auch gesagt, dass es die Saison war, die uns als Trainer überhaupt den meisten Spaß gemacht hat. Ich trainiere seit 1999 Mannschaften auf Leistungsniveau, aber das hier war der Wahnsinn. Wenn du siehst, wie die Mannschaft durch die harte Arbeit, die sie reingesteckt hat, besser geworden ist – sensationell. Aber am Anfang sah es danach nicht aus. Da mussten einige der neuen Spieler sich erst einmal an die Trainingsintensität gewöhnen, wir haben vielleicht auch ein bisschen viel vorausgesetzt was Offense oder Teamdefense anging. Und wir wussten alle nicht, wie es sein würde, ohne großen Spieler zu spielen. Voriges Jahr hatten wir fünf Große im Kader, in den Jahren davor drei. Diesmal war ein Überangebot an Außenspielern vorhanden, aber viele waren noch jung und auf diesem Niveau unerfahren. Sie sind ein hohes Risiko eingegangen, indem Sie nicht nur auf kleine Spieler, sondern im Aufbau auch noch auf die jungen, unerfahrenen Nico Brauner und Jerome Gahr gesetzt haben. Das war schon ein Risiko, aber kein unüberschaubares, weil wir sie kannten. Jay hatte ja bei uns die komplette Jugend durchlaufen und war nur zwischendurch ein Jahr in Bad Kreuznach, Nico hat hier in der JBBL gespielt und hatte auch schon bei uns mittrainiert. Deshalb sind wir das Risiko bewusst eingegangen, um zu sehen, wie die Jungs sich entwickeln – dass es so laufen würde, war nicht zu erwarten. Die beiden stehen symptomatisch für das gesamte Team. Wir haben natürlich unsere Spielweise so umgestellt, dass sie für Guards interessanter ist, um noch schneller nach vorne zu laufen, die verteidigende Mannschaft gar nicht in die Kontrolle kommen zu lassen; das ist deren beider Spiel. Zu Anfang der Saison war Nico klar der bessere und hat sich die erste Fünf erspielt. Überraschend daran war: In Wiesbaden hatte er in der Oberliga acht Punkte gemacht, bei uns 20. Zwei Ligen höher mehr als doppelt so viele Punkte, doppelt so viele Steals, doppelt so viele Assists. Natürlich auch mit mehr Spielzeit, aber was Nico hingelegt hat, war beeindruckend. Einen Großteil der Rückrunde musste er aber verletzt aussetzen – auch das war symptomatisch für die gesamte Mannschaft. Ja. Wir hatten in der Vorrunde großartige Spiele gemacht, unter anderem den Meister zu Hause geschlagen, und man hat schnell gemerkt, wie die Mannschaft sich entwickelt. Und dann fingen kurz vor Weihnachten unsere Verletzungsprobleme an. Wir hatten vorher schon immer wieder einige Ausfälle gehabt, aber die Vorbereitung auf die Rückrunde lief überhaupt nicht gut. Viele Verletzte, viele Kranke. Ich bis davon ausgegangen, dass nach Weihnachten ein Loch kommen würde. War es zu diesem Zeitpunkt noch eine Option, doch noch einen Amerikaner zu holen? Nein, schon aus finanziellen Gründen war das in weite Ferne gerückt. Zu dem Zeitpunkt haben wir auch schon geglaubt, dass wir nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben würden. Wir haben dann ja auch noch einen Lauf mit vier oder fünf Siegen und einigen sensationellen Spielen hingelegt. In dieser Zeit fiel Niko aus – und dann hat Jay dessen Rolle übernommen und plötzlich auch 20 Punkte gemacht. So ist das: Wer bei uns Aufbau spielt, muss 20 Punkte machen... In den letzten Spielen ist uns ein bisschen die Luft ausgegangen, wobei wir selbst in der Phase mit Rumpfteams noch erstaunliche Partien gewonnen haben. Zum Beispiel in Karlsruhe. Wie die Jungs da aufgetreten sind und die Vorgaben umgesetzt haben, da geht dir als Trainer das Herz auf. Irgendwann im Laufe der Rückrunde ist uns bewusst geworden, dass wir eine überdurchschnittliche Saison spielen. Auch wenn sich das nicht in der Tabelle niedergeschlagen hat. Das war das einzig Traurige: Dass wir die Saison mit einer negativen Bilanz abgeschlossen haben, dass wir mehr Spiele verloren als gewonnen haben. Das ist mir als Trainer noch nicht passiert, aber … … es hat sich besser angefühlt. Deutlich besser. Man redet ja immer so ein bisschen, welche Mannschaften in der Liga teuer sind und welche nicht. Wir waren in den letzten vier Jahren nie teuer, selbst vorige Saison mit Willie Whitfield und Ilja Ickert nicht, aber diese Saison haben wir außer Ligagebühren, Fahrtkosten und ein bisschen was für Wolfgang fast nichts ausgegeben. Wie viel ist fast nichts? Verglichen mit dem Etat aus der letzten Saison unter Hans Beth in der Pro B war es ein Zehntel. Vergleicht man es mit dem Etat aus der damaligen Aufstiegssaison in der Regionalliga, ist es rund ein Sechstel. Es ist wirklich Wahnsinn, was die aktuelle Mannschaft aus sich herausgeholt hat. Und das Tolle: Es sind fast alles junge Spieler, die teilweise langfristig an Mainz gebunden sind. Ich nehme an, Sie bedauern es nicht, dass Sie nicht einen möglicherweise großen Amerikaner am Korb hatten, den Sie möglicherweise hätten bezahlen können und mit dem die Mannschaft möglicherweise aufgestiegen wäre? Das sind viele wenns… …möglicherweise… Ja, möglicherweise wäre das schön gewesen. Wir sind ja gezwungen worden, so zu handeln; ich kann nicht sagen, dass wir das freiwillig gemacht haben. Wir hätten schon gerne eine dritte Saison mit Willie Whitfield oder einem anderen Spieler auf diesem Niveau gespielt. Aber es gab eben auch wirtschaftliche und Vernunftsgründe, aus denen wir die Saison so angegangen sind, wie wir es getan haben. Während der Saison haben wir gemerkt, dass es der Mannschaft extrem guttat. Mit Willie oder Ilja hätten sich die anderen Spieler wahrscheinlich nicht so schnell entwickelt. Aber wenn wir wirklich noch ein, zwei Leute dieser Qualität geholt hätten und wären tatsächlich Meister geworden – was dann? Mainz war noch nie in der Nähe von Profi-Basketball, aber wir jetzt so weit entfernt von Profi-Basketball wie nie zuvor. Wir sind momentan nur damit beschäftigt, unseren Jugendbereich zu retten, auf dem hohen Niveau, auf dem er sich gerade befindet. Wie sind damit beschäftigt, unsere Mitarbeiter halten zu können, um damit die Basis in der Jugendarbeit zu legen, mit Alex Schoch bei den Mädchen und Wolfgang Ortmann bei den Jungs. In GE Capital und Schott sind dem ASC zwei wichtige Geldgeber abgesprungen. Wie gestaltet sich der Etat für die neue Saison? Gegenüber dem Etat von vor zwei Jahren klafft da jetzt eine sechsstellige Lücke. Und wir haben unser Einsparpotenzial eigentlich komplett ausgeschöpft, wenn wir nicht die Substanz gefährden wollen. Wir haben die komplette Regionalligasaison mit 17.000 Euro bestritten – wenn ich dann andere Vereine in der Liga höre, die drei, vier, fünf bezahlte Spieler haben und davon reden, sie seien die günstigste Mannschaft in der Liga, so wie Limburg, muss ich mich totlachen. Betrachtet man bei uns, was sich im Jugendbereich tut, welche Erfolge nicht nur die JBBL-Mannschaft erzielt hat, die sich erstmals direkt für die neue Saison qualifiziert hat – da mache ich mir überhaupt keine Sorgen um die Zukunft. Außer, wir können uns die Trainer nicht mehr leisten. Auch bei den Frauen wird es einen Umbruch geben, wir werden in der Zweiten Liga mit der jüngsten Mannschaft aller Zeiten antreten. Die Entwicklung des weiblichen Nachwuchses ist noch ein bisschen hinterher, weil Alex erst seit drei Jahren bei uns ist, aber ich bin sicher, dass er in absehbarer Zeit eine Zweitligamannschaft haben wird, in der sieben oder acht Spielerinnen aus seinem eigenen Nachwuchs stehen. Gibt es, was die Suche nach Sponsoren angeht, auch positive Nachrichten? Es gibt den ein oder anderen, der etwas mehr drauflegt, weil er auch die soziale Komponente unserer Arbeit unterstützen will. Aber größere neue Sponsoren, da ist nichts annähernd spruchreif. Wer Interesse hat, Namenssponsor zu werden – wir sind für alles offen. Wir brauchen Geld. Nicht für die Ersten Mannschaften bei Männern und Frauen, da haben wir bewiesen, dass wir es auch ohne Geld schaffen können. Aber bei der Jugendarbeit geht es ans Eingemachte? Absolut. Wenn sich bei den Sponsoren nichts mehr tut, können wir die Jugendarbeit nur noch bis Jahresende so betreiben, dann sind unsere Reserven aufgebraucht. Man muss sich die Entwicklung mal anschauen: Als Rainer Datz vor sieben Jahren Vorsitzender wurde, war der Verein de facto pleite. Wir haben immer noch Geld ausgegeben, obwohl wir es nicht hatten. Ich habe selbst dazu beigetragen, indem ich mir für die Frauen eine Amerikanerin geleistet habe, was im Nachhinein völliger Schwachsinn war. Wir haben den Pro-B-Versuch bei den Männern gemacht, obwohl es überhaupt kein Geld gab – das ging letztlich auf Kosten der Jugendarbeit. Aber wenn kein Geld da war… Das Geld war da, aber der Verein hatte einen Schuldenberg vor sich hergeschoben. In den letzten Jahren haben wir es nicht nur geschafft, Schulden zu reduzieren, sondern trotz sinkender Einnahmen auch noch Rücklagen zu bilden. Nur dank dieser Rücklagen können wir die hauptamtlichen Jugendtrainer noch bezahlen. Aber jetzt geht es um die Jobs von Alex Schoch und Wolfgang Ortmann. Die beiden machen eine super Arbeit. Was wir in der Jugendarbeit geleistet haben, ist Wahnsinn. Im männlichen Bereich spielen wir das erste Mal, seitdem ich denken kann, inhaltlich den gleichen Basketball. Das gab es noch nie. Im weiblichen Bereich ist es genauso, wir gewinnen Meisterschaften, wir haben unglaublichen Zulauf, wir können uns vor Kindern nicht retten, schon gar nicht jetzt, wo der TSV Schott seine Basketballabteilung schließt. Wir leben eigentlich im Jugendbereich schon lange über Niveau – und das mit nur einer Halle. Wenn man sieht, unter welchen Bedingungen wir arbeiten und was wir rausholen… In Ludwigsburg beispielsweise haben sie sechs, sieben mehr oder weniger hauptamtliche Trainer für die Jugend haben, die trainieren in sieben Hallen, die haben drei Spielhallen, davon gehört ihnen eine. Obendrauf kommt noch die Bundesligahalle. Und dann fahren wir zum Jugendturnier nach Wien und bekommen von diesem Verein Komplimente für unsere Jugendarbeit. Es wäre extrem schade, wenn die Jugendarbeit sterben würde. Wie hoch sind die Mitgliedsbeiträge beim ASC? Die werden steigen. Deswegen bitten wir auch alle Mitglieder, am 10. Juni zur Mitgliederversammlung zu kommen. Wir wollen erklären, warum wir die Beiträge anheben müssen, und wir hoffen, dass die Leute es verstehen. Wir hätten das eigentlich schon vor fünf Jahren machen müssen, als es uns noch einigermaßen gutging. Leider macht man es erst, wenn es einem schlechtgeht. Von welchen Beträgen reden wir? Ein Jugendlicher zahlt bei uns im Monat acht Euro – das ist ein Witz. Bei welcher Gegenleistung? Dafür kriegt er im Schnitt dreimal Training plus Spielbetreuung. Das hat sich nie gerechnet, nicht einmal, wenn es die Trainer nicht hauptamtlich, sondern auf Basis der Übungsleiterpauschale machen. Es gab immer wieder Diskussionen darüber, was die Ersten Mannschaften kosten – tatsächlich haben diese beiden Mannschaften mit ihren Einnahmen gerade aus dem Sponsoring dafür gesorgt, dass wir uns die Jugendarbeit überhaupt leisten konnten. Was kriegt man für acht Euro? Wenn du ins Kino gehst, bist du für acht Euro gerade mal drin… …wenn der Film keine Überlänge hat… …dann kaufst du noch ein Getränk… …Wasser 4,20. Kleines Wasser. Also. Aber mit Kohlensäure. Und wir geben den Kindern unverhältnismäßig mehr. Das müssen die Eltern verstehen. Wir werden nie jemanden aus dem Verein raushaben wollen, der sich das nicht leisten kann, aber wir sind überzeugt, dass viele Eltern bereit wären, deutlich mehr für die Betreuung ihrer Kinder zu zahlen. Da müssen wir einen guten Mittelweg finden, und wir werden der Versammlung verschiedene Modelle vorlegen. Wie viele Mitglieder hat der ASC? Das ist eine schwierige Frage, die kann ich so nicht beantworten. Spielende Mitglieder wäre einfacher… Vereinfacht gefragt: Wie hoch sind die Mehreinnahmen, die sich der Vorstand durch die Erhöhung der Beiträge verspricht? Maximal 20.000 bis 25.000 Euro im Jahr, und da reden wir schon von massiven Erhöhungen. Und dann haben wir die hauptamtlichen Trainer vielleicht gerade so bezahlt, zusammen mit den Sponsorengeldern, über die wir derzeit verfügen. Wie machen das andere Regionalligisten? Unsere Liga ist ein ganz schlechtes Beispiel dafür. Von wenigen Ausnahmen wie Kronberg abgesehen, betreiben die Vereine gar keine Jugendarbeit, in die sie großartig investieren würden. Deswegen geben sie alles für ihre Erste Mannschaft aus. Limburg: In der Jugendarbeit ein Wald- und Wiesenverein. Stuttgart: Jugendarbeit ist kaum vorhanden. Karlsruhe: Da ist mir nichts von Jugendarbeit bekannt, zumindest nicht auf Leistungsniveau. Saarlouis: Seitdem ich Trainer bin, habe ich da noch nie einen Jugendlichen aus dem eigenen Verein spielen sehen. Und uns fragen immer alle, wie wir es machen, dann sage ich immer: keine Ahnung. Wir hatten natürlich das Glück, dass wir in GE Capital einen Hauptsponsor hatten, der uns über viele Jahre viel Geld gegeben hat. Aber andere Vereine, die Nachwuchsarbeit auf Leistungsniveau betreiben, haben einen eigenen Hauptsponsor für die Jugend. In Ludwigsburg ist das Porsche Consulting. Ich bin mir sicher, dass die mehr zahlen, als unser gesamter Etat beträgt. Aufstiege in die Pro B bei den Männern oder die Erste Liga bei den Frauen werden angesichts der finanziellen Entwicklung auf absehbare Zeit wohl kein Thema sein. Bei den Männern wird die nächste Saison mindestens so schwer wie die letzte. Ich glaube, die Liga wird noch stärker. Man muss sich das mal vorstellen: Da steigen zwei Mannschaften ab, die spielen mit drei oder vier Profis. Wahnsinn. Wer kommt von oben? Ich glaube, niemand. Deswegen bleibt ja Limburg auch in der Liga. Bei unseren Damen wird es auch nicht anders sein. Da kommen viele neue, viele junge Spielerinnen dazu, vielleicht kommt auch jemand mit Erfahrung von außen. Aber dabei geht es nie ums Geld, sondern immer um die Rahmenbedingungen. Das wird auch hier eine spannende Saison. Aber darauf freue ich mich genauso wie bei den Männern. Da kann Alex etwas Neues, Frisches aufbauen – aber dafür müssen wir ihn erst einmal als Trainer halten können. Wie viele Jugendliche sind beim ASC aktiv? Oh, wir hatten vorige Saison neun männliche und fünf weibliche Mannschaften, im Schnitt mit 16 Leuten. Das ist eine ganze Menge. Ein Problem dabei ist, dass unsere Jugendmannschaften, lässt man das JBBL-Team außen vor, sich hier in der Region nur begrenzt entwickeln können, weil es an Konkurrenz fehlt. Ich weiß, dass andere Vereine das nicht gerne hören, aber das ist so. Und ein Grund dafür ist eben, dass es für den Basketball generell strukturell schwierig ist. So schön es für eine Stadt wie Mainz ist, einen Fußballverein wie Mainz 05 zu haben, so schwer ist das Leben für die anderen Vereine in der Stadt. Das ist eben ein Gesetz des Marktes. Bei uns kann man für, sagen wir mal, 20.000 Euro Hauptsponsor bei den Herren werden – was bekommt man dafür bei Mainz 05? Aber trotzdem gehen fast alle Sponsoren lieber dorthin. Das ist der Reiz des großen Sports. Da hilft kein Jammern, das ist in anderen Städten mit Fußball-Erstligisten auch nicht anders. Lassen Sie uns noch über die Zuschauerentwicklung beim ASC reden. Das war lange Zeit eine Baustelle. Die ist kleiner geworden, aber noch nicht ganz geschlossen. Es ist vielleicht auch ein allgemeiner Trend: Am Samstagnachmittag gucken auch die meisten unserer Zuschauer erst einmal Mainz 05, bevor sie zu uns kommen. Aber wir haben in den letzten drei Jahren wieder mehr die familiäre Atmosphäre geschaffen. Dieses Gefüge war ja völlig kaputt. Vor sieben Jahren hat der ASC in der Zweiten Liga vor 30, 40 Zuschauern gespielt, weil diesen Verein keiner mehr haben wollte. Wir haben massenhaft Jugendliche verloren, weil es nur noch um die Top-3-Jugendlichen jedes Jahrgangs ging. Was mir jetzt sehr gut gefällt, ist, dass wieder viel mehr Jugendliche auf der Tribüne sitzen, die jungen Spieler identifizieren sich auch mit den älteren. Da hat natürlich auch jemand wie Willie Whitfield, wie Chris Zander, wie Philipp Schön oder Felix Dietrich viel mit zu tun, die die jungen Spieler abholen. Auch das ist mir wichtig. Aber auch sonst war das Zuschauerinteresse in der vergangenen Saison ganz gut. Vor zwei Jahren haben wir noch mit dem verrücktesten Amerikaner, den wir je hatten und der jetzt mit den Harlem Globetrotters durch die USA tourt und jeden Abend gegen sie verliert, weniger Leute in der Halle. Ich habe dieses Jahr E-Mails von Zuschauern bekommen, da musste ich hinterher heulen, weil sie sich so begeistert über unsere Art zu spielen geäußert haben. Auch da wird noch mehr passieren – aber Zuschauereinnahmen waren noch die das Hauptstandbein des ASC. Jetzt müssten aus den Zuschauern nur noch Fans werden, die das Team auch entsprechend anfeuern… Wir haben halt auch Leute in der Halle, die sich das seit 20 Jahren angucken. Die haben alles gesehen, und die zu begeistern, ist nicht so einfach. Aber wir haben auch immer wieder Zuschauer, die für Stimmung sorgen und andere mitreißen. Aber dafür braucht man auch lokale Spieler. Ich bin der festen Überzeugung; Je mehr Mainzer in den Ersten Mannschaften spielen, bei Männern oder Frauen, umso mehr werden die Zuschauer das lieben. Ich war schon jetzt überrascht: Wir haben zum ersten Mal ohne einen Spieler gespielt, der etwas kostet, und trotzdem war die Halle voller als voriges Jahr. Das Gespräch führte Peter H. Eisenhuth. Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier. Alle Artikel von Basketball