Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 18.02.15

Alternativlose Trennung

Der FSV Mainz 05 hatte keine andere Wahl, als Trainer Kasper Hjulmand zu beurlauben - ansonsten wäre der Klub vermutlich sehenden Auges in den Abstieg geschlittert.

Mainz. „Kasper Hjulmand ist ein sehr guter Trainer.“ / „Wir haben Kasper Hjulmand beurlaubt.“

Christian Heidel war sich durchaus der Tatsache bewusst, dass diese beiden Sätze hintereinander ausgesprochen ein wenig, sagen wir mal: seltsam klingen. Deshalb, sagte der Manager des FSV Mainz 05 am Dienstagmittag bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, „sitze ich nicht gerne hier. Immer, wenn so viele Leute im Presseraum zugegen sind, ist etwas passiert…“ In diesem Fall eben die Trennung des Bundesligisten von seinem dänischen Cheftrainer und dessen Assistenten.

Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, weil Hjulmand in der Tat ein exzellenter Fachmann sei. Trainer und Klub seien mit dem klaren Plan in die Saison gegangen, die Mannschaft weiterzuentwickeln, „und ich glaube, dass Kasper im Entwickeln eines Teams herausragend ist“. Nachdem die 05er jedoch aus unterschiedlichen Gründen in eine Abwärtsspirale geraten und nicht mehr herausgekommen seien – ein Sieg aus den vergangenen 13 Partien ist nicht eben ein Mutmacher – habe der Verein sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob Hjulmand „für uns der richtige Mann für die letzten 13 Spiele ist, wenn es um den Klassenverbleib geht“.

Die Antwort ist inzwischen bekannt.

Warum aber erfolgte der Schnitt nicht schon in der Winterpause? Immerhin wies die Bilanz schon zu diesem Zeitpunkt neun sieglose Spiele hintereinander aus. „Das war zu früh“, beschied Heidel. „Wir haben alle gehofft und geglaubt, dass wir das drehen können.“ Sicher, mit dem Wissen um die jüngsten vier Partien wäre es in Nachhinein besser gewesen, „aber in Mainz trifft man solche Entscheidungen nicht zu schnell.“

Andere Herangehensweise

Den Begriff „beratungsresistent“ mochte der Manager zwar nicht aussprechen, doch darauf war es wohl im Fall von Hjulmand hinausgelaufen. „Ich habe ihm gesagt, wie Abstiegskampf funktioniert“, berichtete der Manager, „das hat er schon verstanden. Er hat aber eine andere Herangehensweise.“ Bei der Art des Ballbesitzfußballs jedoch, die der Däne propagiert hatte, blieben zwei wesentliche Aspekte des 05-Spiels der vergangenen Jahre auf der Strecke: Aggressivität und Emotionalität. „Das war nicht gewollt“, sagte Heidel, „ist aber passiert.“

Das Thema nicht länger aufschieben mochten die 05-Verantwortlichen nach der 2:4-Niederlage bei Borussia Dortmund am Fastnachtsfreitag. „Nicht, weil wir auf den 14. Platz abgerutscht sind“, erläuterte Manager Christian Heidel, am Saisonende 14. zu sein, sei völlig in Ordnung. Sondern weil das Vertrauen in Hjulmand inzwischen geschwunden war. Er selbst habe sich in Dortmund nicht den Medien gestellt, weil er wusste, welche Fragen kommen würden. „Bevor ich die Öffentlichkeit anlüge, habe ich lieber gar nicht geredet…“

Fatale Kombination

Nach zwei Tagen langer und intensiver Beratungen habe er Hjulmand am Montag über die Entscheidung des Vorstandes informiert. „Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, Kasper war sehr traurig und enttäuscht, aber er hat Verständnis gezeigt.“ Auch er selbst bedauere diesen Schritt, versicherte Heidel. „Wir sind ein gemeinsames Projekt angegangen, aber es hat nicht so gefruchtet wie erhofft.“

Soll man den 05ern jetzt diesen Schritt vorwerfen, weil der Verein mit seinem Verhalten an x-beliebige andere Klubs erinnert? Fakt ist: Kasper Hjulmand war ein freundlicher Mensch, er hat sich sogar vor der Fankurve schon für die Unterstützung bedankt. Aber reicht das aus, um an einem Trainer festzuhalten, dessen Verständnis von Ballbesitzfußball in Mainz (noch) nicht funktioniert? Dessen Spielweise über weite Strecken nicht nur die Fans langweilt und/oder verschreckt hat bei gleichzeitig ausbleibendem Erfolg? Eine fatale Kombination.

Was, hätten Heidel und Co. den Dänen noch ein, zwei Spiele länger arbeiten lassen mit ähnlichen Resultaten wie in den vergangenen Partien – und am Saisonende steigt die Mannschaft ab, weil ein oder zwei Punkte fehlen? Dann müsste sich der Manager den Vorwurf gefallen lassen, sehenden Auges in den Untergang geschlittert zu sein. Irgendwie keine echte Alternative.

 

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