Saint-Vincent. Mit der Verpflegung ist das im Aostatal so eine Sache. Nicht, dass es uns nicht schmecken würde, auch wenn nach zwei Pizzaabenden eine gewisse Mangelernährung droht (aber die Pastagerichte firmieren leider allesamt unter „Primi Plati“, und als solcher hat sich bislang nur der gebürtige Nackenheimer Rehberg outen wollen).

Das Problem ist eher, dass es dem Personal unseres bisherigen Stammrestaurants – wenn man nach zwei Abenden von einem solchen sprechen kann – offenbar an der Calzone vorbeigeht, ob wir jemals in den Genuss der belegten Wagenräder kommen.

Das funktioniert folgendermaßen: Servicekraft kommt aus Lokal auf Terrasse, fragt am Nachbartisch nach dem Begehr, ignoriert die winkenden Deutschen. Zweite Kellnerin betritt die Szenerie, am deutschen Tisch schnellen drei Arme nach oben. Sie hält uns entweder für Nazis oder untalentierte Imitatoren der New Yorker Freiheitsstatue, schaut in die andere Richtung, verschwindet. Auftritt dritte Bedienung. Setzt auf Wandel durch Annäherung, räumt ein leeres Glas von unserem Tisch ab. Folgt dann den Kolleginnen nach innen.

35 Minuten später: Der Chef oder der, den wir dafür halten, gibt sich die Ehre. Ein kleiner, etwas rundlicher, bärtiger Mann, der auch als Ai Wei Wei durchginge, interessiert sich für unsere Wünsche. Wir bestellen Bier, Wein, Pizza. Kollege Rudolf, am Vorabend noch nicht dabei, ordert die Speisekarte. Ein fataler Fehler, denn bis zu deren Eintreffen vergeht eine weitere Viertelstunde. Kollege Rehling fragt höflich an, was eigentlich aus seiner Caffè-Bestellung vom Vorabend geworden ist. Ai Wei Wei guckt, als sei er kein chinesischer Dissident, sondern der Doppelgänger von Doktor Fu Man Chu. Rehling schweigt und genießt später.

Heute Abend gehen wir mal woanders hin. Wahrscheinlich.

Vom Frühstücksbüffet gibt es im Übrigen keine Neuerungen zu berichten. Um es frei nach Bruno Moravetz zu sagen: „Eier haben wir lange nicht gesehen. Wo sind Eier?“