Peter H. Eisenhuth | 08.05.2025

Bestzeit laufen? In Mainz laufen!

Nicht nur bei den Eliteläufern purzeln beim Gutenberg-Halbmarathon die Rekorde. Auch im großen Feld absolvieren zahlreiche Teilnehmer so schnell wie noch nie. Viel Lob gibt’s für die Strecke und den Support. Und zwei Musiker stehen für beeindruckende Kontinuität. Der Nachklapp zum gelungenen Lauvevent.
Wer beim Gutenberg-Halbmarathons das Ziel erreichte, bekam eine dieser Medaillen.
Wer beim Gutenberg-Halbmarathons das Ziel erreichte, bekam eine dieser Medaillen. | Eva Willwacher
...und das gelang inklusive des 10-Kilometer-Laufs 9109 Teilnehmerinnen und Teilnehmern...
...und das gelang inklusive des 10-Kilometer-Laufs 9109 Teilnehmerinnen und Teilnehmern... | Eva Willwacher
...zum Beispiel dem Mainzer Daniel Trollmann, hier noch auf dem Leichhof...
...zum Beispiel dem Mainzer Daniel Trollmann, hier noch auf dem Leichhof... | Eva Willwacher
...wo „Two and a box“, Hajo Gehrmann (l.) und Rainer Tiefenbach für noch bessere Stimmung sorgen, als ohnehin schon herrscht.
...wo „Two and a box“, Hajo Gehrmann (l.) und Rainer Tiefenbach für noch bessere Stimmung sorgen, als ohnehin schon herrscht. | Peter H. Eisenhuth
Dürfen beim Gutenberg-Marathon nicht fehlen, laufen aber an Rosenmontag durch die Stadt: Stefan Dötsch und seine Schwellköpp.
Dürfen beim Gutenberg-Marathon nicht fehlen, laufen aber an Rosenmontag durch die Stadt: Stefan Dötsch und seine Schwellköpp. | Eva Willwacher
Soeben hat Mario Henning die Peterskirche passiert, nach 1:31:50 wird er wieder ins Ziel kommen...
Soeben hat Mario Henning die Peterskirche passiert, nach 1:31:50 wird er wieder ins Ziel kommen... | Eva Willwacher
...von wo aus Rennleiter Jo Schindler und Bürgermeister Günter Beck dem Starterfeld hinterherschauen.
...von wo aus Rennleiter Jo Schindler und Bürgermeister Günter Beck dem Starterfeld hinterherschauen. | Eva Willwacher
Hannah Gumm vom SRL Koblenz kommt aus dem Hunsrück, läuft erstmals in Mainz und bereitet sich auf die Triathlonsaison vor.
Hannah Gumm vom SRL Koblenz kommt aus dem Hunsrück, läuft erstmals in Mainz und bereitet sich auf die Triathlonsaison vor. | Peter H. Eisenhuth
Noch sind sie erst am Höfchen, doch alle sollen wissen...
Noch sind sie erst am Höfchen, doch alle sollen wissen... | Eva Willwacher
...was Noemi aus Mainz ihren Freunden vom TV Alzey versichert. Die Kraft der Autosuggestion...
...was Noemi aus Mainz ihren Freunden vom TV Alzey versichert. Die Kraft der Autosuggestion... | Peter H. Eisenhuth
Mit solchen Botschaften muntern...
Mit solchen Botschaften muntern... | Peter H. Eisenhuth
...Josie Tiemann und die Streckenpartycrew der Meenz Runners ihre Leute auf.
...Josie Tiemann und die Streckenpartycrew der Meenz Runners ihre Leute auf. | Peter H. Eisenhuth
So weit die Füße tragen.
So weit die Füße tragen. | Eva Willwacher
Noch ist die Spitze dicht beisammen...
Noch ist die Spitze dicht beisammen... | Eva Willwacher
...am Ende aber bringt der Kenianer James Kipkurui in neuer Streckenrekordzeit von 1:00:50 Stunde...
...am Ende aber bringt der Kenianer James Kipkurui in neuer Streckenrekordzeit von 1:00:50 Stunde... | Eva Willwacher
...32 Sekunden zwischen sich und den Deutschen Marathon-Meister Samuel Fitwi.
...32 Sekunden zwischen sich und den Deutschen Marathon-Meister Samuel Fitwi. | Eva Willwacher
Der drittplatzierte Joshua Munyoto (r.) ist in 1:01:24 nur zwei Sekunden langsamer als Samuel Fitwi.
Der drittplatzierte Joshua Munyoto (r.) ist in 1:01:24 nur zwei Sekunden langsamer als Samuel Fitwi. | Eva Willwacher
Auch wenn's mal nicht nach Wunsch läuft, wie bei der deutschen Mitfavoritin Domenika Mayer: ...
Auch wenn's mal nicht nach Wunsch läuft, wie bei der deutschen Mitfavoritin Domenika Mayer: ... | Eva Willwacher
...das Staatstheater erinnert daran, dass aufzugeben keine Option ist.
...das Staatstheater erinnert daran, dass aufzugeben keine Option ist. | Eva Willwacher
Nic Ihlow vom SC DHfK Leipzig wurde 16. in 1:09:45 Stunde, vor allem aber fungierte als Pacemaker für...
Nic Ihlow vom SC DHfK Leipzig wurde 16. in 1:09:45 Stunde, vor allem aber fungierte als Pacemaker für... | Eva Willwacher
...die Belgierin Hanne Verbruggen, die er zu einer neuen Bestzeit von 1:09:43 und auf den dritten Platz der Frauenwertung führte.
...die Belgierin Hanne Verbruggen, die er zu einer neuen Bestzeit von 1:09:43 und auf den dritten Platz der Frauenwertung führte. | Eva Willwacher
Schnellste Frau und fast eine Minute unter dem Streckenrekord war die Kenianerin Esther Kipkech in 1:08:52...
Schnellste Frau und fast eine Minute unter dem Streckenrekord war die Kenianerin Esther Kipkech in 1:08:52... | Eva Willwacher
...ebenfalls unter der alten Bestmarke blieb die zweitplatzierte Kenianerin Rency Kogo (l.).
...ebenfalls unter der alten Bestmarke blieb die zweitplatzierte Kenianerin Rency Kogo (l.). | Eva Willwacher
Andreas Manthe vom Stiftungsvorstand der Sparda-Bank freute sich: 3276 Euro kamen für die „Herzenssache“ zusammen.
Andreas Manthe vom Stiftungsvorstand der Sparda-Bank freute sich: 3276 Euro kamen für die „Herzenssache“ zusammen. | Peter H. Eisenhuth
Da freut sich auch Mutter Cordula: Tochter Tabea, seit viereinhalb Jahren in Berlin zu Hause, verbindet ihren Halbmarathonstart mit einem Familienbesuch.
Da freut sich auch Mutter Cordula: Tochter Tabea, seit viereinhalb Jahren in Berlin zu Hause, verbindet ihren Halbmarathonstart mit einem Familienbesuch. | Peter H. Eisenhuth
Schmerzen verspürte Daniel Eppens schon nach fünf Kilometern. Dennoch rannte der Wiesbadener in 1:25,44 Stunde eine neue Bestzeit.
Schmerzen verspürte Daniel Eppens schon nach fünf Kilometern. Dennoch rannte der Wiesbadener in 1:25,44 Stunde eine neue Bestzeit. | Peter H. Eisenhuth
Ohne Training und ohne Erwartungen ist Oliver Kalb an den Start gegangen – aber sein Körper hat nichts vergessen. Ergebnis: 1:34:36.
Ohne Training und ohne Erwartungen ist Oliver Kalb an den Start gegangen – aber sein Körper hat nichts vergessen. Ergebnis: 1:34:36. | Peter H. Eisenhuth
Happy mit ihrer Zeit von 1:52:00: Marianne Statt.
Happy mit ihrer Zeit von 1:52:00: Marianne Statt. | Peter H. Eisenhuth
 Sechseinhalb Jahre nach einem schweren Verkehrsunfall mit bis vor Kurzem andauernder Reha legte der ehemalige ASC-Basketballer Alain Mandana die 21 Kilometer in 2:10:43 Stunden zurück. Die Startnummer hatte er von einem Bekannten übernommen.
Sechseinhalb Jahre nach einem schweren Verkehrsunfall mit bis vor Kurzem andauernder Reha legte der ehemalige ASC-Basketballer Alain Mandana die 21 Kilometer in 2:10:43 Stunden zurück. Die Startnummer hatte er von einem Bekannten übernommen. | Peter H. Eisenhuth
Kaum zu glauben, dass dieser Hinweis nötig ist...
Kaum zu glauben, dass dieser Hinweis nötig ist... | Peter H. Eisenhuth

Mainz. Irgendwo zwischen 100 und 150 hat sich die Zahl der Starterinnen und Starter eingependelt, die regelmäßig mit den „Meenz Runners“ ihre Runden drehen. Josie Tiemann ist nicht dabei. „Das ist das erste Mal, dass ich zugucke, statt selbst zu laufen, aber irgendjemand muss ja die Streckenparty organisieren“, sagt sie kurz vor dem Startschuss des Gutenberg-Halbmarathons und lacht. „Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass die Steigung in der Quintinsstraße in diesem Jahr entfällt, hätte ich mich sofort wieder angemeldet.“

Das vorab gemachte Gruppenfoto könnte Aufschluss darüber geben, wie viele ihrer Lauffreundinnen und -freunde an diesem Tag durch die Stadt rennen. Tut es aber nicht ganz, denn: „Die ganz nervösen Hasen waren nicht dabei, sondern schon am Start, um sich aufzuwärmen.“

Als Standort haben die „Meenz Runners“-Supporters das Café „Butterfly Garden“ in der Großen Langgasse gewählt. Die Kooperation kam über eine befreundete Gruppe zustande, „und es ist der perfekte Platz“, sagt Josie Tiemann. „Hier haben wir die Gelegenheit, unsere Leute kurz nach dem Start anzufeuern und bei Kilometer 18, wenn sie jede Unterstützung brauchen können…“

Manche singen mit

Auf dem Leichhof stehen „Two and a box“, ein unverzichtbarer Bestandteil schon des vor 25 Jahren ins Leben gerufenen Gutenberg-Marathons. „Unser Repertoire reicht von Abba bis Zappa“, sagt Sänger Hajo Gehrmann. „Wenn die Leute deutschen Schlager hören wollen, kriegen sie den auch“, ergänzt Rainer Tiefenbach und lacht. „Das muss aber nicht sein“ – und wird auch nicht eingefordert.

Gitarrist Tiefenbach ist mit wechselnden Partnern seit der Premiere dabei, Gehrmann stieß 2010 dazu. Warum die beiden Wiesbadener an einem Sonntag um halb acht aufstehen, um notfalls bei Wind und Wetter in der Nachbarstadt zu musizieren? „Weil’s uns Spaß macht, zu singen und die Läufer zu motivieren“, sagt Gehrmann. Feedback für ihre Arbeit ernteten sie reichlich. „Die Leute warten schon auf uns, sie freuen sich, wenn sie um die Ecke kommen und uns sehen. Teilweise singen sie sogar mit.“

Unvergessen: Bei der Premiere im Jahr 2000 standen „Two and a box“ in Weisenau, und Tiefenbachs damaliger Kompagnon lief einige Meter mitsamt seinem Bass und ohne das Singen einzustellen mit. „Damit hat er es sogar groß in die Zeitung geschafft. In den folgenden Jahren bauten die Musiker ihre Box auf dem Neubrunnenplatz auf – und ermunterten manchen einsam sich quälenden Marathoni auf der zweiten Runde bei Bullenhitze zu letzten Kraftanstrengungen mit „El Condor pasa“…

Perfekte Strecke

Trotz der nur noch halben Distanz und angenehmer Lauftemperaturen schleppt sich auch diesmal manch überforderter Körper über den Asphalt. Wer zweieinhalb Stunden nach dem Start gerade erst die Christuskirche erreicht, dürfte Mühe haben, ins Ziel zu kommen, bevor es geschlossen wird.

Daniel Eppens hatte derlei Probleme nicht. „Haste noch Schmerzen?“ prangt es ihm von einem Pappschild entgegen. „Ja“, gibt er zu, und zwar seit dem fünften Kilometer. „Ich bin vorigen Sonntag den Hamburg-Marathon gelaufen und zwei Wochen vorher in Lissabon. Meine Beine sind ziemlich im Arsch.“ Dennoch reichte es für den Mann vom Run Unity Club Wiesbaden in 1:25,44 zu einer neuen Bestzeit. „Schöne flache Strecke, gute Stimmung, geiler als in Frankfurt“, sagt er nach seinem Mainzer Debüt. „Ich kann das nur jedem empfehlen.“

Dem schließt sich Steffen Suffel, ebenfalls erstmals in Mainz am Start, an. „Perfekte Bedingungen“, urteilt der Mann aus Großwallstadt, einem Ort bei Aschaffenburg mit großer Handballtradition („Die älteren Semester kennen das“). Er gehörte zu einer Gruppe, die sich hinter einem der offiziellen Pacemaker geschart hatte, „anfangs waren wir 100 Leute, am Ende noch zu zehnt“. Nach 1:29:13 war für Suffel („Ursprünglich bin ich auch Handballer“) Schluss. Sein Fazit: „Wenn man Bestzeit laufen will, hat Mainz die richtige Strecke.“

Der Körper erinnert sich

Neben der Streckenführung loben die Teilnehmer immer wieder auch die Stimmung an der Strecke. „Noch besser als vor einem Jahr“, versichert Oliver Kalb nach dem sechsten Halbmarathon in seiner Heimatstadt. Mit dem Bau eines Hauses beschäftigt, habe er weder Zeit fürs Training noch wie auch immer geartete Erwartungen an sich selbst gehabt – „aber der Körper erinnert sich an das, was er mal trainiert hat“, kommentiert er seine 1:34:36 erfreut.

„Super geiles Wetter, geniale Stimmung und eine gelungene Anpassung der Strecke“, bezieht sich Marianne Statt, zufälligerweise wie Kalb für die Laufleben-Running-Crew unterwegs, auf den nicht mehr vorhandenen Anstieg in der Quintinsstraße. „Ich hatte vorher gut Gas gegeben, deshalb war ich froh, dass ich dort nicht mehr hoch musste.“ Vorgenommen hat sie sich eine Zeit unter zwei Stunden, diese Marke unterbot sie glatt um acht Minuten. „Ich bin happy.“

Gelegenheit für einen Familienbesuch

Happy ist auch Cordula Jendras. Zwar läuft die Nachwuchsgruppentrainerin des USC Mainz nicht selbst, doch der Gutenberg-Halbmarathon hat Tochter Tabea mal wieder nach Hause geführt. Die lebt seit viereinhalb Jahren in Berlin, ist dort auch, wie einst im Heimatverein im SSC als Trainerin tätig. Für das Rennen in der Bundeshauptstadt hatte sie keinen Startplatz bekommen. „Deswegen will ich durch Mainz laufen, da kenne ich mich schließlich aus“, sagt sie vor dem Start.

Zweieinhalb Stunden später gesteht sie, von Kilometer 12 bis Kilometer 18 habe es wehgetan. „Und dann standen wir an der Strecke und alles war gut“, sagt die Mutter. Hätte die Familie halt mal besser auf Höhe des 13. Kilometers gestanden, dann wären die Schmerzen schneller verflogen und die Tochter noch früher ins Ziel gekommen. „Aber auch so war ich deutlich schneller als geplant“, sagt Tabea Jendras. Ihre Zeit: 1:43:20 Stunde.

OB traut sich eine Bestzeit zu

Die Atmosphäre in Kombination mit dem nahezu optimalen Laufwetter beflügelte selbst Menschen, die sich nur als Zuschauer im Umfeld von Start und Ziel aufgehalten hatten. Wie Nino Haase: „Da würde ich mir auch noch eine neue persönliche Bestzeit zutrauen“, sagte der parteilose Oberbürgermeister.

„Tolle Bilder der Sportstadt“ habe der Halbmarathon transportiert, der Finisherrekord sei trotz der am Freitag unvermittelt verkündeten Hiobsbotschaft der Bahn zustande gekommen, den S-Bahn-Betrieb in Mainz für drei Wochen einzustellen. „Jetzt wollen wir die Bilder nach draußen tragen, damit nächstes Jahr noch mehr Leute mitmachen wollen.“

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