Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 26.06.2018

Der Vorsilbe beraubt

Teuerster Transfer in der Vereingeschichte: Der unverkäufliche Innenverteidiger Abdou Diallo wechselt vom FSV Mainz 05 zu Borussia Dortmund.
Wird seine Zweikämpfe demnächst für den BVB führen: Abdou Diallo.
Wird seine Zweikämpfe demnächst für den BVB führen: Abdou Diallo. | Eva Willwacher

Mainz. Für die Fans des FSV Mainz 05 wird es in der kommenden Bundesligasaison ein Wiedersehen mit Abdou Diallo geben. Allerdings nur an jenen Spieltagen, an denen die Mainzer auf Borussia Dortmund treffen – beim BVB hat der Franzose am Dienstag einen Fünfjahresvertrag unterzeichnet. Erst einmal haben die Borussen mehr Geld für einen Spieler ausgegeben; den Ex-05er André Schürrle ließen sie sich 30 Millionen kosten, um ihn aus Wolfsburg loszueisen.

Diallo sei ein typischer BVB-Transfer, hatte der dortige Sportdirektor Michael Zorc bereits am Sonntag gesagt. Der Innenverteidiger sei ein „schlauer, moderner und spielstarker Fußballer“, aber auch noch entwicklungsfähig. In Dortmund soll Diallo den vor einem Wechsel zum FC Arsenal stehenden Sokratis ersetzen.

Auf Mainzer Seite handelt es sich um einen Rekordtransfer. Laut „Kicker“ beträgt die Ablösesumme 28 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der bislang teuerste Verkauf, den die Rheinhessen tätigten, war im vorigen Sommer Jhon Cordoba, für den der 1.FC Köln 17 Millionen Euro überwies.

Attraktive Adresse

Das Geschäft mit dem BVB beweist zweierlei. Zum einen, dass der FSV Mainz 05 nach wie vor eine attraktive Adresse für junge Spieler aus dem In- und Ausland ist, die ein Sprungbrett für eine größere und hochdotierte Karriere suchen. Zum anderen, dass die Mainzer Verantwortlichen die Vokabel unverkäuflich am besten aus ihrem Wortschatz streichen sollten. Genau das nämlich hatte Schröder nur wenige Tage nach dem Ende der vorigen Saison betont: Den vor einem Jahr für fünf Millionen aus Monaco geholten Diallo werde der Verein auf keinen Fall abgeben. Zwar betrachte man sich selbstverständlich als Weiterbildungsverein, „aber eine Saison ist dann doch ein bisschen wenig“, sagte der Sportvorstand Mitte Mai.

Noch kürzer war die Zeitspanne, die es brauchte, um diese Haltung zu revidieren. Dem Vernehmen nach hatte der Spieler bis Saisonende selbst zu verstehen gegeben, gerne ein zweites Jahr unter Schwarz zu absolvieren. Erst als extrem lukrative Anfragen unter anderem aus England bei seinem Berater eingingen, setzte ein Umdenkungsprozess ein. Und der übertrug sich auf die Vereinsführung.

Schröder: Nicht der Plan

„Es war nicht unser Plan, Abdou Diallo schon in diesem Sommer abzugeben“, bekräftigte Schröder am Dienstag. „Er war in der vergangenen Saison ein absoluter Leistungsträger und eine Konstante in der Abwehr, wir hätten sein Potenzial gern noch gesehen und weiterentwickelt. Allerdings hat uns Abdou nach Saisonende zu absolut jedem Zeitpunkt klar signalisiert, dass er seine Zukunft definitiv nicht mehr in Mainz, sondern letztendlich in Dortmund sieht.“ Daher habe der Verein dem Transfer zugestimmt, „auch weil für uns wenigstens die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen und wir uns dadurch generell weiterentwickeln können“.

Der Verlust des Innenverteidigers, der sich zudem als stärkster Mainzer auf der linken Abwehrseite herauskristallisiert hatte, schmerzt. Doch von einer nicht genau definierten Summe an ist eben bei jedem Spieler eine Schmerzgrenze erreicht, an der das „unverkäuflich“ seiner Vorsilbe beraubt wird.

 

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