Kalenderblätter | Christian Karn | 03.09.2020

Der Hammermann

Das 05-Kalenderblatt* für den 3. September.
Gleich kracht's. Christof Babatz holt zum Freistoß aus.
Gleich kracht's. Christof Babatz holt zum Freistoß aus. | Bernd Eßling

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen jungen Außenstürmer, der Offensivverteidiger wurde, und einen Mittelfeldspieler, der Torhütern die Finger wegschoss.

 

3. September

Ein großes Talent des FSV Mainz 05 wird heute 65 Jahre alt: Helmut Zahn, der als Profi in weit mehr als 300 Erst- und Zweitligaspielen im süd- und südwestdeutschen Raum am Ball war. Die 05er hatten den talentierten Außenstürmer 1974 als 18-Jährigen vom FV Weinheim verpflichtet und wegen gewisser technischer Defizite schnell zum Rechtsverteidiger umgeschult.

Zahn brauchte ein Jahr zur Eingewöhnung, im zweiten wurde er Stammspieler, als die Verletzung des Liberos Jürgen Richter die Abwehr durcheinanderbrachte: Der als Vorstopper gestartete Gerd Schwickert wurde neuer Libero, Rechtsverteidiger Herbert Scheller kümmerte sich fortan um den gegnerischen Mittelstürmer. Und für Zahn wurde zunächst im Mittelfeld, schnell aber hinten rechts ein Platz frei in der Startelf. Die Bilanz des klassischen dynamischen Offensivverteidigers: Nach acht Partien (drei in der Startelf) in seiner ersten Saison spielte er im zweiten Jahr 30-mal, 25-mal von Anfang an. In einer chaotischen Saison kassierten die 05er jedoch die zweitmeisten Gegentore der Liga, allein 19 von 92 allerdings erst in den letzten vier Spielen, als auch Schwickert und Zahn verletzt waren.

Am Ende jener Saison zogen sich die 05er freiwillig in den Amateurfußball zurück. Zahn, eines von zwei Toptalenten, ging mit in die Verbandsliga, war aber unter diesen Umständen nicht lange zu halten: 1977, nach 27 Spielen im Mittelfeld, wechselte er wieder in den Profifußball. Für Wormatia Worms, den Freiburger FC, Darmstadt 98, den Karlsruher SC und den 1. FC Saarbrücken spielte Zahn bis 1986 in der Ersten und Zweiten Bundesliga. Bei allen Klubs war Zahn Stammspieler.

Heute ist er in der Nachwuchsabteilung des 1. FC Kaiserslautern tätig.

 

Einer der gefährlichsten Scharfschützen der ersten Jahre unseres Jahrhunderts war das nicht – zum Glück für die 05er: Hätte Christof Babatz beim Hamburger SV von 1997 bis 2000 eine größere Rolle gespielt, wäre er für Mainz 05 unerschwinglich gewesen. Der harte Arbeiter kam im Herbst 2000, als noch während der kompletten Hinrunde Spielerwechsel möglich waren, vom HSV, um den in der Zweiten Liga mal wieder überforderten 05ern im defensiven Mittelfeld etwas mehr Stabilität zu verleihen.

Der größte Künstler war er nicht, aber dank seiner Kompromisslosigkeit und seines gewaltigen Weitschusses war „Bummbumm“ Babatz schnell ein ganz wichtiger Leistungsträger. Hin und wieder schoss er den gegnerischen Torhütern aus 30 Metern oder mehr die Finger weg, seinen größten Beitrag zum Aufstieg allerdings leistete der Niedersachse als Vorbereiter: Nach dem berüchtigten 1:3 in Fürth gaben die 05er bekanntlich die Aufstiegshoffnungen auf; in den verbleibenden fünf Spielen traf Babatz zweimal selbst per Elfmeter, vor allem aber legte er seinen Kollegen sechs Tore auf, darunter das 2:0 und das 3:0 im entscheidenden Spiel gegen Eintracht Trier. Nur gerecht also, dass Babatz am 8. August 2004 das erste Bundesligator der 05er schoss – natürlich handelte es sich um einen hammerharten Freistoß.

Im ersten Mainzer Bundesligajahr der 05er war Babatz ein wichtiger Stammspieler. Durch Verletzungen verlor er diesen Status ab Sommer 2005. Im Winter 2006/07 schließlich trennten sich die 05er von ihrem Aufstiegshelden – eine Liga höher als zur Zeit seines Wechsels nach Mainz waren sie ähnlich überfordert wie damals, für die Verpflichtungen von Leon Andreasen und Elkin Soto musste Platz geschaffen werden im Kader. Bei der TuS Koblenz und Waldhof Mannheim ließ Babatz seine Karriere ausklingen. Mittlerweile ist der A-Lizenzinhaber als Leiter der 05-Fußballschule aktiv. Heute wird „Bummbumm“ Babatz 46 Jahre alt.

 

36 Jahre alt wird Stephan Maas, der torgefährliche Linksaußen der 05-Amateure in den Oberligajahren 2001 bis 2003 und im Regionalligajahr 2003/04. Der gebürtige Frankenthaler, aus der Jugend von Waldhof Mannheim verpflichtet, traf in 94 Ligaspielen 26-mal, gewann dreimal den Südwestpokal, wechselte dann zum SV Wehen, zur SpVgg Elversberg und zum Waldhof zurück.

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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