Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 20.11.16

„Das zeugt von Qualität“

Gegen den SC Freiburg können die 05er nachlegen, als es darauf ankommt.
Das war der erste Mainzer Jubel: Niko Bungert hatte das 1:0 geköpft.
Das war der erste Mainzer Jubel: Niko Bungert hatte das 1:0 geköpft. | Eva Willwacher

Mainz. Allzu zerknirscht musste Jonas Lössl nicht sein. Sicher, da war diese 85. Minute gewesen, in der er einen der einfachsten Bälle, nach denen er an diesem Tag die Hände ausgestreckt hatte, fallenließ, Jens Petersen den Anschlusstreffer zum 3:2 ermöglichte und dadurch für unnötige Spannung in der Bundesligapartie des FSV Mainz 05 gegen den SC Freiburg sorgte. „I missed my catch“, kommentierte der Mainzer Schlussmann seinen Fangfehler nach einer harmlosen Flanke. „Das schmerzt einen Torwart immer.“

Doch der Kratzer, den dieser Patzer ins Lössls Lack verursachte, war nur gering. Es war der einzige Fehler des Dänen an diesem Nachmittag. Dass seine Mannschaft die Begegnung dennoch gewann, dank Karim Onisiwos Kontertor in der fünften Minute der Nachspielzeit sogar noch mit 4:2 (2:0), linderte seinen Schmerz. Und ganz abgesehen davon hatte Lössl nicht nur bis zur 85. Minute eine herausragende Partie absolviert, sondern nach Ablauf der regulären Spielzeit mit einer Großtat am kurzen Pfosten noch den Ausgleich durch Marc Torrejón verhindert. „Jonas hat ein Riesenspiel gemacht“, lautete denn auch das Urteil des Mainzer Sportdirektor Rouven Schröder, „mit seinen Paraden hat er uns den Sieg ermöglicht.“

Mehrere Großchancen vereitelt

Mehrmals hatte der Torwart schon in der ersten Halbzeit Großchancen von Petersen und Vincenzo Grifo zunichte gemacht und maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gastgeber mit einer 2:0-Führung in die Pause gingen. Schon nach 20 Minuten hatten sie diesen Vorsprung herausgeschossen beziehungsweise -geköpft. Niko Bungert drückte den Ball nach einer Ecke von Yunus Malli aus fünf Metern mit der Stirn ins rechte Eck (15.), Malli selbst verwandelte anschließend einen von Caglar Söyüncü an Jhon Cordoba verursachten Foulelfmeter. Dass er zweimal anlaufen musste – den ersten Versuch erkannte Schiedsrichter Patrick Ittrich ab, weil mehrere Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen waren –, ließ den Spielmacher kalt. Er setzte den zweiten Schuss wie den ersten halbhoch ins rechte Eck. Torwart Alexander Schwolow hatte darauf spekuliert, kam aber nicht heran. „Zum Glück war der Ball platziert genug“, kommentierte Malli dies später mit der ihm eigenen Euphorie.

Einmal Latte, einmal Pfosten

So eiskalt der Zehner vom Punkt aus war, so effektiv gestalteten er und seine Kollegen das gesamte Spiel. Elf Torschüsse, von denen sechs tatsächlich aufs Tor kamen, wies die Statistik aus – die Freiburger lagen deutlich darüber, hatten auch mehr Ballbesitz und bessere Zweikampfwerte, wie Trainer Christian Streich unter Verweis auf die beschränkte Aussagekraft des Datenmaterials anmerkte („Die ganze Statistik kannst du in den Papierkorb werfen“). Einen Lattentreffer durch Fabian Frei vor der Pause und einen Pfostenschuss von Onisiwo in der zweiten Halbzeit hatten die Mainzer obendrein zu bieten.

„Bei einer 2:0-Führung nach 20 Minuten, ist es klar, dass der Ballbesitz anschließend zum Gegner wandert“, sagte Martin Schmidt, der seine vorab geäußerte Einschätzung, es werde sich eine hektische, wilde Partie entwickeln, bestätigt sah. „Dieses Spiel stand dauernd auf der Kippe“, hielt der Mainzer Trainer hinterher fest. In der Tat musste der rheinhessische Anhang zwischendurch befürchten, Augenzeuge einer weiteren Begegnung zu werden, die sein Team nach einem Vorsprung im zweiten Durchgang noch aus der Hand gibt. Vincenzo Grifos Anschlusstreffer zum 2:1 jedenfalls war hochverdient (67.), und selbst Stefan Bells Kopfball zum 3:1 – erneut nach Malli-Ecke – gab ja noch keine Siegessicherheit.

Zwei fünfte Gelbe Karten

„Es war super, dass die Mannschaft diesmal nachlegen konnten, als es darauf ankam“, betonte Rouven Schröder. „Das zeugt von Qualität.“ Zwar räumte der Sportdirektor ein, „gelegentlich wünschen wir uns ein bisschen mehr Kompaktheit in der Defensive“, und auch Martin Schmidt „würde lieber mal 2:0 statt 4:2 spielen“ – aber letztlich zählten die Punkte. Und dass die Mainzer ihren Fans regelmäßig Spektakel liefern, ist ja auch nicht zu verachten. Nirgendwo fallen in der laufenden Bundesligasaison mehr Tore als bei Heimspielen der 05er. Und von fünf Partien im eigenen Stadion habe die Mannschaft drei gewonnen und eines Unentschieden gespielt. „Wer kein Ticket kauft, hat schon verloren“, gab der Trainer zu bedenken. Am Samstag waren immerhin knapp 27.000 Zuschauer aufs Bretzenheimer Feld gekommen.

Was diese auch zu sehen bekamen, waren die fünften Gelben Karten für Stefan Bell und Daniel Brosinski. Beide müssen damit am kommenden Sonntag in Berlin aussetzen, dürften angesichts der bevorstehenden Zwangsrotation aber für das Europa-League-Spiel in Saint-Etienne am Donnerstag gesetzt sein.

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