Peter H. Eisenhuth | 12.03.14

Ein Stern, der für Nachwuchsarbeit steht

Alfons Hörmann war sichtlich beeindruckt. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, der sich beim TSV Schott Mainz dessen Kinder- und Jugendkonzept erklären ließ, sprach von einem Musterbeispiel.
Ein Stern ist eigentlich nicht genug: Alfons Hörmann zeigte sich vom Schott-Konzept begeistert.
Ein Stern ist eigentlich nicht genug: Alfons Hörmann zeigte sich vom Schott-Konzept begeistert. | Foto: Schott
Freunde des Sports (v.l.): Bürgermeister Günter Beck, LSB-Präsidentin Karin Augustin, TSV-Manager Till Pleuger, Udo Ungeheuer, Alfons Hörmann, MVB-Vorstandsvorsitzender Uwe Abel, Magnus Schneider, Präsident des Sportbundes Rheinhessen.
Freunde des Sports (v.l.): Bürgermeister Günter Beck, LSB-Präsidentin Karin Augustin, TSV-Manager Till Pleuger, Udo Ungeheuer, Alfons Hörmann, MVB-Vorstandsvorsitzender Uwe Abel, Magnus Schneider, Präsident des Sportbundes Rheinhessen. | Foto: Schott

Gonsenheim. Selbstverständlich ist das nicht, dass der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes an der Karlsbader Straße vorfährt, sich in den Konferenzraum des dort ansässigen Sportvereins setzt und sich per Power-Point-Präsentation über Arbeit und Strukturen dieses Vereins informieren lässt. Doch Alfons Hörmann berichtete am Mittwochmorgen nicht nur, dass er selbst um dieses Treffen beim TSV Schott Mainz gebeten habe – er war auch ein aufmerksamer, interessierter Zuhörer und glänzend aufgelegter, humorvoller Gesprächspartner.

Hörmann verstand seinen Besuch als nachträgliche, weitergehende Würdigung des TSV Schott, der im vorigen Jahr mit dem von DOSB und Volksbanken Raiffeisenbanken ins Leben gerufenen „Großen Stern des Sports“ in Gold ausgezeichnet worden war. Verdient hatte der mit 4400 Mitgliedern größte rheinland-pfälzische Breitensportverein diese Ehrung durch sein Kinder- und Jugendkonzept.

Nachfrage dürfte noch steigen

„Dieser Verein ist für die Öffentlichkeit da“, betonte TSV-Vorsitzender Udo Ungeheuer. Und die Öffentlichkeit nimmt das Angebot an: Von 2004 bis heute hat sich die Mitgliederzahl auf 4400 beinahe verdoppelt, bei den inzwischen rund 2200 Kindern und Jugendlichen mehr als das. Der Andrang ist so groß, dass selbst die Schottler mit ihrem 80.000 Quadratmeter großen Gelände an Grenzen stoßen. Dabei dürfte durch das neue benachbarte Wohngebiet in den Gonsbachterrassen die Nachfrage in den kommenden Jahren eher noch steigen.

„Unser Gelände ist zu 100 Prozent ausgenutzt“, sagte Ungeheuer. „Aber wir sind in Gesprächen mit der Stadt, um weitere Möglichkeiten zu schaffen.“ Bürgermeister Günter Beck nickte bestätigen. „Wir sind dran“, versicherte er.

Vor rund zehn Jahren setzte in der Unternehmensphilosophie ein Wandel bezüglich des Sports ein, unter Leitung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Ungeheuer modifizierte Schott sein werkseigenes Sportprogramm. Stellte die Firma ihren Athleten bis dahin lediglich die Sportstätten zur Verfügung, ist sie seither in einigen Bereichen auch an Leistungssport interessiert. Die Fußballer beispielsweise stiegen unter Trainer Bert Balte viermal hintereinander auf und stehen jetzt mit Trainer Ali Kayhan Cakici auf dem Sprung in die Oberliga. „Was danach möglich ist, wird man sehen“, sagte Ungeheuer.

Kooperationen mit Schulen und Kindertagesstätten

„Haben die Mainzer schon Schweißperlen auf der Stirn?“, fragte Hörmann mit Blick auf den Bundesligisten vom Bruchweg. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu Mainz 05“, beeilte sich Ungeheuer zu sagen, doch der DOSB-Chef setzte nach: „Das wird sich ändern, wenn Sie noch besser werden…“

Die Fußballerinnen des TSV Schott, um das zu wissen, muss man kein Prophet sein, werden kommende Saison in der Zweiten Bundesliga kicken, im Hockey spielen sowohl Männer als auch Frauen in der Regionalliga, das Schachteam der Frauen zieht seine Figuren in der Ersten Liga, und die U-20-Schachspielerinnen sind Deutscher Mannschaftsmeister, die Leichtathleten haben in der Jugend auf sich aufmerksam gemacht.

Kooperationen ist der Verein unter anderem mit mehreren Schulen und Kindertagesstätten eingegangen, was die medizinische Betreuung angeht, „nutzen wir die strukturellen Vorteile der Landeshauptstadt“, erläuterte der Klubchef unter Verweis auf die Uni-Sportmedizin und einzelne Abteilungen der Uni-Klinik.

Motorische Grundlagen legen

Trotz aller ambitionierten Vorhaben in der ein oder anderen Sparte: Noch größeren Raum nehmen die Bemühungen in den Sparten Gesundheitssport, betriebliches Gesundheitsmanagement und Kinder-Sportakademie (KiSA) ein, wie Vereinsmanager Till Pleuger ausführte. Der Nachwuchs beispielsweise soll in mehreren Stufen vom Erlernen motorischer Grundlagen gegebenenfalls bis zum Leistungssport geführt werden.

„Jeweils zwei Trainer, davon einer ein ausgebildeter Sportwissenschaftler, betreuen 15 Kinder“, erläuterte Pleuger. Ein positiver Aspekt für den Verein: Etwa 90 Prozent der KiSA-Absolventen bleiben dem Verein erhalten. „Wir wollen die eigenen Jugendlichen an den Verein binden, wir wollen mit unseren Konzepten überzeugen.“

Nicht eins zu eins übertragbar

Bei Alfons Hörmann brauchten Pleuger und seine Mitstreiter keine Überzeugungsarbeit mehr zu leisten. Er habe schon viele Vereinskonzepte gesehen, sagte der oberste deutsche Olympionike – doch was der TSV Schott Mainz da auf die Beine gestellt habe, stelle alles in den Schatten. Das Konzept, der Professionalisierungsgrad, die Verhaftung im Breitensport, die Nachwuchsbindung: „Das ist ein Beitrag, der mit einem ,Stern des Sports‘ gar nicht gewürdigt werden kann.“

Sicher: Eins zu eins auf andere Vereine ist das Schaffen bei Schott nicht übertragbar, schließlich hat nicht jeder Verein die konzeptionelle, organisatorische, personelle und finanzielle Unterstützung eines Weltkonzerns im Rücken. Einzelne Elemente aber ließen sich immer übernehmen, sagte Hörmann. „Wenn ich jemandem ein Musterbeispiel nennen will, wie man es macht, werde ich ihn herschicken.“

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