Katja Puscher | 17.05.14

Anspruchsvoller Abschlag

Der Mainzer Golfclub steht am Anfang. Sportlich vorm Saisonauftakt, im nationalen Leistungssport-Vergleich und gemessen an den eigenen Ambitionen. Kein Grund für Nervosität, sondern Ansporn und Motivation. Beim Doppelheimspieltag am Sonntag machen sich die Herren und Damen des jungen Mainzer Klubs daran, das eigene Erfolgskonzept mit Inhalten zu füllen.
Klubmanager Stefan Kirstein wird auch als Spieler der Herrenmannschaft alles dafür geben, dass der Mainzer Golfclub nach oben kommt. Am Sonntag steht auf heimischer Anlage die erste Bewährungsprobe an.
Klubmanager Stefan Kirstein wird auch als Spieler der Herrenmannschaft alles dafür geben, dass der Mainzer Golfclub nach oben kommt. Am Sonntag steht auf heimischer Anlage die erste Bewährungsprobe an. | Schimitzek Photography

Mainz. Der Golfsport in Deutschland geht mit der Golf Liga neue Wege. Mit dabei sind zwei Mannschaften des Mainzer Golfclubs (MGC). Für die beiden beginnt an diesem Sonntag die Saison mit einem Doppelheimspieltag: Die Damen empfangen ab 9 Uhr auf dem heimischen Golfplatz in Budenheim GP Idstein, GC Westerwald und Royal Homburger GC zum Start in der Gruppenliga. Für die Mainzer Herren gilt es ab 11 Uhr, einen guten Auftakt in der Landesliga Mitte gegen die Konkurrenten Royal Homburger GC, GC Darmstadt Traisa, Wiesbadener GC und GC Hof Hausen zu erwischen.

Aus dem Saisonziel machen die Verantwortlichen des MGC kein Geheimnis. Die Männer sollen in die Oberliga aufsteigen, für die neu formierte Frauenmannschaft geht es zunächst darum, sich zu finden. Dass eine Landesliga-Meisterschaft kein Selbstläufer ist, mussten die Mainzer bereits im Vorjahr feststellen, als sie letztlich Dritter wurden.

„Wir wollten aufsteigen, aber wir sind auf dem Boden der Tatsachen gelandet“, gibt Thomas Binger, Sportlicher Leiter beim Mainzer Golfclub, zu. Die Leistungsdichte nehme mit jeder Liga zu, die Spieler werden jünger, die Herausforderungen größer. „Wer leistungsmäßig Golf spielen will, muss 20 bis 25 Stunden pro Woche trainieren.“ Dieser Zeitaufwand ist nicht immer so leicht zu leisten. Trainingsrückstand macht sich auf dem Platz schnell bemerkbar.

Verstärkungen für die Herrenmannschaft

Für die anstehende Saison meldet der MGC zwei neue Akteure: Aus Thüringen schloss sich der 21-jährige Medizinstudent Felix Schmidt, langjähriges Kadermitglied im Golfverband Sachsen/Thüringen, der Mainzer Mannschaft an. Aus Berlin kam Marc-Philipp Lebioda, Wirtschaftsstudent an der European Business School (EBS), zum MGC. „Beide bereichern die Mannschaft und sind echte Verstärkungen“, sagt Binger. Zudem kann Mats Schmitz als interner Neuzugang gewertet werden. Der 28-Jährige musste in der vergangenen Saison verletzungsbedingt komplett pausieren, steigt jetzt aber beschwerdefrei wieder ein. Aus dem - inklusive einiger Jugendlicher - rund 16 Spieler starken Kader um Mannschaftskapitän Matthias Pohlers werden acht Spieler plus drei Ersatzleute zum Auftakt zum Schläger greifen.

Die Konkurrenz um den Aufstieg kommt laut Binger aus Hofheim (GC Hof Hausen vor der Sonne) und Darmstadt (Traisa GC). „Hof Hausen ist 2013 Zweiter geworden, und Darmstadt ist auch nicht ohne“, warnt Binger. Auch den Royal Homburger GC kennen die Mainzer aus dem Vorjahr, der Wiesbadener GC kam aus der Gruppenliga hoch, ein Oberliga-Absteiger ist nicht in der Gruppe. Binger fordert: „Ein Sieg ist am Sonntag für uns Pflicht.“ Nicht zuletzt, weil die Mainzer ihren Heimvorteil ausspielen wollen. Die spektakulären Bahnen, eingebettet in einen alten Steinbruch, sind außergewöhnliches Ambiente und sportliche Herausforderung zugleich. „Das ist ein relativ schwer zu spielender Platz, diesen Vorteil müssen wir nutzen.“

Neu formiertes Damenteam startet mit weniger Druck

Weitaus weniger Druck nehmen die Damen um Kapitänin Heike Brödel mit in die Saison. 2010 wurde der 18-Loch-Golfplatz in Budenheim fertig gestellt, vier Jahre später schickt der MGC erstmals ein Damenteam ins Rennen. Trainer Nico Zimmermann wird sechs Frauen aus dem rund neun Spielerinnen starken Kader nominieren, die sich an diesem Sonntag der Herausforderung stellen. Neu im Team ist Evelyn Steeb vom GC Heilbronn-Hohenlohe, eine routinierte Golferin, die den noch unerfahrenen Mannschaftskolleginnen „weiterhelfen wird“, wie Binger versichert.

Die MGC-Frauen haben im vergangenen Dreivierteljahr per intensivem Golf- und Fitnesstraining viel getan, damit die Premiere in der DGL eine erfolgreiche wird. Charlotte Breckheimer sei ein gutes Beispiel dafür, wie man sich mit Ehrgeiz und Disziplin weiterentwickele. Binger: „Charlotte hat erst vor drei Jahren mit dem Golfen angefangen und trifft schon sehr gut den Ball.“

Die Einschätzung der Gruppenliga-Konkurrenz fällt noch schwer. Die (Wettkampf)-Erfahrung dürfte für die Gegnerinnen sprechen. Aber die MGC-Spielerinnen gehen die Saison motiviert an. Binger: „Die Damen sind noch im Aufbau.“ Die Verantwortlichen denken mittel-und langfristig und setzten darauf, mit der neu gegründeten Damenmannschaft auch Kaderspielerinnen des Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saar anlocken zu können. Beim Mainzer Golfclub sind die Augen in die Zukunft gerichtet. Und was die Macher sehen, ist ein neuer Standort für leistungsorientierten Golfsport.

Trainer Mark Mattheis steht für Erfolg

„Klar, wir stecken noch in den Kinderschuhen“, sagt Geschäftsführer Stefan Kirstein. „Aber jeder hat mal klein angefangen.“ In Mainz sprechen insbesondere drei Aspekte dafür, dass die Vision, national im Golfsport auf sich aufmerksam zu machen, kein Traumbild bleiben muss: Infrastruktur, Jugendförderung und ein namhafter Trainer. Mit der Verpflichtung von Mark Mattheis hat der MGC Ende vorigen Jahres ein Zeichen gesetzt. Mattheis ist in der deutschen Golfszene extrem geschätzt, gilt als eine richtige Nummer. „Ja, das kann man so sagen“, bestätigt Kirstein. „Mark gehört zu den Top 10- bis 15-Trainern in Deutschland.“

Fest macht der Klubmanager und Spieler der Herrenmannschaft diese Qualität zum einen am Ausbildungsstand. Mattheis hat als A-Lizenz-Trainer des DGV und Coach der Professional Golf Association (PGA) die höchste Qualifikation. In diesem Jahr kam der neue Mainzer Coach bei der Wahl zum „PGA Teacher of the Year“ auf Platz acht der Teaching Professionals, wurde auch schon für einen Platz unter den Top drei ausgezeichnet. Zum anderen liefere Mattheis seit Jahren viele gute Ergebnisse.

„Mark ist sehr, sehr erfolgreich“, sagt Kirstein, der selbst einige Jahre Nationalspieler war und an der Seite von Profi Martin Kaymer 2005 EM-Silber mit der deutschen Mannschaft gewann. „Er war Nationaltrainer und hat es geschafft, in renommierten Clubs über Jahre gute Arbeit zu leisten.“ In St.Leon-Rot formte Mattheis kontinuierlich Mannschaften und Spieler bis zur europäischen Spitzenklasse. Zuletzt wirkte Mattheis als Leistungssportkoordinator beim Hamburger Golfclub, wo er den Nachwuchs zu Deutschen Meisterschaften führte.

Infrastruktur als großes Plus für den MGC

Private Gründe brachten Mark Mattheis beruflich aus dem Norden zurück in die Heimat. Der gebürtige Mainzer lebt nun in Schwetzingen und pendelt als Landestrainer des Golfverbandes Rheinland-Pfalz/Saar und MGC-Cheftrainer ins Rheinhessische. Aber auch konzeptionell haben den 40-Jährigen die Visionen in Mainz überzeugt. Die Macher beim MGC wollen etwas aufbauen, Mattheis soll dafür vor allem im Nachwuchsbereich die sportliche Grundlage schaffen. Überhaupt liegt die Jugendförderung dem Klub um Hauptgesellschafter Dr. Wigbert Berg, Vorsitzender des Fördervereins Generation Pro, am Herzen. Basierend auf der sportlich ambitionierten Grundausrichtung des Mainzer Golfclubs ist die „Jugendförderung für den Sport in der Spitze und Breite das A&O“ wie Kirstein betont.

Für den MGC spreche zudem die gute Infrastruktur. Stichwort Anbindung. „Häufig müssen die Kinder und Jugendlichen von ihren Eltern in 30 Minuten Fahrtzeit zur Anlage gebracht werden, der Golfplatz in Mainz ist mit dem Bus zu erreichen“, sagt Kirstein. Die neue Anlage biete komfortable Trainingsmöglichkeiten. Die Driving Range ist beidseitig bespielbar, es gibt 25 überdachte Abschlagplätze, drei Videoboxen für die Trainer, einen 6-Loch-Kurzplatz und die Möglichkeit, dank des 200-Quadratmeter-Putting-Grüns mit acht Löchern in der Indoor-Anlage ganzjährig Golf zu spielen. „Wir haben eine realistische Chance auf Nachwuchs. Die Perspektive ist da.“

Und der Trainer auch. Mark Mattheis geht mit anspruchsvollen Zielen offensiv um. Im Vorfeld des DGL-Auftakts am Sonntag ließ der MGC-Coach die Herren-Konkurrenz wissen: „Mit dieser Mannschaft wären wir unglaublich blind, nicht aufzusteigen.“ Um diese Einschätzung zu unterstreichen, haben sich die Mainzer Golfer unter ihrem neuen Trainer konzentriert auf die Saison vorbereitet. „Mark weiß mit seiner Art zu begeistern und gibt dem Team neuen Antrieb“, sagt Stefan Kirstein. „Er ist inhaltlich sehr gut, sehr strukturiert und liefert per Videoanalyse neue Ansätze.“

Der 40-Jährige genießt bei den Spielern als ehemaliger Pro auf der European Tour hohes Ansehen. Und er trifft den richtigen Ton. Intern gibt Mattheis den Plan vor, dass der Klub in fünf Jahren auf Bundesligaebene spielen werde. Eine ehrgeizige Entwicklung. Aber, wie gesagt: Der Mainzer Golfclub steht erst am Anfang.

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