Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 09.07.14

„Für Homophobie ist in Mainz kein Platz“

Fanprojekt bittet für Samstag zum „Streetkick unterm Regenbogen“ auf den Gutenbergplatz.
Die weltweit größte Choreo gegen Homophobie stellten 05-Fans 2012 zum fünfjährigen Bestehen der "Meenzelmänner" auf die Beine.
Die weltweit größte Choreo gegen Homophobie stellten 05-Fans 2012 zum fünfjährigen Bestehen der "Meenzelmänner" auf die Beine. | rscp

Mainz. Seit deutlich mehr als der Hälfte seines Lebens steht Michael Ebling in wechselnden politischen Funktionen in der Öffentlichkeit, doch der Oberbürgermeister ist immer noch für Überraschungen gut. Beim Pressegespräch zum „Streetkick unterm Regenbogen“, den das Fanprojekt Mainz am Samstag auf dem Gutenbergplatz ausrichtet, bekannte der OB: „Ich führe ein Doppelleben. Ich bin ein verkannter Spezialist in Fußballfragen.“

Einen Tipp zum Ausgang des „Turniers für Toleranz und Homophobie“, nach der Fanparty in der Lokhalle und der Fahrt mit jungen Ultra-Fans nach Krakau und Auschwitz die dritte Veranstaltung anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Fanprojektes, gab Ebling zwar nicht ab. Doch welche der 16 Mannschaften sich letztlich durchsetzen wird, ist auch zweitrangig. Bei diesem Kick stehen andere Dinge im Vordergrund: „,Unterm Regenbogen‘ – das ist ein Statement“, nahm der OB Bezug auf das Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung. „Dieses tolle Projekt unterstützen wir gerne. Mainz ist eine bunte Stadt, und wir sind stolz darauf. Für Homophobie ist hier kein Platz.“

Nicht das klassische Thema

Dass Schwulenfeindlichkeit nicht das klassische Thema der Fanprojekte ist, erläutert Markus Delnef. „Das waren Rassismus und Antisemitismus“, sagte der Vorsitzende des Mainzer Vereins. Mitte des vorigen Jahrzehnts entwickelte sich die Arbeit gegen homophobe Tendenzen zu einem dritten Aktionsfeld der Projekte. Der erste schwul-lesbische Fußballfanclub wurde in Berlin gegründet, in Mainz gibt es seit 2007 die „Meenzelmänner“.

Und die, darauf verweist Delnef stolz, haben vor zwei Jahren eine Berühmtheit erlangt, die weit über die Grenzen des deutschen Fußballs hinausreicht: „Unsere Choreografie in der Coface-Arena mit 9000 Teilnehmern ist bis heute die weltweit größte Choreo gegen Homophobie.“ Im Zuge des Outings von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger erlebten die Bilder von damals ein Comeback in den Medien.

Mainzer Fans mit Vorbildfunktion

Dass eine Aktion wie der „Streetkick unterm Regenbogen“ in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt ausgerichtet wird, ist kein Zufall. „Die Mainzer Fans nehmen bei diesem Thema eine Vorbildfunktion ein“, sagt Delnef. Auch der FSV Mainz 05 bearbeite dieses Thema und sei nicht von ungefähr einer von elf Kooperationspartnern des Turniers. Der Deutsche Fußball-Bund unterstützt das Vorhaben ebenfalls. „Der DFB hat sich anfangs mit dem Thema Homophobie schwergetan“, sagt Delnef, „aber unter Präsident Theo Zwanziger ist da Bewegung reingekommen.“ Vollstes Verständnis hat der Mainzer Fanprojekt-Chef dafür, dass die Unterstützung des Verbandes sich am Samstag aufs Finanzielle beschränken wird. „Wir hätten gerne auch einen führenden Vertreter bei uns begrüßt, aber die sollen erstmal am Sonntag das Endspiel gewinnen…“

Die Veranstaltung auf dem Gutenbergplatz beginnt am Samstag um 11 Uhr mit einem Podiumsgespräch, an dem Ebling, Delnef und ein Vertreter der Landesregierung teilnehmen. Turnierauftakt ist um 11.25 Uhr, die Finalrunde ist ab 15.45 Uhr angesetzt. Im Rahmenprogramm treten unter anderem die Streetdance-Formation A.C.I.M. und der schwul-lesbische Chor „Die Uferlosen“ auf.

Auch Kinder stellen Fragen

Warum auch die Sportjugend Rheinland-Pfalz den „Streetkick unterm Regenbogen“ unterstützt, erklärt Setna Barclay: „Homophobie manifestiert sich zu einem großen Teil im alltäglichen Umgang miteinander“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Verbandes. Ein inhaltlicher Schwerpunkt der  Sportjugend sei es, in den Vereinen und im Sport allgemein auf ein soziales Klima hinzuwirken, das es  Kindern und Jugendlichen erlaube, in jeder Hinsicht authentisch und angstfrei ihre persönliche Entwicklung leben zu können.  Homophobie gehört weder in den Sport noch in eine aufgeklärte Gesellschaft. Eine Veränderung erreicht man nur über die bewusste Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen. Daher war es für uns selbstverständlich, dass wir ein Turnier wie „Streetkick unterm Regenbogen“ aktiv unterstützen.“

„Natürlich stellen Kinder Fragen, wenn ihnen etwas befremdlich vorkommt“, sagt Barclay. „Das ist auch gut so. Wir schulen unsere Mitarbeiter und Betreuer so, dass sie Antworten geben und mit Kindern und Jugendliche auch über Themen wie Homosexualität reden können. Wir wollen den Kindern auch den Gedanken vermitteln: Es ist egal, was jemand mitbringt – auf dem Platz, im Trikot, sehen alle gleich aus.“

Reiner Calmund sicher nicht. Aber das ist ein anderes Thema.

Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier.

Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)