Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 22.11.2020

Erster Dreier dank Matetas Hattrick

Der FSV Mainz 05 hat seine Sieglosserie beendet. Beim SC Freiburg gewinnt das Team von Jan-Moritz Lichte mit 3:1 (3:0) und verlässt nicht nur das Tabellenende, sondern gleich alle potenziellen Abstiegsplätze. Bei aller Erleichterung formuliert der Trainer auch eine Mahnung.
Jean-Philippe Mateta gegen den von Mainz nach Freiburg ausgeliehenen Florian Müller: Dreimal gab der 05-Stürmer dem Torwart nach Nachsehen.
Jean-Philippe Mateta gegen den von Mainz nach Freiburg ausgeliehenen Florian Müller: Dreimal gab der 05-Stürmer dem Torwart nach Nachsehen. | René Vigneron

Freiburg. Als sich der Mannschaftsbus des FSV Mainz 05 am Sonntagabend auf den Heimweg machte, hatten die Insassen die Gewissheit: In wenigen Minuten würden sie Freiburg verlassen – und vor ein paar Minuten mehr hatten sie sich vom Tabellenende verabschiedet. Das ziert jetzt der FC Schalke 04, und auch an Arminia Bielefeld sowie dem 1.FC Köln sind die 05er vorbei. Weil sie sich am achten Spieltag im Kreis der Mannschaften zurückgemeldet haben, die in der Lage sind, Bundesligaspiele zu gewinnen: Dank eines Hattricks von Jean-Philippe Mateta beendeten sie ihre Sieglosserie mit einem 3:1 (3:0) beim SCF.

Für ihren Führungstreffer benötigten sie nur 61 Sekunden und das Glück, dass Schiedsrichter Martin Petersen in der Entstehung nach einem Mainzer Einwurf der Gäste im Kopfballduell zwischen Mateta und Baptiste Santamaria nicht auf Foulspiel des 05ers entschied, der seinen Kontrahenten wegschob und den Ball (für den Referee nicht zu erkennen) auch noch an die ausgestreckte Hand bekam. Petersen ließ laufen, Mateta eilte in die Spitze, nahm den Pass von Leandro Barreiro entgegen und schob den Ball rechts an Torwart Florian Müller vorbei.

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Streich nennt Schiri-Entscheidung „unfassbar“

„Mit diesem Start waren wir sehr gut bedient“, sagte 05-Trainer Jan-Moritz Lichte, derweil sein Freiburger Kollege den Treffer als unfassbar bezeichnete. Christian Streich betonte explizit, diese Szene sei nicht der Grund für die Niederlage seiner Mannschaft gewesen – „aber Mateta stößt Santamaria mit dem langen Arm um. Es ist unglaublich, dass der Schiedsrichter weiterlaufen lässt“.

Abgesehen davon haderte er jedoch mehr mit der eigenen Elf, der die Torgefährlichkeit und die Körperlichkeit fehle. „Es ist ehrenwert, wenn man so wenige Fouls macht, aber unser Zweikampfverhalten in der Umschaltbewegung war ganz schlecht.“ Und dass er, davon ausgehend, die Mainzer würden mit einer Dreierkette auflaufen, dies im Training hatte simulieren lassen, habe man ebenfalls nicht gemerkt.

Auf Dreierkette umgestellt

Hingegen ging Jan-Moritz Lichtes Plan auf. Zwei Spieler musste er im Vergleich zum Schalke-Spiel vor zwei Wochen ersetzen; für den gelbgesperrten Danny Latza und den erkälteten Jonathan Burkardt kamen Levin Öztunali und Robin Quaison in die Mainzer Anfangself. Und einen dritten wollte er austauschen: In der Innenverteidigung erhielt Alexander Hack den Vorzug vor Luca Kilian. Den Ausschlag dafür hatten die besseren Trainingseindrücke gegeben, die der 27-Jährige gegenüber dem Neuzugang hinterlassen hatte, sowie seine Qualität im Kopfballspiel, erläuterte der Coach.

Das Ganze kombinierte Lichte mit der Umstellung auf ein 3-4-2-1-System, in dem die Außenbahnspieler Öztunali und Daniel Brosinski defensiv an die Seite der Innenverteidiger rücken sollten, um die Freiburger Flanken zu unterbinden. „Insgesamt ist uns das gut gelungen“, sagte der Trainer, auch wenn seine Formation vor allem auf der linken Bahn bisweilen Mühe mit dem gegnerischen Flügelspiel hatte. Gefährliche Abschlüsse jedoch ließ sie kaum zu. In der Regel stoppten die Mainzer die Aktionen spätestens, indem sie einen Fuß, ein Bein oder einen Körper in den Schuss stellten. Torwart Robin Zentner musste erstmals in der Schlussphase der ersten Halbzeit ernsthaft eingreifen.

Kaum Ballbesitz, aber viele Hochkaräter

Ballgewinne, bevorzugt in der gegnerischen Hälfte, und schnelles Umschalten waren zuletzt Mainzer Stärken – diesmal kamen die entsprechenden Abschlüsse dazu. Mit Matetas erstem Streich war im Prinzip das Muster vorgegeben. Derweil die Freiburger vor der Pause einen Ballbesitzanteil von bis zu 82 Prozent hatten, strahlten die 05er nach Balleroberungen ein ums andere Mal Gefahr aus.

Wie in der neunten Minute, als sie nach einem SC-Freistoß den Konter aus dem eigenen in den gegnerischen Strafraum liefen, Mateta auf den Abschluss verzichtete, sein Querpass auf Jean-Paul Boëtius aber nicht hart genug geriet; Dominique Heintz spitzelte den Ball zur Ecke. Drei Minuten später blieb Daniel Brosinski Zweikampfsieger gegen Jonathan Schmid, schickte Mateta, der Dominique Heintz mit zwei Übersteigern aussteigen ließ. Bis er zum Abschluss kam, war ihm sein einstiger Mannschaftskamerad Müller jedoch weit und breit genug entgegengekommen, um den Schuss aus kurzer Distanz zu parieren.

Doch aufgeschoben war nicht aufgehoben: Als der Freiburger Schlussmann einen strammen 18-Meter-Schuss des nicht angegriffenen Quaison nur prallen lassen konnte, staubte der Franzose ab (34.). Und sechs Minuten später veredelte er einen brillanten Schnittstellenpass von Boëtius mit dem 3:0. Dabei blieb es bis zur Halbzeit. Auch, weil Zentner in der 45. Minute einen Schuss Jonathan Schmids aus kurzer Distanz aufs kurze Eck parierte.

Petersen verkürzt

„Wenn du zur Pause 3:0 führst, hast du gefühlt viel richtig gemacht“, sagte Lichte nach dem Spiel. Dennoch sei man sich auf Seiten der Gäste immer bewusst gewesen, dass dieser Zwischenstand noch keine Vorentscheidung bedeutete. „Wir wussten, dass Freiburg rankommen kann.“

Und der SC kam heran. Zwar nagelte Mateta nach einer Stunde den Ball aus spitzem Winkel ans Lattenkreuz, bis in Schlussphase hinein kamen die Gäste jedoch kaum noch zu Umschaltgelegenheiten. Stattdessen drängten die Freiburger, insbesondere nachdem Nils Petersen auf 1:3 verkürzt hatte (63.). Roland Sallai war zweimal binnen einer Minute zum Abschluss gekommen, den zweiten Versuch wehrte Zentner zwar zur Seite ab, doch Petersen lauerte genau auf diese Chance und schob ein. Einige brenzlige Szenen im Mainzer Strafraum, der Ex-05er Lucas Höler vergab die größte Möglichkeit auf den Anschlusstreffer. Doch Lichtes Leute überstanden die Drucksituationen unbeschadet.

Nichts geht automatisch

„Nach dem Gegentor sind wir ein bisschen unsicherer geworden“, sagte der Mainzer Trainer, der ungeachtet dessen das Gefühl hatte, der Sieg sei verdient. Christian Streich widersprach ihm nicht.

Der erste Dreier in dieser Saison war aus Sicht der 05er der wichtigste Aspekt an diesem Nachmittag. Den zweitwichtigsten formulierte Jan-Moritz Lichte in der Pressekonferenz: „Wir empfinden Freude und eine gewisse Erleichterung – wir dürfen aber nicht das Gefühl mitnehmen, dass jetzt alles weitere automatisch folgt.“

 

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