U-19-Bundesliga Jugend | Christian Karn | 23.03.14 Ein bitterer Tag im Theater Deutliche Worte und viel Theater: Das, was die A-Junioren-Fußballer des FSV Mainz 05 beim Bundesliga-Duell in Unterhaching erlebten, brachte 05-Trainer Sandro Schwarz zur Weißglut. Unterhaching. Wer die Jugendbundesliga, die gerade die Schlussphase ihrer elften Saison einleitet, lange genug beobachtet, der kennt inzwischen auch einen ihrer hässlichsten Aspekte: die Modeerscheinung, von der Seitenlinie aus das Spiel nicht nur durch Coaching und Taktik zu beeinflussen. Krakeelende Trainer gibt es in jedem Wettbewerb immer mal wieder. Massive BeeinflussungDer erste, der es in der U19-Bundesliga übertrieb, war möglicherweise der damalige Freiburger Jugendtrainer Christian Streich, der sich zur obersten moralischen Instanz im deutschen Nachwuchsfußball erhob und gern Gegenspielern von der Bank aus in aller Ausführlichkeit schlechte Kinderstube und allgemeine Asozialität vorwarf. Der Fürther U17-Trainer Achim Beierlorzer, der Bruder des langjährigen Bundesligaspielers Bertram Beierlorzer, trieb es vor dreieinhalb Jahren als erster eine Stufe weiter mit der massiven Beeinflussung der Jungen, oft etwas unreifen Schiedsrichter durch ständiges Fordern Gelber und Roter Karten für Kleinigkeiten. Diese Mode verbreitete sich inzwischen in den fast kompletten Südosten des Landes und gehört bei den meisten bayerischen Jugendbundesligisten zum Standardrepertoire; Ausnahmen sind der FC Bayern (wobei deren U17-Trainer Heiko Herrlich beim U17-Spiel beim FSV Mainz 05 schon in diese Richtung tendierte) und aus irgendeinem Grund der 1. FC Nürnberg.Mainz trifft es mit voller WuchtBeim Auswärtsspiel in Unterhaching am Sonntagmittag traf das bayerische Seitenlinientheater die U19-Mannschaft des FSV Mainz 05 in voller Wucht. 2:0 gewannen die Hachinger. Matchwinner war ihr Trainer Daniel Wimmer. „Es war unglücklich", sagte sein Mainzer Kollege Sandro Schwarz. „Wir sind ordentlich rein gekommen, Marc Wachs hat gleich eine Großchance vergeben." Dann kam das Foul von Patrick Krengel. „Vor dem Strafraum" sagt Schwarz. „Erst nach langer Diskussion, auch mit dem Linienrichter, der auf der anderen Seite stand, hat der Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt." In der 16. Minute gingen die Hachinger so in Führung. Trotzdem blieben die 05er die dominierende Mannschaft. Krengel schickte den Ball mit dem Kopf knapp am Hachinger Tor vorbei, weitere kleinere Möglichkeiten waren da. Dann kam wieder ein Foul von Krengel. Eigentlich kein Nennenswertes. „Aber der Schiri hat sich davon verleiten lassen, was auf der anderen Trainerbank los war", sagte Schwarz. „Die haben von Anpfiff weg die Karten gefordert." Krengel sah Gelb-Rot (42.). „Es war pillepalle", sagte Schwarz, der kurz darauf ebenfalls aus dem Innenraum geschickt wurde. „Dabei ging es weniger um den Platzverweis selbst", erklärte er. „Sondern ich habe mich über den anderen Trainer aufgeregt.“ Tragische FigurKrengel wurde so nicht ganz schuldlos, aber auch nicht ganz selbstverschuldet wieder zur tragischen Figur: Zweimal erst stand er in der Startelf. Zweimal verloren die 05er. Zweimal war Krengel nicht unbeteiligt: Beim 0:3 gegen Eintracht Frankfurt im Herbst durch zwei Stellungsfehler in den Schlüsselszenen, nun so. „Ich mache ihm keinen Vorwurf", sagte Schwarz. „Es war unglücklich. Natürlich wird er morgen nicht mit einem Grinsen durch die Stadt laufen, aber man muss das nicht dramatisieren." Zumal die 05er gut im Spiel blieben. „Unser einziges Manko war die Chancenverwertung", sagte Schwarz - innerhalb der gegebenen Situation, die schon am Tag vor dem Spiel entstanden war, als sich einige Spieler krank abmelden mussten. Michael Kohns sowie Linus Radau und Simon Geisler, die Stammspieler auf der linken Seite, fielen kurzfristig aus. Marius Breier, Maxim Bujnov, Marcel Hammann, Charmaine Häusl und Aaron Seydel standen ohnehin nicht zur Verfügung. Inklusive des Torwarts Patrick Schulz, der allerdings schon in der vergangenen Saison nur gelegentlich als Ersatztorwart im Kader stand, ergibt das eine Liste von neun Ausfällen, darunter einige potenzieller Leistungsträger. Zu viel in einem Kader mit 20 Feldspielern. Ausfälle nerven Schwarz„Ich glaube aber, dass das ein Extremfall ist", sagte Schwarz. „Der Kader ist nicht zu klein, aber es nervt halt ein bisschen, dass immer wieder jemand ausfällt. Dadurch können wir in der Breite nicht reagieren. Die Jungs, die heute durch das Feuer mussten, haben es sehr ordentlich gemacht. Sie waren kampfbereit und laufbereit. Sie wollten das Spiel auch mit zehn Mann umbiegen. Das war gut. Wir haben es nur verpasst, das Tor zu erzielen." Es gab einen Pfostenschuss von Patrick Pflücke, es gab weitere Chancen, es gab die erste Hachinger Aktion in der zweiten Hälfte, die mit dem 2:0 prompt das Spiel entschied (62.). Die 05er mochten immer noch nicht aufgeben, stellten hinten auf eine Dreierkette um, um vorne mehr Druck machen zu können, kamen damit aber auch nicht mehr weiter. „Im Großen und Ganzen war es ein bitterer Tag", sagte Schwarz. „Viele Umstände haben dazu geführt, heute zu verlieren. Wir waren nie völlig raus aus dem Spiel." Am kommenden Wochenende macht die Bundesliga Pause. Die 05er überbrücken dies mit einem Testspiel beim 1. FC Köln. Alle Artikel von Fußball (Amateure)