Peter H. Eisenhuth | 07.07.15

356 Länderspiele gegen die Zornheimer AH

„Hilfe für Mike“: Die „Lotto-Elf“ kickt am 23. Juli beim TSV für den guten Zweck. Coach Briegel reist mit Wache, Demandt und Overath an.
Freue sich auf den 23. Juli: TSV-Chef Reinhold Münzenberger, Europameister Hans-Peter Briegel, Lotto-Elf-Organisator Jupp Ganser.
Freue sich auf den 23. Juli: TSV-Chef Reinhold Münzenberger, Europameister Hans-Peter Briegel, Lotto-Elf-Organisator Jupp Ganser. | Peter H. Eisenhuth
„Wir scharren schon mit den Hufen“, sagt Reinhold Münzenberger in Erwartung des Benefizspiels.
„Wir scharren schon mit den Hufen“, sagt Reinhold Münzenberger in Erwartung des Benefizspiels. | Peter H. Eisenhuth

Zornheim. So genau wollte Hans-Peter Briegel es gar nicht wissen. Dass die Hörfunkreporterin ihm vor dem kurzen Interview die Fragen vorlas, die sie während des Interviews stellen würde, damit er wisse, was er antworten könne, schien dem einstigen Fußball-Profi zu viel Aufwand. „Sie können mich fragen, was Sie wollen, ich antworte dann schon“, versicherte er freundlich.

Thema des Gespräches und der vorangegangenen Pressekonferenz beim TSV Zornheim war nicht Briegels glorreiche Vergangenheit als Europameister und Vizeweltmeister und erster deutscher „Fußballer des Jahres“, der bei einem ausländischen Klub unter Vertrag stand (in seinem Fall Hellas Verona). Nein, die „Walz aus der Pfalz“ war in seiner Funktion als Coach der „Lotto-Elf“ nach Zornheim gekommen, um für den bevorstehenden Kick gegen eine Alte-Herren-Auswahl des TSV zu werben, der am Donnerstag, 23. Juli, um 19 Uhr angepfiffen wird.

Zornheimer Mike Schneider liegt im Wachkoma

Wie immer, wenn die von Lotto Rheinland-Pfalz auf die Beine gestellte Auswahl ehemaliger Fußballgrößen aufläuft, wird es auch in diesem Fall um den guten Zweck gehen. Der Erlös des Benefizspiels soll der Initiative „Hilfe für Mike“ zugutekommen. „Mike Schneider ist vor zehn Jahren ins Wachkoma gefallen“, berichtete TSV-Vorsitzender Reinhold Münzenberger. „Seine Ehefrau betreut ihn zu Hause, ist aber aus finanziellen Gründen darauf angewiesen, arbeiten zu gehen.“

Mike Schneider selbst war vor seiner Erkrankung ehrenamtlich engagiert. Unter anderem hatte vor 15 Jahren eine Spendenaktion mitorganisiert, die einen hohen Geldbetrag für eine Knochenmark-Typisierung einbrachte, mit der einem an Leukämie erkrankten Zornheimer Mädchen geholfen werden konnte. „Es ist nicht einfach, bei all dem Leid, das auf der Welt herrscht, einen Einzelnen herauszusuchen, dem man helfen will“, räumte Münzenberger ein. „Aber wir sind sicher, dass Mike Schneider und seine Frau jede Unterstützung verdient haben.“

Philosophie des Helfens passt zum Verein

Die Idee, die „Lotto-Elf“ auf den Zornheimer Rasen zu holen, sei schon vor gut einem Jahrzehnt erstmals aufgekommen, erzählte der Klubchef. Damals allerdings habe der soziale Hintergrund gefehlt – „wir haben nur an uns gedacht, hatten ansonsten aber keine zündende Idee“, gab Münzenberger zu. Das hat sich inzwischen geändert. „Die Philosophie des Helfens, der sich die ,Lotto-Elf‘ verpflichtet hat, passt auch zur Maxime des Vereins.“ Das bekräftigte auch Elke Tautenhahn: „Das S in TSV steht bei Reinhold für ,Solidarität‘“, sagte die unter anderem für Sport zuständige Gemeindebeigeordnete. „Ich hoffe, dass sehr viele Leute kommen, dass viel Geld zusammenkommt und dass es ein schönes Spiel wird.“

Schön dürfte es werden, allerdings mit geringen Erfolgsaussichten für die Gastgeber. Der von der Koblenzer Trainerlegende Rudi Gutendorf begründete Mythos – „Die Lotto-Elf ist unschlagbar“ – hat, lässt man zwei aus der Reihe fallende Resultate außer Acht, bis heute Bestand. Nach bislang 166 Spielen (zuzüglich 20 Partien in der Halle) für den guten Zweck. Auf Rasen brachten es die Benefizkicker bislang auf ein Torverhältnis von 1856:348 – das verspricht auch für den 23. Juli den ein oder anderen Treffer.

Overath verpasst kaum ein Spiel

Rekordspieler des Teams ist mit 165 Einsätzen Wolfgang Overath; der frühere Mittelfeldzampano des 1.FC Köln führt auch in der „Lotto-Elf“ Regie; „unser Spiel ist sehr stark auf ihn zugeschnitten“, sagte Hermann Josef Ganser, der Organisator der Mannschaft, und hängte gleich noch eine Anekdote dran. Als Overath einmal wegen eines nicht zu verschiebenden Familienurlaubs fehlte, rief er anschließend bei Ganser an um zu erfahren, wie das Spiel gewesen sein. Gansers Antwort: „Schneller, Wolfgang, schneller.“

Doch Overath gehört auch zu Hans-Peter Briegels Aufgebot für Zornheim. Im Kader stehen zudem Ex-Profis wie Darius Wosz (dessen Frau Monika am Nachmittag einen Schnellkurs im Cheerleading geben wird), Andrzej Rudy, Matthias Scherz, Stefan Kuntz, Marco Haber und die beiden 05-Heroen Dimo Wache und Sven Demandt. „Insgesamt kommen wir auf 356 Länderspieleinsätze“, rechnete Glaser vor. „Und die geringen Aufwandsentschädigungen für die Spieler gehen nicht zu Lasten des Spendentopfes, sondern die übernimmt selbstverständlich Lotto Rheinland-Pfalz.“

Appel: Unter 26 Gegentoren bleiben

Apropos Spenden: Seit ihrem ersten Einsatz am 23. Januar 1999 hat die Benefizelf dazu beigetragen, insgesamt mehr als 1,78 Millionen Euro einzuspielen, die durchschnittliche Spendensumme pro Einsatz liegt bei rund 9500 Euro. Die Vereine, die das Team anfragen, müssen eine Mindestsumme garantieren; bis zu einem bestimmten Stichtag müssen 4000 Euro an Spenden auf das Stiftungskonto eingegangen sein. „Da schluckt mancher Verein“, sagte Ganser. Für die Zornheimer ist das jedoch kein Problem – schon jetzt sind 12.700 Euro im Topf. Hinzu kommen die Eintrittsgelder: Erwachsene zahlen 5, Jugendliche 2 Euro.

Und dafür bekommen sie dann zu sehen, wie sich die von Matthias Appel trainierte Zornheimer AH gegen die Stars aus der Affäre zieht. „Der Spaß soll im Vordergrund stehen“, sagte Appel. „Ich weiß, dass es schwer wird, bei so viel Länderspielerfahrung dagegenzuhalten. Aber wir werden in jedem Fall versuchen, unter 26 Gegentoren zu bleiben“ – 26:3 ist das bisherige Rekordergebnis der Lotto-Elf.

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