DFB-Pokal | Peter H. Eisenhuth | 07.02.2018

Heile Gänsje im Main ersäuft

Fastnachtsspiel gerät zum Debakel: Der FSV Mainz 05 verliert das Viertelfinalspiel im DFB-Pokal bei Eintracht Frankfurt mit 0:3 (0:1) - und leitet alle Treffer selbst ein.
Das war nicht vierfarbbunt, das war rabenschwarz: Mit einer unsäglichen Leistung verabschiedeten sich die 05er (hier: Stefan Bell und Robin Quaison) aus dem DFB-Pokal.
Das war nicht vierfarbbunt, das war rabenschwarz: Mit einer unsäglichen Leistung verabschiedeten sich die 05er (hier: Stefan Bell und Robin Quaison) aus dem DFB-Pokal. | Eva Willwacher

Frankfurt. Nach etwas mehr als einer Stunde war der Traum vom zweiten DFB-Pokal-Halbfinaleinzug in der Vereinsgeschichte des FSV Mainz 05 ausgeträumt. Der fastnachtliche Ausflug über den Rhein nahm Ausmaße an, als hätte jemand das Heile Gänsje im Main ersäuft. 0:3 lagen die Mainzer zu diesem Zeitpunkt bei Eintracht Frankfurt zurück, ein hoffnungslos stimmender Zwischenstand, der sich auch nicht mehr veränderte. Was das Schlimmste daran war: In dieses Debakel hatten sich die Gäste selbst geschunkelt.

Alle drei Treffer nämlich hatten sie den gegnerischen Angreifern auf einem Silbertablett serviert. Den Auftakt machte in der 17. Minute René Adler bei seinem Comeback dreieinhalb Monate nach der im Pokalspiel gegen Holstein Kiel erlittenen Verletzung. Weil Robin Zentner im Abschlusstraining einen Ball aufs Auge bekommen hatte und nicht einsatzfähig war, durfte Adler im Waldstadion ran. Es war einer von sieben, teils verletzungsbedingt, erfolgten Wechseln gegenüber dem Bayern-Spiel am vorigen Samstag.

Eine gute Viertelstunde kaum gefordert, unterlief Adler ein folgenschwerer Patzer: Nach einem Abstoß auf Stefan Bell, der den Ball von der rechten Strafraumseite zurückspielte, verstolperte der Keeper den Ball, Ante Rebic setzte nach, Marius Wolf erlief die Kugel, bediente Rebic, und der erzielte die Frankfurter Führung. „Dieses Tor war symptomatisch für das ganze Spiel“, sagte Sandro Schwarz.

Zweimal Hack - und Latza sieht Rot

Das 2:0: ein Eigentor von Alexander Hack, dem ein Stellungsfehler von Stefan Bell gegen Sebastien Heller vorausging. Zu einfach setzte sich der Franzose nach einem langen Ball auf die linke Angriffsseite gegen den Mainzer Kapitän durch, seine flache Hereingabe wäre allerdings zu Adlers Beute geworden – hätte Hacks Rettungsversuch dem Ball nicht eine andere Richtung gegeben, nämlich die aufs Tor. Adler wollte das Unheil zwar noch mit einem Hechtsprung gegen seine Laufrichtung verhindern, rutschte aber aus (53.).

Hack war auch am dritten Gegentor beteiligt. Einen Rückpass von Dany Latza ließ der Innenverteidiger bei der Annahme weiter vom Fuß springen als andere schießen können; Omar Mascarell vollendete. Dass Latza acht Minuten vor dem Ende nach einem Foul an Marco Fabian eine überzogene Rote Karte sah, rundete den völlig missratenen Abend ab, der die Fortsetzung in einer Kabinenansprache des Trainers fand, die, wie den ersten Worten bei offener Kabinentür zu entnehmen war, die Dezibelstärke einer Guggenmusik erreichte.

In aller Schärfe angesprochen

Was er seinen Leuten erzählt hatte, behielt der Trainer freilich für sich. „Deswegen machen wir’s ja in der Kabine, sonst könnten wir ja alle zur Pressekonferenz kommen“, sagte Schwarz. Inhaltlich zu erraten war es nicht schwer. Schwarz war vollkommen unzufrieden mit dem Auftreten seiner Mannschaft. „Wenn der Cheftrainer sich am Tag vor dem Spiel hinsetzt und sagt, wie sehr wir uns alle darauf freuen, wie heiß wir sind und dass jeder fehl am Platz ist, der jetzt nicht brennt, und dann liefern wir so etwas ab: Das geht nicht. Das war ein Tiefschlag, und das haben wir in aller Schärfe angesprochen.“

Es waren nicht nur die Gegentreffer, die den Ärger des Trainers hervorriefen. Es war generell das Zweikampfverhalten, bei dem die Mainzer von Beginn an hintendran waren. Und es war das Spiel nach vorne, von vielen Ballverlusten und wenigen Abschlüssen geprägt. Ihren einzigen Torschuss vor der Pause setzte Danny Latza aus 23 Metern etwas zu hoch an – und bis dahin vergingen fast 35 Minuten. Wenig später trat Karim Onisiwo am rechten Pfosten über einen allerdings schwer zu nehmenden Ball. Das war’s an nennenswerten Offensivaktionen der Gäste.

Kovac drückt die Daumen

Nun war es nicht so, dass die Eintracht ihr physischeres Spiel mit den zahlreichen Ballgewinnen in ein Chancenfeuerwerk umgemünzt hätte. Die Ansätze wirkten gefährlicher, die Abschlüsse aber waren auch nicht zwingend. Von daher hätte sich den 05ern durchaus die Chance geboten, mit einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang tatsächlich als Sieger nach Hause zu fahren. Und es schien ja auch besser zu werden, die Umstellung auf ein 3-5-2 läutete mit Beginn der zweiten Halbzeit ihre beste Phase ein. „Aber dann fällt das Eigentor…“, merkte Schwarz lakonisch an.

„Wir haben uns selbst geschlagen“, sagte der Trainer, „so, wie wir die Tore kassiert haben, kannst Du in keiner Liga dieser Welt ein Spiel gewinnen. Das ist grob fahrlässig, das müssen wir schleunigst ändern.“

Sein Kollege Niko Kovac versicherte, ihm dafür die Daumen zu drücken. Ansonsten erlebte der Eintracht-Trainer offenbar ein ganz besonderes Hochgefühl: „Ich bin froh, dass wir nach dem 0:3 in Augsburg eine Erektion gezeigt haben.“

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