Zweite Bundesliga Damen | Guido Steinacker | 05.03.14

Aufbauwerk der vergangenen Jahre ist in Gefahr

Eine schwache Saison, kaum noch zu retten: Bei Handball-Zweitligist FSV Mainz 05 hat eine vernünftig begonnene Runde eine enttäuschende Entwicklung genommen. Abstiegskampf statt Weiterentwicklung: Der Verein arbeitet derzeit daran, den drohenden Niedergang zu stoppen.
Meike Schmelzer steht beim FSV Mainz 05 vor dem Absprung.
Meike Schmelzer steht beim FSV Mainz 05 vor dem Absprung. | Foto: Eva Willwacher

Mainz. Das hatten sich die Verantwortlichen des FSV Mainz 05 ganz anders vorgestellt: Nach gut zwei Dritteln der Saison sind  die ursprünglichen Saisonziele der Zweitliga-Handballerinnen ad acta gelegt und werden absehbar auch in den verbleibenden acht Partien keine Rolle mehr spielen. Statt des erhofften Reifeprozesses und der allmählichen Entwicklung zu einem Topteam der Liga, ist inzwischen der pure Überlebenskampf Realität.

Zwei Siege in Serie, vor allem das 34:25 (18:12) beim SV Allensbach, der höchste Auswärtserfolg der 05er in ihrer Zweitligageschichte, sorgten zuletzt für hörbares Aufatmen. Die größte Abstiegsgefahr scheint für den Tabellenelften damit gebannt. Doch dieser Eindruck täuscht, da das Restprogramm nur noch drei Heim-, aber fünf Auswärtspartien aufweist. Von denen stehen vier bei Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte an.

Ohne Schmelzer sähe es viel schlimmer aus

Inzwischen steht aber mehr als das Ziel für die aktuelle Saison infrage. Das Aufbauwerk der vergangenen Jahre ist bedroht. Denn Kreisläuferin Meike Schmelzer, mit 101 Treffern die weitaus beste Feldschützin der 05er, wird den Verein nach der Saison mit ziemlicher Sicherheit verlassen. Und dem Eindruck der bisherigen 20 Partien nach ist Schmelzer der Hauptgrund, warum die 05er sich nicht längst in Richtung Dritte Liga orientieren müssen. Das Doppelspielrecht, das sie seit wenigen Wochen für den Erstligisten Vulkan-Ladies Koblenz/Weibern besitzt, ist als vorbereitende Stufe dieses Abschieds zu sehen. „Von ihren Einsätzen und dem damit verbundenem Sammeln von wichtigen Erfahrungen werden auch wir profitieren“, zeigte 05-Handballmanager Karl-Heinz Elsäßer sich im Februar überzeugt. Schmelzer hat seit der Entscheidung beide weitere Partien mit den 05ern absolviert und hatte noch keinen Einsatz beim Bundesligisten.

Dass die erhoffte Entwicklung des Teams im zweiten Zweitligajahr nach dem Wiederaufstieg ausblieb, „das hat uns überrascht“, gibt Elsäßer zu. Erst nach Weihnachten sei den Verantwortlichen klargeworden, dass nicht nur die Verbesserung ausbleibt, sondern die Sache in die ganz falsche Richtung läuft. Ein einziger Zähler kam in den ersten sechs Spielen dieses Jahres zusammen. Es scheint undenkbar, dass die 05er ohne einen einigermaßen adäquaten Ersatz für Schmelzer in der kommenden Runde nicht von vorneherein zum heißen Abstiegskandidaten werden.

Lara Leuckefeld als möglicher Schmelzer-Ersatz

Am Rande des jüngsten Heimspiels gegen den TSV Nord Harrislee (35:24) führte Elsäßer daher Gespräche mit zwei potenziellen Neuzugängen, darunter eine in Mainz bestens bekannte Ersatzkandidatin für den Kreis. Ob die Rekonvaleszentin Lara Leuckefeld, vorige Saison mit 140 Treffern stärkste Spielerin des Drittligisten SG TSG/DJK Bretzenheim, nach ihrem Kreuzbandriss wieder zur alten Stärke zurückfinden wird – und ob sie das bei den 05ern versuchen wird – steht derzeit noch nicht fest.

Die 05er könnten Leuckefeld gut gebrauchen, aber das alleine wird nicht reichen. Anders als alle gut platzierten Teams der Liga haben die Mainzerinnen aus dem Rückraum kaum etwas zu bieten. Fast alles, jedenfalls zu viel, hängt hier von der Form von Kapitänin Laura Schmitt ab. Und die Linkshänderin mit Führungsanspruch spielt trotz einiger guter Partien insgesamt eine alles andere als starke Saison.

Entlastung im Rückraum wird benötigt

„Wir brauchen als Entlastung für Laura dringend eine starke Rückraumspielerin“, stellt Elsäßer daher klar. „Auch, damit es für die Gegner schwerer wird, sich auf uns einzustellen.“ Das Prinzip, dass es den großen Star im Team nicht geben soll, wird der Verein beibehalten, daher dürfte die Lösung für das Rückraumproblem weiterhin nicht im Einkauf einer internationalen Topspielerin liegen. „Wir werden sorgsam mit dem Geld umgehen und können daher keine überzogenen Forderungen erfüllen.“

Einen Störfaktor in dieser Saison konnte der Verein mittlerweile elegant entschärfen. Auf der Linksaußenposition hatte Trainerin Karin Euler mit Theresa Köhler, Lena Zelmel und Assina Müller gleich drei Spielerinnen zur Verfügung. Die entsprechend geringen Einsatzzeiten führten intern zu schlechter Stimmung. Zelmers Blitztransfer zum Bundesligisten BSV Buxtehude war da eine perfekte Angelegenheit für beide Seiten - auch, wenn Zelmel wohl nicht diejenige aus dem Trio gewesen wäre, die Euler im Entscheidungsfall von der Position abgezogen hätte.

Dem Vorstand kommt nun die Rolle zu, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln einen Umbau der zumindest mittleren Art zu leisten, denn mit den beiden erwähnten Ergänzungen wird es nicht getan sein. Eine positive Entwicklung der Nachwuchskräfte wie Katrin Feldman und Selina Adeberg, die gegen Nord Harrislee längere Einsatzzeiten als sonst erhielten, werden Teil der Hoffnungen der 05er auf eine bessere, zumindest gesicherte dritte Zweitligasaison in Serie sein.

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