Regionalliga | Christian Karn | 25.03.14

Einziger Trost: Die Null steht immer noch

90 Minuten, 0 Tore, 1 Punkt: Die Reserve des FSV Mainz 05 kam in der Fußball-Regionalliga Südwest gegen Kickers Offenbach nicht über ein Remis hinaus.
Chance gehabt, Chance vertan: Auch 05-Torjäger Petar Sliskovic ging gegen die Kickers aus Offenbach leer aus.
Chance gehabt, Chance vertan: Auch 05-Torjäger Petar Sliskovic ging gegen die Kickers aus Offenbach leer aus. | Eva Willwacher
Riese mit Rugbyhelm: Gegen Klaus Gjasula hatte Felix Müller einen schweren Stand.
Riese mit Rugbyhelm: Gegen Klaus Gjasula hatte Felix Müller einen schweren Stand. | Eva Willwacher
Wenn es brenzlig wurde, war 05-Keeper Robin Zentner mit Paraden stets zur Stelle.
Wenn es brenzlig wurde, war 05-Keeper Robin Zentner mit Paraden stets zur Stelle. | Eva Willwacher

Mainz. Es ist fast exakt zehn Jahre her, dass die „Zentrale Informationsstelle Sicherheit", das Gremium, das einst geschaffen wurde, um vor Fußball Angst zu haben, ein Heimspiel der 05-Regionalligamannschaft gegen die Offenbacher Kickers parallel zu einem Auswärtsspiel der Profis stattfinden ließ mit der Argumentation - Zitat - „Die ZIS rechnet damit, dass 90 Prozent der Mainzer Hooligans mit der Zweitliga-Mannschaft reisen." Alle Aufregung war damals natürlich umsonst, weil es in Oberhausen schneite, die 05-Auswärtspartie ausfiel, alle Mainzer Hooligans beim Regionalligaderby im Stadion waren und überhaupt nichts passiert ist.

Kein Mainzer weit und breit
2014, zehn Jahre später, ein ähnliche Situation, aber ein anderes Bild. Mit grüner Plastikrüstung gepanzerte Polizei überall, kein Mainzer weit und breit. Der OFC war wieder am Bruchweg, die 05er am anderen Ende des Landes.
Wie unfreundlich es aber wirklich war, die hiesigen Fußballfreunde zu zwingen, sich zwischen Braunschweig und Offenbach zu entscheiden, lässt sich im Nachhinein jedoch kaum sagen. Letztlich hätten die Mainzer Fans beim 0:0 am Bruchweg wohl nicht wesentlich mehr Spaß gehabt als bei der Niederlage der Profis, wenigstens wäre der Heimweg kürzer gewesen.

Komik und Slapstick
Die Partie der Mainzer Talente gegen den OFC begann und endete mit einer gewissen Situationskomik. Die Partie war vielleicht sieben Sekunden alt, als der erste OFC-Kicker schreiend zu Boden ging und nach erfolgtem Freistoßpfiff Schulter zuckend wieder aufstand, während die große Mehrheit der 1011 Zuschauer irgendetwas von Ehre, Blut und Schweiß sang. Die Schlussphase wiederum begann mit folgenlosem Schiedsrichter-Slapstick, dann grätschten binnen 20 Sekunden und 50 Metern drei Offenbacher brachial an Ball und Gegner vorbei ins Leere, und schließlich musste Schiri Tobias Endriß ausführlich Mohammed Tahiri suchen, um ihm Gelb zu zeigen - der OFC-Mann hatte sich, als Endriß gerade unterwegs von der OFC-Bank zum Offenbacher Torwart und Kapitän Daniel Endres war, um diesen aufzufordern, einen Offiziellen des OFC von eben dieser Bank auf die Tribüne zu schicken, einwechseln lassen, ohne sich beim Assistenten ordnungsgemäß anzumelden. Kompliziert.

Riesenchance in der Nachspielzeit
Und in der letzten Aktion hätte es fast doch noch einen Sieger gegeben. „Aber einen Innenverteidiger einzuwechseln, und der schießt das Tor, das wäre zu viel gewesen", sagte 05-Trainer Martin Schmidt. „Das war eine wunderbare Tat des Offenbacher Torwarts." Fabian Kalig, der seit einer offiziellen sowie vier Nachspielminuten auf dem Platz war, hatte einen nicht mal schlecht platzierten Kopfball aufs Tor gebracht, Endres musste fliegen, um das 0:0 zu retten.

Dazwischen: 90 Minuten Belanglosigkeit. Der OFC hatte zunächst Ballbesitz, aber keinen erkennbaren Plan. Mainzer Absicht, wie 05-Trainer Martin Schmidt später verriet: „Wir wollten kein Schön-Schön-Spiel mit dem Ball. Hohe Balleroberungen waren unser Spielziel. Wir wollten zehn pro Halbzeit, das hätten wir auch fast geschafft." Die Mainzer waren tatsächlich lange die gefährlichere Mannschaft, ohne aber zu guten Abschlüssen zu kommen. Hinten war Torwart Robin Zentner aufmerksam, vieles bereinigte er, bevor es gefährlich wurde. In der 22. Minute stand Zentner positiv und negativ im Mittelpunkt, als er erst einen Torschuss, der möglicherweise ans Außennetz gegangen wäre, sicherheitshalber mit einer starken Fußabwehr parierte, dann unter dem Eckball durchflog. Offenbachs Sascha Korb schoss Richard Weil an, der OFC wollte nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal einen Elfmeter und bekam ihn nicht. Der Kopfball nach der zweiten Ecke war harmlos.

Der Pfosten rettete für die Kickers
Die Mainzer wurden zur Halbzeit hin etwas aktiver und dominanter, was zunächst dem OFC zu helfen schien. Der konnte jetzt den ursprünglichen Plan umsetzen, hinten zu mauern, vorne aber gleichzeitig sehr aggressiv mit zwei, mitunter drei Mann die Mainzer anzulaufen und bei Gelegenheit auch gut nachzurücken. Die 05er brauchten einen Eckball für ihre erste und bis in die Nachspielzeit einzige Chance (37.): Dennis Franzin spielte den Ball von der Fahne in den Rückraum. Steven Lewerenz zog aus gut 20 Metern ab. Der Schuss sah zunächst harmlos aus, klatschte dann tatsächlich an den Pfosten. Damian Roßbach wollte nachsetzen, stand aber ungünstig zum Ball. Pech.

Riese mit Rugbyhelm
Insgesamt taten sich die 05er weiterhin sehr schwer, ihre Favoritenrolle mit Offensivaktionen zu bestätigen. Das Zentrum funktionierte nicht. Zehner Felix Müller hatte bis auf einen harmlosen Schuss in der 43. Minute und einen guten Zweikampf an der Mittellinie eine Minute davor kaum eine Szene. Natürlich hatte Müller es nicht leicht gegen den besten Offenbacher, den riesigen Klaus Gjasula, der mit einem Rugbyhelm zwischen den Viererketten stand und jeden hohen Ball wegköpfte. Die linke Angriffsseite der 05er hatte OFC-Coach Rico Schmitt taktisch lahm gelegt. Gegenüber war Außenverteidiger Tobias Schilk sehr aktiv, aber mehr Torgefahr als den einen oder anderen ruhenden Ball an der Eckfahne erzeugten auch seine Flanken nicht.

Trainer Schmidt findet auch Positives
„In der letzten Zone haben wir nichts Gescheites angefangen", sagte Martin Schmidt. „Unser Positionsspiel war nicht gut, wir haben wenig sauber herausgespielt, sondern die Bälle, die wir mit großem Aufwand erobert haben, immer wieder hergegeben. Es war eine Kopie vom Spiel gegen Großaspach." Im Laufe der zweiten Halbzeit fand der OFC ein weiteres Stilmittel: Wenn sie nach solchen Mainzer Ballverlusten schnell umschalteten, überrumpelten sie vor allem die linke Abwehrseite der 05er immer mal wieder. So hatte Sascha Korb in der 75. Minute eine herrlich heraus gespielte Großchance, aber Robin Zentner war noch immer wach und verhinderte den Rückstand. „Das Spiel hat etwas Gutes", sagte Schmidt. „Die Null steht immer noch, zum neunten Mal in den letzten zehn Spielen. Jetzt wird es Zeit, dass vorne wieder die Eins steht."

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