Kalenderblätter | Christian Karn | 20.08.2020

Der elegante Kapitän

Das 05-Kalenderblatt* für den 20. August.

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es um einen leichtfüßigen Pfälzer und einen 96er, der ein 05er und dann ein 98er wurde.

 

20. August

Heute hat der zweimalige Aufstiegskapitän der 05er und Schalke-Schreck Geburtstag: Michael Schuhmacher wird 63 Jahre alt. Der defensive Mittelfeldspieler kam 1984 mit einiger Profierfahrung zu den 05ern. Für den 1. FC Kaiserslautern und Borussia Mönchengladbach hatte der Pfälzer 44-mal in der Bundesliga gespielt, mit Bayer Uerdingen und Wattenscheid 09 waren es 64 Partien in der Zweiten Liga.

Nirgends aber spielte Schuhmacher so lange wie in Mainz: Bis zum Ende seiner Profikarriere im Sommer 1993 bestritt der Stratege 310 Pflichtspiele für die 05er. 1988 und 1990 war er Kapitän der Aufstiegsmannschaften. Schuhmacher war ein großer Spieler für die 05er, der auf jedem Niveau seine Rolle spielte als bestimmender Mann, Taktgeber, Antreiber. Der Pfälzer war ein leichtfüßiger, technisch starker Fußballer, zwar auch ein Kämpfer, Läufer und Grätscher, aber auch das immer mit einer gewissen Eleganz.

Mit 36 nach Ingelheim

In der Defensive und im Spielaufbau konnte man ihn auf allen Positionen einsetzen, auch mal als Libero, vor allem aber war Schuhmacher das, was man heute einen Sechser und Achter nennen würde. Bis 1993 war er Kapitän, danach beendete der fast 36-Jährige seine Profikarriere und wechselte zur SpVgg Ingelheim. Inzwischen gehört Michael Schuhmacher dem 05-Aufsichtsrat an.

Der FC Schalke 04 hatte seine ganz eigenen Gründe, vor Schuhmacher Angst zu haben. Als Uerdinger schoss er 1983 in der Relegation das entscheidende Tor zum Schalker Abstieg. Nach dem 1:3 im Auswärtsspiel hätte den Schalkern ein 2:0 im Parkstadion gereicht; Schuhmachers Ausgleichstor zum 1:1 in der 83. Minute machte die Hoffnungen zunichte. Drei Jahre später warfen die Mainzer den FC Schalke aus dem DFB-Pokal, und Schuhmacher schoss das einzige Tor. Michael Skibbe übrigens, der spätere Bundesliga- und Bundestrainer, riss sich in jenem Spiel ohne Fremdeinwirkung den Meniskus und musste mit nur 21 Jahren seine Profikarriere beenden.

 

62 Jahre wird Rudi Collet. Kurz vor seinem 14. Geburtstag kam er von der SG 1896 Mainz, die damals noch nicht zur Moguntia fusioniert war an den Bruchweg, debütierte im April 1977 als 18-Jähriger in der Ersten Mannschaft (damals die drittklassige Amateurliga Südwest, die heutige Verbandsliga), schoss in seinen viereinhalb Spielen bis Saisonende die ersten zwei Tore und war 1977/78 schon Stammspieler, Spielmacher, Torjäger.

Wettbewerbsübergreifend verpasste Collet von 46 Saisonspielen nur drei, wurde achtmal eingewechselt, spielte 31-mal durch, schoss 16 Tore und bereitete einige vor – und es war klar, dass die 05er ihn nicht lange würden halten können. In der Saison nach dem verpassten Wiederaufstieg erzielte Collet in der neuen Oberliga weitere neun Tore in 33 Spielen geschossen, mit Meisterschaft und Aufstieg hatte seine Mannschaft aber nichts zu tun.

Acht Jahre lang in Wehen

Beim SV Darmstadt 98 war er von 1979 bis 1981 kein Stammspieler, schoss aber in 66 Zweitligaspielen 16 Tore und stieg in die Bundesliga auf, wo er auf neun Einsätze und einen Treffer kam. 1983 wechselte der Bruder des späteren Gonsenheimer Erfolgstrainers Jürgen Collet in den Amateurfußball; nach je einem Jahr beim SV Wiesbaden und der EGC Wirges war er noch acht Jahre lang für den SV Wehen aktiv.

Welche Rolle Collet bei den großen Erfolgen der 05-Junioren in der zweiten Hälfte der 70er Jahre spielte, lässt sich aufgrund der dürren Datenlage nur schwer sagen. Deutlich war sein Einfluss jedenfalls in der besten A-Junioren-Saison vor Thomas Tuchel: Beim 5:2/4:2 im DM-Achtelfinale gegen Röchling Völklingen erzielte er ebenso drei Tore wie im Viertelfinale beim 2:1/3:4 gegen den Freiburger FC (die 05er kamen nach Elfmeterschießen weiter). In einem dramatischen Halbfinale schieden sie mit 4:1/0:4 gegen den MSV Duisburg aus.

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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