Guido Steinacker | 06.06.14 Ein Gemeinschaftserlebnis der sportlichen Art Rund 5000 Sportlerinnen und Sportler werden mit der Unterstützung vieler freiwilliger Helferinnen und Helfer an Pfingsten das 17. DJK-Bundessportfest in Mainz feiern. In 19 Sportarten geht es an 30 Wettkampfstätten um Tore, Punkte, Weiten und Zeiten. Die Ludwigsstraße ist derzeit mit dem Motto der Bundessportfests und grünen DJK-Fahnen beflaggt. Bis Montag nehmen rund 5000 Sportler an der Veranstaltung teil. | Guido Steinacker Auf dem DJK-Gelände Am Fort Gonsenheim wurden am Freitagnachmittag die Empfangspakete für die teilnehmenden Vereine verteilt. | Guido Steinacker Mainz. Zehntausende strömen am Freitagabend in die Landeshauptstadt, um einem Sportereignis zuzuschauen – der Fußball-Nationalmannschaft in der Coface-Arena. Gleichzeitig kommen aber auch einige Tausend Sportbegeisterte nach Mainz, die lieber selbst etwas tun als bloß anzufeuern – und die bleiben das gesamte Pfingstwochenende über. Nach 1977 hat Mainz zum zweiten Mal den Zuschlag bekommen, ein DJK-Bundessportfest auszurichten. Am Samstagvormittag beginnt in den Hallen und auf den Sportplätzen der Stadt ein dreitägiges Mammutsportfest, bei dem über 5000 Sportlerinnen und Sportler in 19 Sportarten an 30 Orten unter dem Motto „GeMAINZam beGEISTern" um die vordersten Plätze in ihren Disziplinen streiten werden – ganz entspannt freilich, mit dem Spaß- und Eventgedanken im Vordergrund. Der katholische Sportverband bringt über diese Sportfeste in der Regel alle vier Jahre die Aktiven der kirchlich verbundenen Vereine zu einem Großereignis zusammen. Von den 1100 Vereinen mit rund 500.000 Mitgliedern in Deutschland, die die Bezeichnung „Deutsche Jugendkraft“ im Namen tragen, schicken naturgemäß längst nicht alle Sportler nach Mainz. Rund 190 DJK-Vereine sind es allerdings schon, manche entsenden zudem auch Teilnehmer, die rein als Gäste dabei sein wollen. Zwei Jahre intensive Vorbereitung „Die Bundessportfeste sind immer ein tolles Erlebnis, neben dem Sport ist es ein Happening, für viele Mannschaften so etwas wie eine Abschlussfahrt, vergleichbar dem DFB-Pokalfinale nach der Bundesligasaison“, schildert Stefan Wink, Geschäftsführer des DJK-Diözesanverbandes Mainz, das besondere Bundessportfest-Gefühl. Seit zwei Jahren prägt die Organisation des Wochenendes den beruflichen Alltag von Wink, der im neuen Jugendhaus Don Bosco am Fort Gonsenheim residiert. Als einzige hauptamtliche Kraft des Verbandes ist er naturgemäß Hauptorganisator der Veranstaltung, die ein einziger Mann freilich nicht stemmen kann. Im DJK-Jugendhaus Don Bosco hat Wink mit einer 15-köpfigen, ehrenamtlich tätigen Crew das verlängerte Wochenende vorbereitet, die Mitarbeiter der in Langenfeld im Rheinland residierenden Bundesgeschäftsstelle sind derzeit ebenfalls komplett in Mainz vor Ort und in die Organisation eingebunden. Ein DJK-Bundessportfest wäre aber selbst in dieser Besetzung bei weitem nicht durchzuführen. Rund 90 „Volunteers“ stehen bereit, einen möglichst reibungslosen Verlauf der Veranstaltung zu ermöglichen, „das sind Leute aus der Region, Jüngere und Ältere, die eine Verbindung zum Sport und zur Kirche haben“, erläuterte Wink. Hunderte Helferinnen und Helfer im Einsatz Eine 15-köpfige Gruppe ist alleine für den Bereich Sicherheit zuständig und soll kritische Situationen wie ein Verkehrschaos vermeiden helfen, das angesichts von 70 Reisebussen und 750 Autos, mit denen die Teilnehmer anreisen werden, nicht auszuschließen ist. Den Sanitätsdienst leisten rund 150 Malteser, die aber auch morgens in den Übernachtungshallen die Versorgung der Sportlerinnen und Sportler mit einem Frühstück sicherstellen. Und schließlich nicht zu vergessen jene 250 bis 300 Leute an den Sportstätten, die als Turnierleiter, Wettkampfrichter und in ähnlichen Funktionen den Sport selbst erst ermöglichen. Unterstützung erhält das Bundessportfest aber auch von nichtkonfessioneller Seite. Sei es von Helfern, die sich bei solchen Events aus reiner Freude immer wieder einbringen, oder durch Vereine, die nicht dem DJK-Verband angehören. So haben der TSV Schott beim Turnen, der TV Hechtsheim beim Badminton und der TV Laubenheim bei den Tanzwettbewerben die Leitung übernommen. Die Anzahl der beteiligten DJK-Vereine aus Mainz und der unmittelbaren Umgebung hält sich in Grenzen. Die DJK Mainzer Sand ist beim Tennis dabei, die DJK Rot-Weiß Finthen im Tischtennis. Die DJK Nieder-Olm hätte gerne am Basketballwettbewerb teilgenommen – doch Körbejagd ist in diesem Jahr gar nicht im Programm. Im Theresianum und der Halle der Stresemann-Schule, den vorgesehenen Spielstätten der Basketballer, sind nun die Volleyballer untergekommen. Besonders schade findet Wink es als langjähriger Vorsitzender des SV Ober-Olm es auch, dass kein Interesse am Frauenfußball zu verzeichnen war. Sportgemeinschaften sind akzeptiert Geprägt ist der Handballwettbewerb hingegen von den mitgliederstarken DJK-Vereinen DJK Moguntia Bretzenheim und DJK Sportfreunde Budenheim. Im Falle der Moguntia, die vor einigen Jahren bereits den Handball in eine Spielgemeinschaft mit der TSG Bretzenheim eingebracht hat, könnte die Frage im Raum stehen, ob sie durch diesen Zusammenschluss mit der „weltlichen“ TSG aus der DJK-Gemeinschaft fällt – doch das ist inzwischen zugunsten solcher, keineswegs mehr seltenen Gemeinschaften geklärt. Die DJK Moguntia leitete das Handballgeschehen in den beiden Hallen an der IGS Bretzenheim, die Sportfreunde in der Mombacher Halle Am Großen Sand. Natürlich hätten die Budenheimer nichts dagegen gehabt, wenn ihre eigene Halle als Austragungsort ins Programm gekommen wäre, doch den Zahn zogen die Organisatoren den Sportfreunden. „Es ist uns wichtig, dass alles in der Stadt stattfindet, denn sonst sind einige aus dem großen Gemeinsamen heraus, weil sie wegen der Fahrtstrecken abends natürlich nicht mehr nach Mainz hereinkommen“, sagt Wink. Eine Sportstätte liegt allerdings nicht in Mainz – weil die Stadt einfach nicht das zu bieten hatte, was benötigt wurde. „Die einzige geeignete Kegelanlage, die wir gefunden haben, ist in Wiesbaden, mit 16 Bahnen“, erläutert Wink. Mit vier Bahnen hätte Mainz maximal dienen können, „das wäre von Ablauf her einfach nicht gegangen“, betont der Geschäftsführer. Entspannte Hallensituation dank der Neubauten Nicht ganz unproblematisch war die Auswahl eines Schwimmbades, da die Vereine eine 50-Meter-Bahn wollten. So kam nur das Becken der Mombacher Traglufthalle in Frage. Ja, es wird ein Hallenwettkampf im Spätfrühling, „es konnte ja keiner ahnen, dass es 35 Grad heiß werden soll“, meint Wink. Auch die Hallensituation in Mainz ist bekanntlich nicht rosig, hat sich jedoch durch die Neubauten an der Weserstraße und an der IGS Bretzenheim zuletzt so weit verbessert, dass es letztlich gelang, alle Hallenwettkämpfe unterzubringen. Auch kleinere Hallen, die nicht für Wettkämpfe geeignet sind, hat der DJK-Verband gebucht bei der Stadt, als Schlafstätten für rund 2500 der Teilnehmer. Die anderen belegen Hotels und die Jugendherberge oder reisen an und wieder ab, sofern sie aus der Nähe kommen. Früher wurde bei den Bundessportfesten bevorzugt in Schulen übernachtet, doch das ist gar nicht mehr so einfach. „In den Klassensälen finden sich heute Laptops oder Smartboards“, schildert Wink das Problem. Um Ärger aus dem Weg zu gehen, setzte der Verband dann lieber gleich komplett auf Sporthallen. Das sportliche Niveau der Wettkämpfe wird, da es keine besonderen Anforderungen gibt, sehr unterschiedlich ausfallen, wird aber in manchen Sportarten nach Leistungsklassen eingeteilt. Beim Handball und der Leichtathletik zumindest erwartet Wink durchaus guten Sport. Das garantieren schon die heimischen DJK-Vereine, beim Männerhandball hat aber beispielswiese auch Zweitligist DJK Rimpar aus der Nähe von Würzburg gemeldet. Freilich wird sich erst bei den Wettkämpfen zeigen, mit welcher Besetzung die Vereine antreten. Auch im Turnen erwartet Wink attraktive Vorführungen, beim Tischtennis gehört die DJK Münster, Heimatverein des Ex-Weltklassespielers und heutigen Bundestrainers Jörg Roßkopf, zu den Standardteilnehmern der Bundessportfeste. Resolution für mehr gemeinsamen Sport Behinderter und Nichtbehinderter Am Montagmittag gehen die letzten Wettkämpfe zu Ende. „Mal sehen, was alles nicht klappt“, sagt Wink, „das werden wir dann angehen“. Es gibt ja nicht nur die sportlichen Veranstaltungen, auch das Rahmenprogramm in der Stadt ist sehr aufwändig und vielfältig und will erst einmal reibungslos über die Bühne gehen. Einen besonderen Schwerpunkt setzt der DJK-Bundesverband für dieses Bundessportfest auf das Thema Inklusion. „Warum muss es eigentlich getrennte Olympische Spiele für Behinderte und Nichtbehinderte geben?“, fragt sich der Diözesanverband. Am Freitagabend wird daher eine „Mainzer Erklärung zur Inklusion im und durch Sport“ unterzeichnet, die das Ziel mehr gemeinsamer Sportveranstaltungen Behinderter und Nichtbehinderter formuliert. „Man muss Wege suchen, damit es geht. Nicht alles ist kompatibel. Aber wir schaffen hier eine Form von Teilhabe und möchten, dass unsere Mitglieder das beim DJK-Bundessportfest erleben und mitnehmen in ihre Vereine“, erläutert der DJK-Sportverbandspräsident Volker Monnerjahn das inklusive Angebot. Inklusive Wettkämpfe sind in der Leichtathletik, beim Tischtennis, Judo, Schach, Sportkegeln und Faustball angesetzt. „Begegnungswettkämpfe“ bieten zum Beispiel das „Unified Fußballturnier“, bei dem Sportler mit und ohne geistige Behinderung zusammenspielen. Diese Idee wird den Mainzer durch eine „inklusive Sport- und Spaßmeile“ am Samstag in der Ludwigsstraße nähergebracht. Alle Artikel von Sonstige Sportarten